Schöne alte Boote und die Fähre
Fontainebleau auf Abwegen: Der Konstanzer Yachtclub hat sein 100-jähriges
Bestehen am Wochenende zwanglos und freundschaftlich gefeiert. Viele Gäste von
benachbarten Vereinen waren dabei, und OB Horst Frank zeigte sich beeindruckt
von der umfangreichen Jugendarbeit des Traditionsclubs.
Erstaunte Blicke vieler Passanten: Im
Yachthafen in der Seestraße lag die Fähre Fontainebleau und in der Hafenmole
schwammen edle Holzsegelboote, alle geschmückt mit bunten Wimpeln. Die Fähre
hatte sich nicht in den falschen Hafen verirrt, sondern diente am Wochenende dem
Yachtclub Konstanz als Partydeck. Er feierte dort mit rund 350 eigenen
Mitgliedern sowie Gästen befreundeter Segelclubs vom See sein 100-jähriges
Bestehen. Viele Geladene waren mit hölzernen Oldtimersegelbooten angereist, um
im Hafen eine Stimmung wie vor 100 Jahren zu erzeugen. Unter den alten
Edelbooten lag eines mit dem legendären Ruf, unbesiegbar zu sein: Die „Ayesha“.
Sie wurde 1912 im Auftrag des norwegischen Königshauses
für die Olympiade gebaut und hat eine große Regattengeschichte hinter sich.
Vor Jahrzehnten hatte das Schiff beim Yachtclub seinen Heimathafen, nun wieder.
Frank Herberger und sein Bruder Axel haben die „Ayesha“ erworben und an den
Bodensee zurück gebracht. „Der ganze Verein ist glücklich, dass das Schiff
wieder da ist. Es ist ein Mythos“, sagt Frank Herberger, der in früheren
Zeiten zusammen mit seinem Bruder auf der Ayesha segelte. Seitdem habe sie
dieses phantastische Schiff nicht mehr losgelassen. Die Ayesha war zwar im
Bodensee sogar schon einmal gesunken, ihren guten Ruf aber hat sie dennoch
behalten. „Sie geht noch heute ab wie ein Messer“, schwärmt Herberger.
Für ihn wie die anderen Segler im Club gilt,
was Präsident Ewald Weisschedel bei Eröffnungsrede zur Feier sagte: „Die
Liebe zu unseren Sportgeräten zeichnet uns aus.“ Diese Erfahrung hat auch
Stephan Schmutz gemacht, als er die Schwester des Präsidenten zur Frau nahm und
plötzlich feststelle: „Ich habe in ein Segelschiff hineingeheiratet.“ Ihr
1925 gebautes Boot benötigt viel Pflege. Wichtig ist den Kapitänen auch die
Freundschaft über den See zu anderen Seglergemeinschaften. Dabei ist die zu Überlingen
traditionell besonders eng. Denn zwischen den Gründungen des Konstanzer und des
Überlinger Clubs liegen nur wenige Tage. Die Überlinger stellten nach Lindau
und Bregenz den dritten Segelclub am Bodensee, die Konstanzer den vierten. Trotz
der gemeinsamen Anfänge der „Zwillingsclubs“ haben sie sich unterschiedlich
entwickelt. Während sich im Konstanzer Verein vorwiegend Einheimische sammeln,
kommt in Überlingen gut die Hälfte der Mitglieder aus anderen Regionen,
berichtet Ralf Klösterlein, Präsident des Yachtclubs Überlingen.
Der Konstanzer Club gehöre nicht zu denen,
die andere für sich arbeiten lassen, sondern in dem sich die Mitglieder selbst
ehrenamtlich engagieren, sagt Christine Holz, Vorsitzende des Lindauer
Seglerclubs auf Nachfragen. Die umfangreiche Förderung des Nachwuchs
beeindruckt Oberbürgermeister Horst Frank: „Jedes vierte Mitglied ist ein
Kind oder Jugendlicher.“
Vor Jahrzehnten träumten viele Kinder nur vom
Segeln, so wie Manfred Büsing, heute Präsident des ESV oder der heutige Geschäftsführer
der Wohnungsbaugesellschaft Konstanz, Bruno Ruess. Noch in den 50er- und
60er-Jahren galt Segeln als Sport der Reichen und der kleine Junge Ruess fasste
den Beschluss: „Wenn ich einmal groß bin, möchte ich mir das auch leisten können.“
Heute steht das Segeln allen offen, selbst wenn sie kein eigenes Boot haben, so
wie der erfahrene Wettkampfleiter Markus Giel. Viele Mitglieder, so sagt er,
freuen sich, wenn ihr Boot bewegt wird und sie zuverlässige Mitsegler haben.
