Die
große Attraktion auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt am See ist in Gefahr. Die
Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) haben die Preise für das Schiff im Hafen
drastisch erhöht.
Für Besucher ist es eine große Attraktion:
Ein Schiff gibt es auf anderen Weihnachtsmärkten nicht. An kalten Tagen wird es
zudem zum Aufwärmen genutzt – und die Toiletten sind ein gern angenommener
Service. Doch nun ist es fraglich, ob es das Schiff in Zukunft noch geben wird.
Die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) haben die Miete drastisch erhöht. „Mehr
geht nicht, irgendwann rechnet es sich für uns nicht mehr“, sagt
Standbetreiberin Bettina Kieffer.
Die 15 Händler auf dem Schiff können die
Welt nicht mehr verstehen. Bettina Kieffer: „Die Besucher lieben dieses
Schiff.“ Sie werde oft auf die besondere Attraktion angesprochen. Doch es geht
den Händler nicht nur um Atmosphäre: „Viele von uns machen das
hauptberuflich. Es ist also eine existenzielle Geschichte, da etwa 30 Prozent
des Umsatzes an Weihnachten gemacht wird.“ Die Miete sei nun von den BSB nach
und nach erhöht worden. 10.000 Euro seien es 2008 gewesen, zwei Jahre später
schon 18.000 Euro. Mit solchen Anpassungen könne man noch leben, doch dieses
Jahr wollten die BSB fast 40.000 Euro, berichtet sie.
Weihnachtsmarkt-Organisator Heinrich Stracke habe in Gesprächen schließlich
eine Reduzierung auf 30.000 Euro erreicht.
Heinrich Stracke bezeichnet das Vorgehen der
BSB als unanständig. Er hat sich aber im letzten Moment mit den BSB geeinigt. Für
ihn sei es schwierig, die sehr spät ausgehandelten Preise weiterzugeben, da die
Verträge mit den Händlern früh abgeschlossen werden. Lange habe er auf ein
Gespräch mit BSB-Geschäftsführer Stefan Ballier gewartet: „Ich habe alle
paar Wochen um einen neuen Termin gebettelt, aber er kam nicht zustande.“
Stracke befürchtet für 2012 eine weitere Erhöhung.
Im Frühjahr wird es ein Gespräch geben.
Stefan Ballier spricht von einer Anschub-Finanzierung in den vergangenen Jahren:
„Wir haben massiv drauf gelegt.“ Es gehe keineswegs darum, viel Geld zu
verdienen. Es falle nicht nur die Schiffsmiete an, während des Weihnachtsmarkts
verheize man auf dem Schiff rund 8000 Liter Heizöl. Die Kraftstoffpreise seien
aber stark gestiegen. Zudem müsse aus Sicherheitsgründen ein Technik kundiger
Mitarbeiter an Bord sein. Sein Unternehmen habe die Preiserhöhungen auch früh
signalisiert. „Ich bin zuversichtlich, dass wir im kommenden Jahr eine vernünftige
Lösung finden.“
In den Stadtwerken, zu denen die BSB gehören,
wird nach SÜDKURIER-Informationen durchaus darüber diskutiert, ob die Erhöhungen
nicht zu saftig sind. Schließlich ist das Schiff Werbung für das Unternehmen
und letztlich für die Stadt. Bettina Kieffer sieht das auch so. Sie will sich
mit den Mitstreitern daher an Oberbürgermeister Horst Frank wenden.
(Josef Siebler/Südkurier v. 21.1.11)