Bodan-Werft: Gemeinderat soll Entscheidung ändern

IG Metall fordert Bürgermeister Weiß auf, das Werftgelände wieder in Industriegelände umzuwandeln

Die IG Metall fordert Bürgermeister Edwin Weiß in einer am Dienstag veröffentlichten Pressemitteilung auf, die Entscheidung über die Umwidmung des Bodan-Werft Geländes zu überdenken. „Nur dann bestehen Chancen für die Werft mit einem Neuanfang. Dieser Neuanfang kann jedoch nicht mit Robert Dittmann geschehen“, schreibt Lilo Rademacher, erste Bevollmächtigte der IG Metall. Am Mittwoch tagt der Gemeinderat Kressbronn in einer nichtöffentlichen Sitzung zum Thema „Bodan-Werft Gelände“.

Robert Dittmann betreibe nach Meinung der IG-Metall bereits seit 2007 mit Architekt Klaus Kehrbaum aus München Bebauungspläne - mit der Kenntnis von Bürgermeister Edwin Weiß. „Er (Robert Dittmann, Anm. d. Red.) hat, so scheint es, schon länger kein Interesse an den Werftaktivitäten zu haben“, resümiert Lilo Rademacher. Deswegen müssten jetzt Interessenten, die eine Weiterführung der Werft befürworten, aus der „Deckung kommen“. Ein Neuanfang sei jedoch nur möglich, wenn die Werft zuvor entschuldet würde.

Für die Werftmitarbeiter, aber auch für Kressbronn und seine Bürger sei der Bau von Luxuswohnungen in der Dimension, wie sie der Architekt Kehrbaum auf der Bürgerversammlung am 14. Februar dargestellt habe, die schlechteste aller Lösungen. „Sie bedeutet das ,Aus‘ der Werft, den Verlust von 60 Arbeitsplätzen und die Bebauung eines Luxusareals, welches das Gesamtbild der dörflichen Gemeinde zerstört und nur für Reiche aus der Region Stuttgart und Umgebung Vorteile hat“, bringt Lilo Rademacher die Sicht der IG Metall zu den vorgestellten Plänen auf den Punkt.

Robert Dittmann halte am Verkauf des Geländes fest, weil er damit den „Goldenen Schnitt“ machen wolle – schließlich könne dieser mit der Verwertung des Geländes viel Geld zu machen: „Alles deutet darauf hin, dass Herr Dittmann, der im August 2010 zwei neue Firmen – eine Immobiliengesellschaft und eine Vermögensverwaltungsgesellschaft – gegründet hat, schon früh erkannt hat, dass reichlich Geld fließen kann, wenn das Gelände gut verkauft wird.“

Die Belastungen auf dem Gelände der Werft – so war nach Ansicht der IG Metall am Rand der Bürgerversammlung zu hören gewesen - seien sehr gering. „Wenn Geld mit der Verwertung des Geländes zu machen ist, wenn der Gemeinderat auch noch mitspielt - wo bleiben dann die Beschäftigten?“, fragt Lilo Rademacher in ihrer Pressemitteilung.

Zu den Belastungen auf dem Gelände der Werft sei bei der Einigungsstelle am vergangenen Freitag nichts Neues vorgetragen worden. Das Volumen für einen Sozialplan sei immer noch zu gering. Aus den ursprünglich angedachten 1,1 Millionen Sozialplanvolumen würden jetzt sogar noch Löhne und Gehälter, die im Dezember, Januar und Februar gezahlt wurden, abgezogen, so dass jetzt nur noch 500 000 Euro für die 60 Beschäftigten Verfügung stehen.

Lilo Rademacher fordert in ihrem Schreiben Bürgermeister Edwin Weiß abschließend auf, das Gelände wieder umzuwandeln in Industriegelände, damit die Werftaktivitäten weiter gefördert werden könnten. Arbeitsplätze zu erhalten, die Werft zu erhalten, die mit Kressbronn verbunden ist, müsse auch aus Sicht des Bürgermeisters und des Gemeinderates das Vordringlichste sein.

(Britta Baier/Schwäbische Zeitung v. 23.02.11)

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