Roter
Stahlkoloss macht reichlich Arbeit
Mehr als 20 Handwerker der
Friedrichshafener BSB-Werft arbeiten intensiv auf dem Schiff „Neubau 2010“,
das im Juli auf dem Überlinger See den Kursbetrieb aufnehmen soll.
Laien schließen angesichts der roten Farbe
eher auf ein Wrack, welches jahrzehntelang auf Seegrund lag. Doch diese
scheinbar rostende Stahlkonstruktion ist ein brandneues Schiff der
Bodensee-Schiffsbetriebe Konstanz (BSB). Rund 8 Millionen Euro sind für das
Schiff veranschlagt, das derzeit noch „Neubau 2010“ genannt wird. Für den
Innenausbau und den Anstrich ist das Schiff vor kurzem von Linz/Österreich nach
Friedrichshafen in die Werfthalle gebracht worden. Jetzt arbeiten mehr als 25
Handwerker an der rechtzeitigen Fertigstellung des Schiffs.
Schon im Juni sollen das Personal und die
Besatzung auf dem Schiff ausgebildet werden, damit der Kursbetrieb auf dem Überlinger
See planmäßig am 1. Juli beginnen kann. Das Schiff bietet Platz für 700
Passagiere und kann von nur drei Besatzungsmitgliedern geführt werden. Das ist
die Mindestanzahl an Belegschaft, die bei einer solchen Passgierzahl vorgegeben
ist. „Die Technik auf dem Schiff ist voll automatisiert, deswegen braucht man
nur so wenig Besatzungsmitglieder, um es sicher führen zu können“, sagt
Franz Dossinger, Werfleiter bei den BSB.
Der „Neubau 2010“ wird auch an die neuen
Komfortansprüche der Touristen angepasst sein. Es verfügt über ein
Sonnendeck, Behindertenaufzug und eine Sitztreppe zwischen zwei Decks. Noch ist
all dies von der roten Schutzfarbe gegen Korrosion überzogen, doch schon bald
wird das Schiff im typischen Weiß der BSB-Flotte erstrahlen.
Aber bis dahin scheint es noch ein weiter Weg
zu sein. Überall hängen Kabel aus der rohen Schiffsverkleidung, im Inneren
sind teilweise Holzlatten als Fußbodenersatz über das Bodengerüst gelegt
worden und das Geländer auf allen Decks fehlt. Wie ein modernes Touristenschiff
sieht das noch nicht aus. Aber Werftleiter Franz Dossinger ist zuversichtlich,
das Schiff planmäßig fertig stellen zu können. „Wir sind sehr zufrieden mit
den Arbeiten und liegen im Zeitplan“, sagt Dossinger. Den einzig kritischen
Moment habe man bereits überstanden: „Wenn das Schiff zum ersten Mal zu
Wasser gelassen wird und man sieht, ob das auch so passt, wie man es vorher
ausgerechnet hat, das ist ein spannender Moment“, erzählt der Projektleiter
des „Neubau 2010“.
Dabei wird das Schiff mit modernster Motoren-
und Propellertechnik fahren. „Ein Modell dieses Schiffs wurde im Vorfeld in
einem Wasserbecken getestet“, erzählt Franz Dossinger. Damit wollte man die
optimale Schiffsform berechnen, damit es wirtschaftlicher und umweltschonender
fahren könne, so der Werftleiter. Die Bugwulst habe nun einen reduzierten
Wellenwiderstand und das Wasser werde gezielt an die Propeller hingeführt,
damit man mit weniger Diesel auskommen könne, berichtet Dossinger. Außerdem
lassen sich die Propeller vom Ruderhaus aus drehen, sodass sie ein Ruder vollständig
ersetzen.
(Südkurier v. 20.01.10)