Am Horizont über dem gewölbten See sieht man
sie abends aus dem Dunkeln glitzern: die Lichter des Hafenstädtchens
Langenargen. Und an sichtigen Tagen stechen die markanten Umrisse des Schlosses
Montfort mit seinen maurischen Stilelementen im Westen der Silhouette ins Auge.
Wie Arbon hat auch Langenargen sein Schloss
– neben dem Rathausplatz eines der Wahrzeichen.
Eine weitere Gemeinsamkeit ist heute noch,
dass große Teile des Seeanstossgebietes öffentlich zugänglich sind. Die
Partnergemeinde über dem See ist aber den meisten Arbonern wenig bekannt – im
Gegensatz zu Friedrichshafen (via Fähre ab Romanshorn), Meersburg und Lindau.
Dabei besteht seit der Seegfrörni 1963 eine Städtepartnerschaft. Damals
verband eine geschlossene Eisdecke Arbon und Langenargen. Sie war eine Brücke für
Hunderttausende, die zwischen den Ufern pendelten. Seither statten die Behörden
einander alljährlich Besuche ab.
Ansonsten waren die Besucherströme gering,
was bis vor kurzem mit der umständlichen Erreichbarkeit zu tun hatte, wenn man
nicht gerade mit dem Velo um den Bodensee unterwegs war.
Lange war für eine Querverbindung per Schiff
gekämpft worden. Heute gibt es, was noch nicht überall durchgedrungen ist, in
der Hauptsaison täglich zwei Kursverbindungen, die durch die Schweizerische
Bodensee-Schifffahrt gewährleistet werden. Bequem lässt sich so mit der 35minütigen
Überfahrt über das «Schwäbische Meer» ein fünfeinhalbstündiger Aufenthalt
in der 8800-Seelen-Gemeinde kombinieren.
Was Ankömmlingen sofort auffällt: die
touristische Ausrichtung der Ufermeile: Gastwirtschaften, Hotels, Biergärten
unter bäumigen Schattendächern, Ferienhäuser, Souvenirläden. Die
Uferpromenade, die ein bisschen südländisches Flair versprüht, ist belebt,
aber nicht überladen, und das (Ferien-)Leben nicht hektisch.
Der baumbestandene Stadtpark am See lädt zum
Verweilen am Schatten oder im Gras unter der Sonne ein. Das flache Kiesufer wird
als Badestrand benützt, obschon auf das Strandbad weiter östlich hingewiesen
wird.
Das gemütliche Caché ist vor allem etwas für
Urlauber im gesetzteren Alter. Die südliche Lage mit Blick auf das hügelige
Schweizer Ufer mit dem majestätisch thronenden Alpstein und die ruhige Lage prädestinieren
Langenargen als Ferienort. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig,
sagt denn auch Bürgermeister Rolf Müller, seit 28 Jahren schon im Amt: «Pro
Saison verzeichnen wir eine Viertelmillion Übernachtungen.» Im Vergleich zu
Arbon ist das fast Faktor zehn.
Der beschauliche Ortskern mit dem Marktplatz,
den Museum, Rathaus und Kirche säumen, ist gepflegt und einladend wie die
Uferpromenade, die sich bis zur Malerecke bei der Argen-Mündung hin erstreckt.
Dort befindet sich der neue Sitz des Internationalen Seenforschungsinstitutes.
Beliebt ist Langenargen auch als Station für Radwanderer.
Der Ort ist ausgesprochen ruhig. Fern der
Landzunge zwischen den Flüssen Schussen und Argen, drei Kilometer landeinwärts,
bewegt sich der Durchgangsverkehr über die Bundesstrasse. Tagsüber hat die
Sonne im Blick, wer von der Parkbank oder vom Hotelbalkon über den glitzernden
See schaut. Das macht vom Feeling her schon einen Unterschied, als sie – wie
am schweizerischen Ufer – im Rücken zu haben.
Essen kann man gut und dank tiefem Euro-Kurs
preiswert. Neben dem Flanieren und Baden bleibt Zeit für einen Museumsbesuch,
eine Schlossbesichtigung und die Erkundung der Naturgebiete – zum Beispiel
barfuss über einen speziellen Erlebnispfad. Das Horn des SBS-Motorschiffs mahnt
zum Einsteigen. Bei der Überfahrt im Antlitz der Sonne weht eine laue Brise.
Der Bodensee zeigt sich von seiner mächtigen Größe. An Bord ist man den Ufern
und der Zeit entrückt. Bis die Arboner Skyline näher rückt – im Gegenlicht
geprägt durch große Baukräne.
(Max
Eichenberger/St. Galler
Tagblatt v. 26.07.10)