Vortrag: Die Bodensee-Schiffsbetriebe heute und in der Zukunft
BSB-Geschäftsführer Stefan Ballier referiert im Zeppelin-Museum
Im Rahmen der "Donnerstag-Vortragsreihe" im Zeppelin-Museum in Friedrichshafen warf der kaufmännische Geschäftsführer der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) Stefan Ballier gestern einen Blick in die Zukunft seines Unternehmens. Anlass war die derzeit stattfindende Sonderausstellung "Wasser, Straße, Schiene, Luft - Mobilität am Bodensee", welche noch bis 11. September zu sehen ist.
Stefan Ballier gab zunächst einen Überblick über die aktuellen Zahlen und Fakten bei den BSB. So beträgt der Umsatz des Schiffsbetriebs mit den Stützpunkthäfen Konstanz, Friedrichshafen und Lindau, in welchen die 13,5 Schiffe und Autofähren des Unternehmens beheimatet sind, ca. 16 Millionen Euro pro Jahr. 2010 fuhren 2,1 Millionen Fahrgäste mit den Ausflugsschiffen der BSB.
Die Schiffsflotte, die nach den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das wichtigste Kapital der Betriebe darstellt,
besteht aus drei "alten Damen" aus den 30er Jahren des 20.
Jahrhunderts, vier Einheiten aus den 60er Jahren, drei Schiffen aus den 80er und
90 Jahren und den BSB-Neubauten "Lindau"
und "Überlingen", welche
Kinder des 21. Jahrhunderts sind. Die Fähre
Friedrichshafen gehört vollständig den Bodensee-Schiffsbetrieben, die Fähre
Euregia zu 50%.
Stefan Ballier schilderte anschaulich die Problematik einer Flottenpolitik. So
gibt es im Betrieb und bei der Planung von Schiffen immer die Fragen nach der
Verwendung und dem Einsatz eines Schiffes, welche Technik verwendet wird, welche
gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden müssen, welches Design ansprechend
ist und vieles mehr. Die Planungen der BSB sehen derzeit eine schrittweise
Erneuerung der Flotte in einem Rhythmus von ca. fünf Jahren vor. Somit könnten
die Schiffe "Reichenau" und "Konstanz"
in den nächsten 10 Jahren durch Neubauten ersetzt werden. Die
"Oldtimer" MS Baden, MS
Schwaben und MS Karlsruhe sollen
als Traditionsschiffe langfristig erhalten werden.
Wie umfangreich die Planung und der Bau eines neuen Schiffes ist, schilderte Stefan Ballier am Beispiel der neuen MS Überlingen. Er beschrieb dabei die Planungsarbeiten mit Entwürfen und Tests in Schiffsversuchsanstalten, die Auftragsvergabe, den Bau in der ÖSWAG-Werft Linz, den "Rohbau" in der Werft in Fussach und die Fertigstellung in Friedrichshafen.
Im letzten Teil seines Vortrages warf der BSB-Geschäftsführer einen Blick in die Zukunft. So steht bei den Bodensee-Schiffsbetrieben weiterhin der persönliche Kontakt zwischen den Menschen - Fahrgästen und der Besatzung bzw. den Mitarbeitern am Hafen im Vordergrund, auch wenn durch das umfangreiche Online-Angebot mittlerweile viel über das Internet informiert wird. Als Verbesserung in Sachen Fahrpläne gibt es seit dieser Saison für jede Landestelle eigene Informationsprospekte mit den Angeboten und Fahrplänen für den betroffenen Ort. Auch die Kombination Schiff- und Fahrradfahren gewinnt immer mehr an Bedeutung. Eine Schifffahrt soll heute und in der Zukunft nicht mehr nur der Transport von einem Hafenort zu einem anderen sein. Die Fahrt selbst soll ein Erlebnis sein. Die BSB bezeichnet sich aus diesem Grund schon länger als "Die Erlebnis-Flotte", wobei auch die Bordgastronomie einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellt.
Im Anschluss an den Vortrag hatten die zahlreichen Besucher die Möglichkeit Fragen an den BSB-Chef zu stellen. Diese betrafen technische Details wie die verschiedenen Antriebsarten ebenso wie Hinweise zu Kinderkrankheiten der MS Überlingen. Kritische Anmerkungen gab es zur Fahrplangestaltung gerade im Übergang zwischen Ober- und Untersee in Konstanz. Hier gab Ballier die Empfehlung, die Besatzung rechtzeitig über den Wunsch nach einem Anschlussschiff zu informieren. Per Funk kann ggf. eine spätere Abfahrt des nächsten Schiffes erreicht werden. Auch die Optik mancher Schiffe gab Anlass zu kritischen Bemerkungen. Dabei muss man aber immer berücksichtigen für welchen Einsatzzweck ein Schiff ursprünglich geplant worden war. Stefan Ballier beantwortete alle Fragen souverän und mit viel Sachverstand. So erfuhren die Besucher warum nach wie vor Stahlseile verwendet werden, dass die Solar- und Photovoltaiktechnik auf dem heutigen Stand gewichtsbedingt nicht für die Schifffahrt geeignet ist, und wie schwierig der Betrieb eines Personenfahrstuhls auf einem schwimmenden Schiff ist.
Im Rahmen der Ausstellung
finden im Zeppelin Museum weitere Vorträge zum Thema Bodenseeschifffahrt statt:
- Donnerstag 04.08.2011 Vortrag von Rudolf Christiani:
"Rettet die Meersburg
ex Konstanz" - Die Geschichte einer Bodenseefähre
- Donnerstag 18.08.2011 Vortrag von Prof. Dieter Bögle:
Eisenbahnschifffahrt gestern - heute - morgen