Zufrieden lehnt sich Bruno Kugler zurück. Auf
dem Bodensee fühlt sich der Zürcher wohl, das Motorschiff Arbor Felix ist fast
seine zweite Heimat geworden. Das Schiff, das in diesem Jahr den 75. Geburtstag
feiern kann und von der damaligen Schiffsbaufirma Vogt-Gut in Arbon erbaut
wurde, hat es ihm angetan. Und wenn er in diesen Tagen seine ersten
Passagierfahrten ab Arbon mit dem Motorschiff unternommen hat, so hat er für
die Erreichung seines Ziels im Ruhestand Geld und viel Zeit investiert.
Kugler blickt auf eine lange Karriere als
Pilot zurück. Seine Linienpilotenlizenz machte er bei der damaligen
Schweizerischen Luftverkehrsschule. Nach Jahren des Fliegens als Privatpilot
trat er als 35-Jähriger in die Rega ein, der er bis zur Pensionierung treu
geblieben ist. Und dies sozusagen an vorderster Front, nämlich von 1975 bis
1991 als Chefpilot. Stets war er mit den düsengetriebenen Ambulanzflugzeugen
des Unternehmens in aller Welt unterwegs.
Sein erstes Zusammentreffen mit dem
Schiffseigner Michael Popp auf der «Arbor Felix» anlässlich einer
Gesellschaftsfahrt war für ihn richtungweisend. Er erinnert sich: «Sofort
interessierte mich das Schiff mit seiner Technik und seinen Fahreigenschaften
mehr als die Aussicht auf den See. Das Beobachten von Steuermann Popp war für
mich Faszination pur.» Nach Jahrzehnten in den Lüften verspürte er den Drang,
ein solches Schiff selbst fahren zu können.
Wer den neuen Steuermann heute mit der Familie
von Michael Popp antrifft, spürt, dass der Draht nicht nur zum Schiff vorhanden
ist, sondern auch zum Umfeld. Bruno Kugler musste 480 Stunden Fahrpraxis auf der
«Arbor Felix» vorweisen, um zur Prüfung zugelassen zu werden. Doch hat er
sich in den vergangenen Jahren auch bei den Restaurationsarbeiten des
Motorschiffs nützlich gemacht und damit eine intensive Verbindung sowohl zum
Schiff als auch zur Familie Popp gefunden.
Mit Blick zurück auf die bestandene Prüfung
für das gewerbsmäßige Fahren von Motorschiffen bis 60 Personen sagt Kugler,
dass das Unterfangen nicht einfach, doch insgesamt eine große Herausforderung
gewesen sei. Sämtliche Szenarien seien im praktischen Teil der Prüfung
durchgespielt worden. «Während der Ausbildung und der Prüfung war meine
Erfahrung als Pilot stets nützlich, weil hier gewisse Parallelen bestehen»,
sagt Bruno Kugler.
Während in den Jahren 1934 bis 1968 noch 60
Personen auf dem Schiff Platz fanden, das in erster und zweiter Klasse
unterteilt war, hat sich heute die Zahl auf 42 reduziert. Der Oldtimer wird
nicht mehr in der Linienschifffahrt eingesetzt, sondern als Ausflugschiff. Der
Umbau wurde nötig und der Einbau einer kleinen Küche unabdingbar. Das Erlebnis
See, die Gemütlichkeit und der Genuss kulinarischer Leckereien stehen bei den
Gesellschaftsfahrten auf dem ganzen Bodensee im Vordergrund.
Dass sich sein Dienstantritt ausgerechnet im
Jubiläumsjahr der «Arbor Felix» vollzieht, erfüllt Bruno Kugler mit Stolz.
Der frischgebackene Kapitän sieht sich denn auch nicht nur als Schiffsführer,
sondern akzeptiert die Tatsache, dass Staub wischen, Trinkgläser reinigen und
die Vorbereitungen für die nächste Fahrt in seinen Aufgabenbereich fallen. «Es
ist mein oberstes Ziel, dass die Fahrgäste zufrieden sind und sich auf dem
Schiff wohl und sicher fühlen. Dafür setze ich mich ein.»
www.arbor-felix-schifffahrt.ch
(Fritz
Heinze/St. Galler
Tagblatt v. 20.07.09)