Seegrasrasenmäher putzt Hafen und Kleinen See
Seekuh heißt der riesige Rasenmäher, der in
diesen Tagen auf den Lindauer Wasserflächen unterwegs ist. Und zwar heißt
diese Seekuh wirklich so, der Name steht in dicken schwarzen Buchstaben auf der
Seite des Arbeitsschiffs, und ist nicht nur ein Spitzname, wie der des
Arbeitsbootes der Seemeisterstelle Lindau, das offiziell Claudia heißt. Diese
Seekuh also kommt aus Konstanz, genauer gesagt aus Moos, wo sie sonst mit ihren
Freundinnen auf der Weide liegt und gemütlich Seegras wiederkäut. Sie gehört
dem Regierungspräsidium Freiburg, der oberste Seekuhhirte heißt Helmut Brütsch,
und der hat sie in fünfeinhalbstündiger Fahrt von Konstanz nach Lindau
geritten.
Und hier macht sie seit vorgestern sauber. Am
Dienstag und gestern Vormittag war sie unter den Augen zahlreicher Neugieriger
im Hafen unterwegs und fraß Seegras . Dazu senkt sie ihr 1,40 Meter breites
Maul ins Wasser. Diesem Maul sollte man nicht zu nahe kommen, denn es ist
rechts, links und auf der Unterseite mit scharfen Zahnreihen versehen, die die
Seekuh nach Art einer Heckenschere hungrig fletscht.
Einen gewaltigen Hunger entwickelt diese Kuh.
Acht Kubikmeter Seegras passen in ihren fast fünf Meter langen Magen, und um
den zu füllen, braucht sie im Hafenbecken nicht lange. Eine gute Stunde ist
Helmut Brütsch mit seiner Arbeitskuh und seinen Mitarbeitern unterwegs, bis der
Magen voll ist. Dann geht's ans Hafeneck, wo ein Mitarbeiter des Lindauer
Bauhofs wartet, um die Kuh zu melken. Sie spuckt die Grasballen aus, garniert
mit diversen Treibhölzern, leeren Flaschen, einem Tennisball und sogar einem
einzelnen alten Schuh.
Brütsch berichtet, dass die Kuh in ihrem
achtjährigen Leben schon einiges zu sich genommen habe, was man zumindest auf
den ersten Blick im See nicht erwartet. Ein Fahrrad zum Beispiel oder diverse
Einkaufswagen, aber wirklich unangenehme Sachen wie zum Beispiel Wasserleichen
habe seine Kuh bislang zum Glück noch nicht ans Tageslicht gebracht. 30
Kubikmeter hat die Kuh allein aus dem Hafenbecken gefressen. Im Kleinen See wird
voraussichtlich noch mehr zusammenkommen.
Finanziert wird die Hafenputzete übrigens von Lindau und den BSB, die bekanntlich Konstanz gehören, gemeinsam. Wie Bauhofchef Danny Hemkens sagt, soll das auch durchaus ein Signal in Richtung Konstanz sein, dass Lindau für seinen Hafen Verantwortung übernehme. Obwohl die Einnahmen für die Bootsliegeplätze, die jetzt natürlich schöner als vorher seien, noch immer nach Konstanz flössen.
(Lindauer Zeitung
v. 14.08.08)