175
Jahre: Jubiläumsfeier am Gymnasium
Eine heiter-vergnügliche
Schifffahrt beendete für viele ehemalige Schüler und Lehrer den Festtag zum
175-jährigen Jubiläum des Gymnasiums Überlingen. Am frühen Samstagabend
stachen sie mit der „Euregia-Fähre“
in See. Die Musik auf dem Schiff lieferte die Jazzband „Mississippi Steamboat
Chickens.“ Es gab viel zu erzählen. Viele sahen sich nach langer Zeit
erstmals wieder. Beim Jubiläum seiner Schule dabei zu sein, führte manchen um
die halbe Welt, wie etwa Heiko Haug aus Yokohama (Japan). Er feierte mit vielen
„89ern“ das „kleine“ 20er-Jubiläum. Die Ehemaligen waren vom Ablauf des
Jubiläumstages in Kursaal und Schule angetan. Thomas Groer, wie Haug 89er-Jahrgänger
und „wackerer“ Chemiker in Burghausen, hatte seine Familie zur Feier des
Doppeljubiläums dabei. Seit der Besichtigung des Chemielabors wolle Sohn Alex
jetzt Chemie statt Mathe studieren. „Wir waren angetan vom gut und modern
ausgestatteten Chemielabor des Gymnasiums“, sagte Thomas Groer.
Anne-Kerstin Walldorf,
Abi-Jahrgang 1999, unterhielt sich mit ihrem ehemaligen Lehrer Willi Rinderer,
dem zukünftigen stellvertretenden Schulleiter. Sie sagte: „Ich habe viele
bekannte Gesichter gesehen, hatte von allem einen guten Eindruck. Es war viel
geboten.“ Zwischen den 67ern Stefan Bolz und Michael Unger sowie den 71ern
Kathrein Humbel-Bolz, Elisabeth Kitt und Peter Schmid steht das Abi unten und
oben. Das Gymnasium am See zog ab 1967/68 ins neue Gebäude an der Obertorstraße
um. An Köstliches erinnerten sie sich: „Der Chef wohnte in Wallhausen und kam
zur ersten Stunde mit dem Schiff stets eine halbe Stunde zu spät,
Lateinarbeiten wurden mit bewusst im See nass gemachten Kleidern auch im
November umgangen.
“ Musiklehrer
Heinrich Hagner war für Kathrein Humbel-Bolz die „zentrale Figur“ im
Schulleben – „humorvoll, gütig, ausgleichend“ bei ihrem „Kreuz“
Mathe. Michael Unger bekam einen Sonderpreis für die Organisation von
Opernfahrten nach Zürich. Aus Protest, so Elisabeth Kitt, sei ihre Klasse wegen
des Verkleidungsverbotes am „Schmotzige“ ganz in Schwarz erschienen. Michael
Bullok, Abi-Jahrgang 2006, setzte sich sehr kritisch mit dem Prädikat
„allgemein bildend“ auseinander. Der Mangel liege nicht bei den Lehrern,
sondern in den ministeriellen Vorgaben.
Und dann noch die beiden Künstler: Reinhard
Hagen, Abitur 1981, singt seit 1994 als Opern-Bass an der Deutschen Oper in
Berlin, heute im Engagement frei schaffend. 2003 und 2005 war er „König
Heinrich“ im „Lohengrin“ bei den Bayreuther Festspielen. Alexander Quadt,
komponierte vor drei Jahren seinem Bruder Thomas zum 50. Geburtstag die
„Kleine Badische Suite“. Auf den „Heckerzug 1848“, den vierten Satz
daraus, nahm er das Publikum im Kursaal mit.
(Südkurier v.
27.07.09)