Bitter:
Bei der Bodanwerft sind 60 Arbeitsplätze in Gefahr
Mitarbeiter
sind enttäuscht – Auch Bürgermeister sieht keine Chance für Fortführung
des Werftbetriebs
„Wir haben stets gedacht, es muss ja
irgendwie weiter gehen“, blickt David zurück, der seit 38 Jahren in der
Bodanwerft arbeitet. Mut machte die Gemeinderatssitzung, in der ja noch von
einem neuen Werftstandort die Rede war, aber auch die Darstellung durch Robert
Dittmann selbst. „Wir wollen Schiffe bauen, wir haben das Knowhow dazu“,
immer wieder habe der Geschäftsführer und Gesellschafter dies betont. Zwar sei
in einer Versammlung im November geschildert worden, dass die Lage ernst sei:
Von einem bevorstehenden Schließung sei aber nie die Rede gewesen, sagt Egon
David.
Umso bitterer wird dies für die Arbeitnehmer
mit Blick zurück auf die Zeit seit 2004: „Wir haben erhebliche Einbußen
hingenommen“, bezieht sich Egon David beispielsweise auf Urlaubs- und
Weihnachtsgeld. Alles sei mitgetragen worden aufgrund des einen großen Zieles
– „dass der Betrieb weitergeführt wird“. In der Rückschau stellt es sich
für ihn und die Kollegen so dar, dass „wir lange in Unkenntnis gelassen
wurden“, bis nun fertige Tatsachen präsentiert wurden.
Worauf diese hinaus laufen, da macht auch Bürgermeister
Edwin Weiß kein Hehl aus seiner Meinung, der gestern trotz Urlaubs für ein
Telefonat zur Verfügung stand: „Ich sehe keine Chance auf eine Fortführung
des reinen Werftbetriebs“, erklärt er auf SZ-Anfrage und fügt hinzu: „Es
ist natürlich bedauerlich, dass ein Traditionsunternehmen aufhört zu
existieren.“ Dass die Gemeinde mit dem Bebauungsplanbeschluss daran mitwirkte
(so die von der IG Metall in den Raum gestellte Frage), weist das
Gemeindeoberhaupt zurück. Im Gegenteil: Seit Sommer 2009 habe die Gemeinde mit
der Bauleitplanung das Ziel verfolgt, den Werftenstandort zu sichern. Auch im
November sei dies noch mit der Abgrenzung des Bebauungsplans so geschehen,
freilich war das Thema einen Tag später hinfällig. Der „letzte Dolchstoß“
sei also von der internationalen Werftenkooperation gekommen, die Kressbronn als
Standort verwarf. Weiß zu dieser zeitlichen Abfolge: „Uns war das nicht
bekannt.“
Und wie geht es weiter? Zwischen Arbeitgeber
und Arbeitnehmer wird wohl um den 10. Januar weiter verhandelt. Und gleichfalls
im Januar werden in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Technischen
Ausschusses die Planungsgespräche mit Werftinhaber und potenziellem Investor
einsetzen, wie Weiß bestätigt.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, antwortet
hingegen Egon David auf die Frage, ob er noch Chancen für die 60 Arbeitsplätze
im Werftbau und Konstruktionsbüro sieht. Lauter langjährig Beschäftigte seien
hier zu finden, im Schnitt mit mehr als 20 Jahren Betriebstreue. „Wir haben
zudem eine Zeit, in der es schwer ist, anderswo unterzukommen“, ist David
realistisch. Und macht zugleich Mut: Als Werft wie als Arbeiter habe man sich über
die Jahre „gute Referenzen“ erworben. Auch das sollte doch zählen…
Auf einen Blick:
Offen ist wohl, wie es mit den anderen Geschäftsfeldern
weiter geht. Dabei handelt es sich um den Schwimmbadbau (15 Beschäftigte) und
den Hafen- und Freizeitbereich (samt Bootsliegeplätze). Nicht nur Egon David
verweist hier auf die wirtschaftlichen Erfolge.
Wenn der Bebauungsplan für „Bodan West“
und „Ost“ in der bisher im Gemeinderat angedachten Form weiter entwickelt
wird (hier mit Sondernutzung Gastronomie/Tourismus, dort Wohnungsbau), dann müsste
sicher ein neuer Standort für den Schwimmbadbau gesucht werden, das ist Egon
David wie Edwin Weiß bewusst. Des Schultes' Hoffnung: dass der Schwimmbadbau in
Kressbronn bleibt, wenn auch nicht an dieser Stelle.
Und was ist mit den 10 000 Quadratmetern, die
nördlich der Straße für den Werftneubau im Gespräch waren? Das höchst
sensible Gebiet bleibe im neuen Flächennutzungsplan als Grünfläche
ausgewiesen, so Weiß. Die sicher nicht leicht zu erreichende Umnutzung hätte
die Gemeinde nur für die Werftenkooperation in Angriff genommen, so aber „ist
das Thema für mich erledigt“, sagt Edwin Weiß.