MS Lindau hat wieder Wasser unterm Kiel

Die MS Lindau III liegt wieder im Hafenbecken . Ihre Zeit in der Werft der BSB ist vorüber, gestern wurde sie wieder zu Wasser gelassen . In der Werft mussten kleinere Mängel im Rahmen der Gewährleistung behoben werden .

Laut quietschend setzt sich der Schlitten in Bewegung . Kaum wahrnehmbar fährt die MS Lindau darauf dem Wasser entgegen . Der Pegelstand liegt bei 3,92 Meter . Das müsste reichen, meint Dieter Fritsch, der oberhalb des Pegelanzeigers steht und auf seinen Einsatz wartet .

Die MS Lindau III, das modernste Schiff in der Flotte der Bodensee-Schiffsbetriebe, ist ein 46 Meter langes Zweideckschiff und steht sei 1 . Juli vergangenen Jahres vornehmlich im Charter- und Programmfahrtenbereich im Dienst . Bei der Routine-Untersuchung wurden Mängel behoben, die einerseits als Schönheitsfehler, andererseits als technische Optimierungen durchgehen würden .

Bodenkanten wurden verändert, Steckdosen mussten nachgerüstet werden, an der Sicherheitsbeleuchtung der Treppe war ein falscher Trafo eingebaut, die Synchronisation der Stromaggregate funktionierte nicht zufrieden stellend, eine Lenzpumpe war ausgefallen und an den Rohrleitungsführungen mussten Veränderungen vorgenommen werden . "All das sind kleinere Reparaturen gewesen, die weder den technischen Betrieb noch die Sicherheit gefährdet hätten", erklärt der Leiter Produktion und Technik in Friedrichshafen, Franz Dossinger .

Durchhängende Taue werden Pfosten um Pfosten von Dieter Fritsch, Robert Ernle und David Feit weitergeführt, am anderen Ende hängt die Lindau, die noch auf ihrem Schlitten ins Wasser gleitet . Das Quietschen, das an einen mehrere Oktaven zu hoch geratenen Walgesang erinnert, ist verstummt . Statt dessen schauen sich die Fahrgäste der Fähre nach Romanshorn interessiert die Szenerie im Hafen an, nur wenige Passanten müssen um diese Zeit auf Grund der eingefahrenen Fußgängerbrücke vor der Werft wieder umkehren .

Schneeweiß strahlt das Schiff und konkurriert mit den Alpen, die im Hintergrund noch in der Sonne liegen . Kai Günther war einer derer, die für die Sauberkeit auf der Lindau gesorgt haben . Er bearbeitete das Deck und den Rumpf mit hartem Wasserstrahl und machte das barrierefrei gebaute Schiff wieder salonfähig . Diese Reinigung war nur möglich, weil die Lindau an Land und nicht im Wasser überholt und inspiziert wurde . Das wiederum wurde nötig, weil die beiden großen Antriebspropeller ausgetauscht wurden . Die Steigung in den Propellerblättern wurde geringfügig um einige Millimeter verändert . Bei gleicher Drehzahl ist die Leistung jetzt weitaus höher . Sollte sich im Fahrbetrieb diese Änderung als positiv herausstellen, werden die beiden anderen Propeller ebenfalls noch einmal geändert . Ferner sind Schnurabschneider angebracht, die nicht nur mit starken Angelschnüren und daran hängenden Bleien fertig werden sollen .

Sie fährt wieder

Im Achterschiff wartet Walter Hörmann bis die Lindau im Wasser liegt . Währenddessen erzählen die Werftmitarbeiter Anekdoten mit diversen Anglern, die entweder der Sprache nicht mächtig seien oder nicht verstehen wollten . Bei einem anderen Stapellauf standen auf der gegenüberliegenden Mauer einige Angler, die trotz mehrerer Hinweise ihre Leinen nicht einholten . Andere haben mit ihren Bleigewichten bereits Scheiben in BSB-Schiffen eingeworfen . Nach der Grundreinigung, die nur in der Werft wegen eines dort vorhandenen Ölabscheiders möglich war, liegt die MS Lindau nun im Hafenbecken - und kann nicht fahren . Fehler in der Ruderanlage sind es an diesem Morgen, die ein Manövrieren bei einlaufender Fähre und auslaufendem Wasser nicht ganz einfach machen . Ein Mitarbeiter der Bodan-Werft, in der das Schiff gebaut wurde, ist an Bord und sucht nach der Fehlerursache . Wenige Minuten später liegt die Lindau festgetäut am Steg . Stefan Holitsch und Eugen Ungemach fahren mit einem kleinen Motorboot im Hafen umher und sammeln die diversen Holzkeile ein, die zwischen Schlitten und Schiffsrumpf klemmten . "Das Ruderwerk funktioniert wieder", erzählt später die Sprecherin der BSB, Silke Rockenstein .

(Schwäbische Zeitung v. 06.03.07)

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