Maria-Himmelfahrt, hoher Feiertag der
Katholiken. Viele von ihnen benutzen ihn dazu, den Glauben zu bezeugen. Hunderte
zogen sich auch von Rorschach aus für ein paar Stunden auf ein Schiff zurück,
um gemeinsam zu beten, zu singen, nachzudenken und sich den Weg weisen zu
lassen. Sie taten es für sich selbst, für die Nächsten, für die Kirche, für
Europa, die Welt.
Am Schweizer Ufer begann die 29.
Fatima-Schiffsprozession mit der Messfeier in der Kolumbanskirche. Bischofsvikar
Ruedi Heim hatte sich das Thema «Auf dem Weg? In den Himmel!» gestellt. Er
erinnerte, wie viele Bücher Rezepte anpreisen, auf leichte Weise glücklich zu
werden. Oft sind sie mit Empfehlungen zur Selbstverwirklichung verbunden, die
letztlich nichts bringen. Das Erlebnis Mariens aber schenkt Zuversicht, sich als
Geschöpf die Auferstehung schenken zu lassen. Nach der durch den Kolumbanschor
bereicherten Feier wanderte man zum Hafen, wo die «St.
Gallen» die Gläubigen aufnahm.
Pfarrer Roland Eigenmann leitete an, den Rosenkranz zu beten, dachte über Heilige nach. Bläser der Alphorngruppe Bodensee begleiteten unter der Leitung von Ruedi Baumann den Gesang. So erreichte man jenen Punkt, wo sich die «St. Gallen» mit den Schiffen von Bregenz und Lindau traf. Zwar vertrieb der Wind die Worte des Diözesanbischofs Elmar Fischer von Feldkirch. Doch man wusste, dass er für ein vereintes Europa betete, die Länder an Maria weihte und wusste sich mit all den andern Schiffspilgern in den eucharistischen Segen einbezogen. Ein Feuerwerk zeigte an, dass zum Glauben auch strahlende Freude gehört. Dann lenkte die Mannschaft die «St. Gallen» durch das Dunkel der Nacht dem beleuchteten Rorschacher Hafen zu.
(Peter Beerli/St. Galler Tagblatt v. 16.08.10)
Wer schon öfter bei der traditionellen
Fatima-Schiffsprozession dabei war, ist sicherlich schon einmal Familie Rack aus
Wangen begegnet. Seit sie denken können, sind Benedikt (14), Bernadette (12),
Franziska (10), Katharina (8), Johanna (5), Julius und Magnus (beide 2) auf dem
Monstranz-Schiff dabei, wenn es am Maria-Himmelfahrt hinaus auf den See geht, um
gemeinsam zur Gottesmutter zu beten. „Es macht uns viel Spaß“, erklärt
Bernadette. „Es sind so viele Menschen dabei und alle singen und beten
zusammen. Das ist schön.“ Beten – das sind die Kinder auch von zu Hause her
gewohnt. „Morgens betet jeder für sich alleine. Mittags vor dem Essen und am
Abend beten wir alle zusammen ein Gsetzle Rosenkranz“, erzählt Franziska.
„Und am Sonntag gehen Papa und Mama mit uns in die Kirche. Das ist sehr schön“,
meint Katharina. Die Eltern seien es auch, die den Kindern von Gott, von Jesus
und Maria erzählen und ihnen die Geschichten der Heiligen erklären. Den Tag
ihrer Namenspatrone feiern die Kinder ganz groß.
„Maria ist für uns sehr besonders“
Die Gottesmutter Maria sei ihnen sehr wichtig,
verrät Bernadette. „Wir können Maria alles sagen, was uns bewegt und beschäftigt.
Maria ist für uns sehr besonders.“ Besonders sind auch diese sieben Kinder.
Sie sind Geschwister – wachsen in einer Großfamilie auf, wie sie heute
keineswegs mehr üblich ist. Die Eltern, Doris und Hubert Rack, sind ebenfalls
in sehr christlichen Familien groß geworden. „Wir haben den Glauben zu Hause
immer sehr intensiv gelebt“, sagt Hedwig Sauter, die Oma der sieben Kinder.
Sie erzählt auch, dass die sieben sehr liebe Kinder sind, die immer wissen, wie
sie sich beschäftigen können und viele Interessen haben. Die großen Mädchen
spielen beispielsweise Klavier, und Franziska ist seit kurzem eine Judoka. „Außerdem
passen die Großen liebevoll auf die Zwillinge auf und übernehmen Aufgaben, wie
Tisch decken und Spülmaschine ausräumen“, lobt sie. Die Kinder finden es
toll, dass sie so viele sind. Auch wenn es sie stört, dass sie manchmal wie Außerirdische
angeschaut werden, wenn die unausweichliche Frage an ihre Eltern gestellt wird:
„Sind das alles Ihre?“ Ihr Papa Hubert sieht das ganz gelassen. Ihm ist es
vor allem wichtig, seinen Kindern Werte und einen starken Glauben fürs Leben
mitzugeben, denn er findet es falsch, zu denken, Kinder könnten später selbst
entscheiden, woran sie glauben. „Wenn Kinder zu Hause nichts über den Glauben
erfahren, wo dann? Wie und wofür sollen sie sich entscheiden, wenn sie den
Glauben nicht kennen gelernt haben?“ fragt er.
Ehrengast ist immer an Bord
Bei der Fatima-Schiffsprozession ist die ganze
Familie engagiert. Mama Doris Rack spielt in der Musikkapelle Goppertsweiler,
die das Monstranz-Schiff begleitet, Hubert Rack fotografiert die
Schiffsprozession und die Kinder erfreuen die Herzen der Pilger und Geistlichen
allein durch ihre Anwesenheit. Der 14jährige Benedikt ist während der
Prozession Ministrant von Thomas Maria Rimmel, dem Direktor der Gebetsstätte in
Wigratzbad, der die Schiffsprozession seit vielen Jahren veranstaltet.
Während der Fahrt ins Planquadrat – dort,
wo Deutschland, Österreich und die Schweiz mitten auf dem Bodensee
zusammentreffen, beten und singen die Gläubigen auf den sechs Schiffen, die in
Bregenz, Lindau und Rorschach gestartet sind. Der Ehrengast, Bischof Charles
Caruana aus Gibraltar ist wegen Krankheit verhindert. Aber, wie eine Pilgerin
bemerkt, „der eigentliche Ehrengast ist unsere Gottesmutter Maria – und die
ist immer dabei.“ Statt seiner hält Diözesanbischof Elmar Fischer aus
Feldkirch die Ansprache auf See und appelliert an ein im Glauben vereintes und
starkes Europa.
Direktor Rimmel bedankt sich am Ende der
Schiffsprozession bei allen, die zu ihrem Gelingen beigetragen haben: „Bei
Benedikt (und damit meint er den Ministranten) bis hin zu den Kapitänen, die
uns so sicher über den unruhigen See gefahren haben“, und gibt eine
Vorausschau auf die Pilgerfahrt 2011, die mit besonderen Ehrengästen aufwarten
werde und bei der erstmals ein Schiff ab Friedrichshafen starten soll.