Das gab es noch nie: einen Heiratsantrag von einer der Autofähren aus. Frank Schimurda hat seiner Angebeteten die wichtige Frage per Schriftband gestellt.
Die Fahrgäste der beiden Fähren Meersburg
und Lodi staunten am Samstagmorgen nicht
schlecht. Denn mitten auf dem See hielten die beiden entgegenkommenden Fähren
mit einem Mal nebeneinander an. Die aus Meersburg kommende Lodi fing plötzlich
an, sich um sich selbst zu drehen. Allmählich wurde ein orangefarbenes, 18
Meter langes Schriftband an der Seitenwand sichtbar, auf dem stand:
„Alexandra, willst du mich heiraten?“
Gemeint war Alexandra Karg, 37 Jahre, die
zusammen mit Frank Schimurda, 41, am Heck der Meersburg stand und das im Wind
flatternde Spruchband erst allmählich entziffern konnte.
Plötzlich ein Kuss, von Alexandra war nichts mehr zu sehen. Frank verdeckte sie
ganz und reckte einen Arm in die Höhe: Daumen hoch. Das war das Signal für die
eingeweihte Mannschaft. Per Funk erhielt Schiffsführer Markus Bauhofer das OK.
Nun begann auch die Meersburg, sich im Kreis zu drehen. Beide Schiffe betätigten
ihre Signalhörner und tuteten von ganzem Herzen. Jetzt wussten es alle: Sie
hatte „Ja“ gesagt. Die Fahrgäste der Lodi winkten und klatschten Beifall.
Das glückliche Paar winkte zurück.
Alexandra konnte es noch immer nicht fassen: „Du bist ein Spinner!“, rief
sie Frank Schimurda zu. Aus dem Schiffslautsprecher ertönte die Stimme des
Schiffsführers: „Sehr geehrte Fahrgäste, wir bitten um Entschuldigung –
und wünschen dem Paar eine glückliche Zukunft!“
Eingeweiht waren nur die Schiffsmannschaften und Stefan Ballier, Geschäftsbereichleiter des Fährebetriebs Konstanz-Meersburg. Er hatte auch schon den Sekt kaltgestellt und lud die beiden auf die Brücke ein, um gemeinsam mit dem Schiffsführer anzustoßen. Auf die Frage, wann solche Manöver gefahren werden, antwortete er: „Eigentlich machen wir das nie, aber als Herr Schimurda uns anrief, fanden wir die Idee so klasse, dass wir ihn da natürlich unterstützen wollten.“ Frank Schimurda fährt als Pendler beinahe jeden Tag mit der Fähre. „Wir mögen beide das Wasser, ich fahre immer mit der Fähre und ich arbeite mit Druckmaschinen. Da lag es irgendwie nahe, das zu verbinden“, erzählt er. Alexandra wusste zwar von nichts, hat aber irgendwas gespürt: „Es waren Kleinigkeiten wie der Fotoapparat, der heute Morgen auf dem Tisch lag, und ich wusste nicht wofür.“
Die Fähre Meersburg scheint für Überraschungen prädestiniert zu sein. Vor 20 Jahren kam auf ihr ein Junge zur Welt. „Seit kurzem ist es möglich, auch eine Ehe auf dem See zu schließen“, sagt Stefan Ballier. „Das Personenstandsrecht wurde geändert, bislang hat davon aber niemand Gebrauch gemacht.“
(Sebastian Brauns/Südkurier v. 12.09.10)