Sein eigener Chef sein

Die Schifffahrt liegt dem heute 34jährigen Michael Popp im Blut. Dass er stolzer Besitzer des nun 75jährigen Motorschiffs Arbor Felix ist, wurde ihm zwar nicht in die Wiege gelegt, doch bereits mit 14 Jahren befuhr er mit dem Motorboot vom Nachbarn den Bodensee. Noch während der Lehre begann er die Ausbildung für das gewerbsmäßige Fahren mit Motorschiffen bis 60 Personen. Im Alter von 21 Jahren bestand er die Prüfung und war damit der jüngste Kapitän auf dem Bodensee. 1997 kaufte er das Motorschiff.

Auch wenn er oft zu den Kollegen hinaufblickt, die bei der Bodenseeschifffahrt ihren Job ausführen, so ist er doch stolz, bei seiner Arbeit mit der «Arbor Felix» sein eigener Chef zu sein. «Dank dem Einsatz von Bruno Kugler arbeite ich heute 100 Prozent neben den Fahrten mit der <Arbor Felix>.» Dass ihm das Motorboot am Herzen liegt ist bei seinen Schilderungen über die sporadischen Sanierungsarbeiten nicht zu überhören.

(St. Galler Tagblatt  v. 20.07.09)

 

Vom Cockpit auf das Motorschiff

Seit seinem 35. Lebensjahr war Bruno Kugler aus Brütten ZH bei der Rega tätig, davon 16 Jahre als Chefpilot. Jetzt hat er die Prüfung als Schiffsführer auf dem Bodensee bestanden und fährt auf dem Motorschiff Arbor Felix.

Zufrieden lehnt sich Bruno Kugler zurück. Auf dem Bodensee fühlt sich der Zürcher wohl, das Motorschiff Arbor Felix ist fast seine zweite Heimat geworden. Das Schiff, das in diesem Jahr den 75. Geburtstag feiern kann und von der damaligen Schiffsbaufirma Vogt-Gut in Arbon erbaut wurde, hat es ihm angetan. Und wenn er in diesen Tagen seine ersten Passagierfahrten ab Arbon mit dem Motorschiff unternommen hat, so hat er für die Erreichung seines Ziels im Ruhestand Geld und viel Zeit investiert.

Langjähriger Pilot

Kugler blickt auf eine lange Karriere als Pilot zurück. Seine Linienpilotenlizenz machte er bei der damaligen Schweizerischen Luftverkehrsschule. Nach Jahren des Fliegens als Privatpilot trat er als 35-Jähriger in die Rega ein, der er bis zur Pensionierung treu geblieben ist. Und dies sozusagen an vorderster Front, nämlich von 1975 bis 1991 als Chefpilot. Stets war er mit den düsengetriebenen Ambulanzflugzeugen des Unternehmens in aller Welt unterwegs.

Fasziniert von der Technik

Sein erstes Zusammentreffen mit dem Schiffseigner Michael Popp auf der «Arbor Felix» anlässlich einer Gesellschaftsfahrt war für ihn richtungweisend. Er erinnert sich: «Sofort interessierte mich das Schiff mit seiner Technik und seinen Fahreigenschaften mehr als die Aussicht auf den See. Das Beobachten von Steuermann Popp war für mich Faszination pur.» Nach Jahrzehnten in den Lüften verspürte er den Drang, ein solches Schiff selbst fahren zu können.

Guter Draht zum Schiffseigner

Wer den neuen Steuermann heute mit der Familie von Michael Popp antrifft, spürt, dass der Draht nicht nur zum Schiff vorhanden ist, sondern auch zum Umfeld. Bruno Kugler musste 480 Stunden Fahrpraxis auf der «Arbor Felix» vorweisen, um zur Prüfung zugelassen zu werden. Doch hat er sich in den vergangenen Jahren auch bei den Restaurationsarbeiten des Motorschiffs nützlich gemacht und damit eine intensive Verbindung sowohl zum Schiff als auch zur Familie Popp gefunden.

Mit Blick zurück auf die bestandene Prüfung für das gewerbsmäßige Fahren von Motorschiffen bis 60 Personen sagt Kugler, dass das Unterfangen nicht einfach, doch insgesamt eine große Herausforderung gewesen sei. Sämtliche Szenarien seien im praktischen Teil der Prüfung durchgespielt worden. «Während der Ausbildung und der Prüfung war meine Erfahrung als Pilot stets nützlich, weil hier gewisse Parallelen bestehen», sagt Bruno Kugler.

Veränderte Einsatzbedingungen

Während in den Jahren 1934 bis 1968 noch 60 Personen auf dem Schiff Platz fanden, das in erster und zweiter Klasse unterteilt war, hat sich heute die Zahl auf 42 reduziert. Der Oldtimer wird nicht mehr in der Linienschifffahrt eingesetzt, sondern als Ausflugschiff. Der Umbau wurde nötig und der Einbau einer kleinen Küche unabdingbar. Das Erlebnis See, die Gemütlichkeit und der Genuss kulinarischer Leckereien stehen bei den Gesellschaftsfahrten auf dem ganzen Bodensee im Vordergrund.

Dass sich sein Dienstantritt ausgerechnet im Jubiläumsjahr der «Arbor Felix» vollzieht, erfüllt Bruno Kugler mit Stolz. Der frischgebackene Kapitän sieht sich denn auch nicht nur als Schiffsführer, sondern akzeptiert die Tatsache, dass Staub wischen, Trinkgläser reinigen und die Vorbereitungen für die nächste Fahrt in seinen Aufgabenbereich fallen. «Es ist mein oberstes Ziel, dass die Fahrgäste zufrieden sind und sich auf dem Schiff wohl und sicher fühlen. Dafür setze ich mich ein.»

www.arbor-felix-schifffahrt.ch

(Fritz Heinze/St. Galler Tagblatt v. 20.07.09)

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