Ein Oldtimer liegt auf dem Trockenen

Da schwebt sie dahin, die „Möve“. Nach 132 Jahren hat das älteste Betriebsschiff auf dem Bodensee das Wasser verlassen. Wie es mit dem einstigen Arbeitsschiff letztendlich weitergeht, ist noch unklar. Vielleicht wird es eine Konstanzer Touristenattraktion.

Die Möve hätte viel zu erzählen: Von den Anfängen der Schifffahrt auf dem Bodensee, zwei Weltkriege hat sie überstanden, die Veränderungen der Städte und Gemeinden rund um den See mitbekommen. Aber auch selbst hat der Oldtimer eine Wandlung erlebt. Als ihn die Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen vor 132 Jahren, also 1877, in Betrieb nahmen, war er noch ein Segelschiff. 31 Jahre lang trieb ihn der Wind an. Bei Flaute zogen Dampfschiffe die Möve ans Ziel. Ab 1919 konnte sie selbständig bei wenig Wind vorwärts kommen. Sie erhielt einen Motor und der Segelmast auf dem Deck fiel.

Arbeits- und Rammschiff lautete die vollständige Bezeichnung für die Möve, zuletzt in Diensten der Bodensee Schiffsbetriebe (BSB). Sie war gut für den Transport. Lange brachte sie zum Beispiel Kohle, Baumwolle oder Getreide von einer in die andere Bodenseestadt. 2004 stand der einstige Lastensegler kurz vor der Rente, als er vor Nonnenhorn in Seenot geriet und die Wasserschutzpolizei ihn abschleppen musste. 2005 war dann Schluss. Die MS Friedrichshafen nahm den Platz der Möve als Arbeitsschiff ein. Seither lag der zwischenzeitlich denkmalgeschützte Kahn im Konstanzer Hafen – und war dem Verfall ausgesetzt. In seinen Bauch drang Wasser, das regelmäßig abgeschöpft und fachgerecht entsorgt werden musste. Zu sehr vermischte es sich mit schädlichen Substanzen.

Der Zahn der Zeit nagte an der Möve. „Wir wollten das Schiff vor dem weiteren Verfall schützen“, erläutert Silke Rockenstein, Pressesprecherin der Schiffsbetriebe. Also nutzte das Unternehmen die Gunst der Stunde: Der riesige Kran, der vor einer Woche den Stahlsteg der neuen Brücke an der Bodanstraße einhob, hievte die „alte Lady“ von See auf das Werftgelände der BSB (wir berichteten). So soll nicht nur die Möve selbst geschützt, auch eine mögliche Umweltgefährdung ausgeschlossen werden. „Zudem können wir das Schiff jetzt komplett begutachten und eine Entscheidung über seine weitere Verwendung – schwimmend oder an Land – treffen“, sagt Jörg Handreke, Geschäftsführer der BSB. Er hofft auf Investoren, die an einer Restaurierung und Wiederinbetriebnahme interessiert sind. Oder die Möve zu einer touristischen Attraktion machen wollen – mit Segelrigg, wie damals. Mindestens so lange eine Entscheidung gefällt ist, ruht die Möve an Land. Und dürfte auf dem Werftgelände am Hafen jetzt schon ein Blickfang vieler Oldtimerfreunde sein.

(Südkurier v. 05.10.09)

 

Historisches Schiff an Land

Die Bodensee-Schiffsbetriebe haben mit Hilfe eines großen Krans das 132 Jahre alte Schiff „Möve“ auf ihrem Werftgrundstück an Land genommen. Der Kran hatte zuvor im Hafen für die Stadt Konstanz die neue Fußgängerbrücke an Ort und Stelle gebracht. „Wir haben die Chance genutzt und können so dieses historisch wertvolle Schiff vor dem weiteren Verfall schützen“, erklärt Jörg Handreke, Geschäftsführer der Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH.  Die knapp dreißig Meter lange „Möve“ diente der BSB bis 2005 als Arbeitsschiff und wurde in diesem Jahr auf Grund erheblicher Mängel endgültig ausgemustert.

Das älteste Schiff am Bodensee wurde 1877 von den Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen als Lastensegler in Dienst gestellt. Ab dem Hafen Konstanz transportierte es Kohle, Baumwolle oder Getreide in andere Bodenseestädte. War nicht genügend Wind, schleppte eines der Dampfschiffe die „Möve“ mitsamt Fracht an ihren Bestimmungsort. Erst ab 1919 war die alte eiserne Lady unter der Flagge der Deutschen Reichsbahn selbst mit Motor unterwegs und der Mast wurde entfernt. Viele Jahre war das Schiff dann im Dienste der Bodensee-Schiffsbetriebe als Arbeits- und Rammschiff an allen Landestellen auf dem Bodensee unterwegs. Im Jahr 2006 wurde die „Möve“ unter Denkmalschutz gestellt.

Seit 2005 lag der außer Dienst gestellte Oldtimer brach im Hafen Konstanz und war dem Verfall ausgeliefert. Da das Schiff undicht ist, musste ständig Wasser aus dem Bauch gelenzt und umweltgerecht entsorgt werden. Mit der Anlandnahme ist die „Möve“ zunächst gegen den fortschreitenden Verfall gesichert und eine mögliche Umweltgefährdung kann ausgeschlossen werden. „Zudem können wir das Schiff jetzt komplett begutachten und eine Entscheidung über seine weitere Verwendung – schwimmend oder an Land - treffen“, sagt Jörg Handreke.

Wie geht es weiter? „Wir suchen Investoren, die an einer Restaurierung und Wiederinbetriebnahme des Schiffes interessiert sind“, sagt Handreke. „Alternativ könnte“, so Handreke „das Schiff mit Segelrigg hergerichtet und zu einer touristischen Attraktion unserer Stadt an der Hafenmeile in Konstanz werden“.  

(Bodensee-Schiffsbetriebe v. 01.10.09)

 

 

Ein Oldtimer schwebt an Land

Das älteste Schiff am Bodensee, die Möve, hat das Wasser verlassen. Ein Kran hat es am Donnerstag an Land gehoben. Es soll vor dem weiteren Verfall gerettet werden.

Da blieben die Schaulustigen stehen. Nicht alle Tag sieht man einen solchen kann durch die Lüfte schweben. Der riesige Spezialkran, der Montagnacht den Stahlsteg auf die neue Brücke an der Bodanstraße gehoben hatte, diente nun auch zur Trockenlegung der Möve. Nach 132 Jahren ist sie von Wasser gegangen. Fortan liegt sie in der Werft der Bodensee Schiffsbetriebe. Was mit dem Schiff weiter geschehen soll, ist ungewiss. Ziel war es, die Möve vor dem weiteren Verfall zu retten. Denn das Wasser hat ihr in den vergangenen Jahren zugesetzt. Immer wieder musste es auch aus dem Bauch des Schiffs gepumpt werden.

1877 stellten die Großherzoglichen Badischen Staatseisenbahnen den Lastensegler in Dienst. Mit ihm wurden Güter auf dem Bodensee transportiert. Ab 1919 kam der Segelmast weg und wurde durch einen Motor ersetzt. 2005 hatte sie die letzte Einsatzfahrt, seit 2006 steht die Möve unter Denkmalschutz, erläuterten die Schiffsbetriebe. 

Fotogalerie vom Südkurier Konstanz

(Südkurier v. 01.10.09)

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