Bitter: Bei der Bodanwerft sind 60 Arbeitsplätze in Gefahr

Mitarbeiter sind enttäuscht – Auch Bürgermeister sieht keine Chance für Fortführung des Werftbetriebs

„Das ist für uns keine schlüssige Maßnahme“, sagt Egon David frei heraus. Seit rund 20 Jahren ist der Mann aus Gattnau Betriebsratsvorsitzender in der Bodanwerft, nun erlebt er mit, dass alles auf ein Ende des Werftenbetriebs in Kressbronn hindeutet - samt dem Verlust von 60 Arbeitsplätzen. Nachdem die Gespräche mit Arbeitgeber und Banken am Dienstag in Ravensburg in dritter Verhandlungsrunde so gut wie keinen Erfolg gebracht hatten, wandte sich die IG Metall an die Öffentlichkeit (die SZ berichtete). Für die war Geschäftsführer und Gesellschafter Robert Dittmann - trotz per Mail und Telefon vorgebrachter Bitten um ein Statement - leider noch nicht zu erreichen. „Es wäre uns auch recht, wenn er sich zu Wort meldet“, gibt Egon David die Befindlichkeit der Belegschaft weiter.

„Wir haben stets gedacht, es muss ja irgendwie weiter gehen“, blickt David zurück, der seit 38 Jahren in der Bodanwerft arbeitet. Mut machte die Gemeinderatssitzung, in der ja noch von einem neuen Werftstandort die Rede war, aber auch die Darstellung durch Robert Dittmann selbst. „Wir wollen Schiffe bauen, wir haben das Knowhow dazu“, immer wieder habe der Geschäftsführer und Gesellschafter dies betont. Zwar sei in einer Versammlung im November geschildert worden, dass die Lage ernst sei: Von einem bevorstehenden Schließung sei aber nie die Rede gewesen, sagt Egon David.

Umso bitterer wird dies für die Arbeitnehmer mit Blick zurück auf die Zeit seit 2004: „Wir haben erhebliche Einbußen hingenommen“, bezieht sich Egon David beispielsweise auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Alles sei mitgetragen worden aufgrund des einen großen Zieles – „dass der Betrieb weitergeführt wird“. In der Rückschau stellt es sich für ihn und die Kollegen so dar, dass „wir lange in Unkenntnis gelassen wurden“, bis nun fertige Tatsachen präsentiert wurden.

Worauf diese hinaus laufen, da macht auch Bürgermeister Edwin Weiß kein Hehl aus seiner Meinung, der gestern trotz Urlaubs für ein Telefonat zur Verfügung stand: „Ich sehe keine Chance auf eine Fortführung des reinen Werftbetriebs“, erklärt er auf SZ-Anfrage und fügt hinzu: „Es ist natürlich bedauerlich, dass ein Traditionsunternehmen aufhört zu existieren.“ Dass die Gemeinde mit dem Bebauungsplanbeschluss daran mitwirkte (so die von der IG Metall in den Raum gestellte Frage), weist das Gemeindeoberhaupt zurück. Im Gegenteil: Seit Sommer 2009 habe die Gemeinde mit der Bauleitplanung das Ziel verfolgt, den Werftenstandort zu sichern. Auch im November sei dies noch mit der Abgrenzung des Bebauungsplans so geschehen, freilich war das Thema einen Tag später hinfällig. Der „letzte Dolchstoß“ sei also von der internationalen Werftenkooperation gekommen, die Kressbronn als Standort verwarf. Weiß zu dieser zeitlichen Abfolge: „Uns war das nicht bekannt.“

Und wie geht es weiter? Zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wird wohl um den 10. Januar weiter verhandelt. Und gleichfalls im Januar werden in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Technischen Ausschusses die Planungsgespräche mit Werftinhaber und potenziellem Investor einsetzen, wie Weiß bestätigt.

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, antwortet hingegen Egon David auf die Frage, ob er noch Chancen für die 60 Arbeitsplätze im Werftbau und Konstruktionsbüro sieht. Lauter langjährig Beschäftigte seien hier zu finden, im Schnitt mit mehr als 20 Jahren Betriebstreue. „Wir haben zudem eine Zeit, in der es schwer ist, anderswo unterzukommen“, ist David realistisch. Und macht zugleich Mut: Als Werft wie als Arbeiter habe man sich über die Jahre „gute Referenzen“ erworben. Auch das sollte doch zählen…

Auf einen Blick:

Offen ist wohl, wie es mit den anderen Geschäftsfeldern weiter geht. Dabei handelt es sich um den Schwimmbadbau (15 Beschäftigte) und den Hafen- und Freizeitbereich (samt Bootsliegeplätze). Nicht nur Egon David verweist hier auf die wirtschaftlichen Erfolge.

Wenn der Bebauungsplan für „Bodan West“ und „Ost“ in der bisher im Gemeinderat angedachten Form weiter entwickelt wird (hier mit Sondernutzung Gastronomie/Tourismus, dort Wohnungsbau), dann müsste sicher ein neuer Standort für den Schwimmbadbau gesucht werden, das ist Egon David wie Edwin Weiß bewusst. Des Schultes' Hoffnung: dass der Schwimmbadbau in Kressbronn bleibt, wenn auch nicht an dieser Stelle.

Und was ist mit den 10 000 Quadratmetern, die nördlich der Straße für den Werftneubau im Gespräch waren? Das höchst sensible Gebiet bleibe im neuen Flächennutzungsplan als Grünfläche ausgewiesen, so Weiß. Die sicher nicht leicht zu erreichende Umnutzung hätte die Gemeinde nur für die Werftenkooperation in Angriff genommen, so aber „ist das Thema für mich erledigt“, sagt Edwin Weiß.

(Roland Weiß/Schwäbische Zeitung v. 31.12.10)

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