MS Baden 70 Jahre jung

Am 02.06.1935 findet die Jungfernfahrt des neuen Konstanzer Flaggschiffs statt. Zum dritten Mal erhält ein Schiff der Deutschen Reichsbahn den Namen "Baden". Gebaut von der Bodan-Werft in Kressbronn ist die neue "Baden" das erste Dreideck-Motorschiff der Bodenseeflotte. Zwei Tage später folgt mit der ebenfalls neuen MS Deutschland (Hafen Lindau) das zweite Dreideckschiff der deutschen Flotte, und auch der Umbau des MS Allgäu zum Dreideck-Motorschiff ist bereits beschlossene Sache.


(Bild: MS Baden auf einer Postkarte aus dem Jahr 1937)

Das MS Baden ist nunmehr seit 70 Jahren auf dem Bodensee unterwegs und hat in seiner abwechslungsreichen Karriere gute und schlechte Zeiten erlebt.

Schon bald nach der Jungfernfahrt beginnt der Alltag für MS Baden. Während der NS-Diktatur in Deutschland werden die meisten der größeren Bodenseeschiffe von der NS Organisation "Kraft durch Freude" für Ausflugsfahrten eingesetzt. Nicht so das MS Baden, das meistens im Kursverkehr zwischen Konstanz und Bregenz unterwegs ist.
Vier Jahre währt diese friedliche Zeit, dann beginnt der Zweite Weltkrieg und bringt den Niedergang des Ausflugverkehrs an den Bodensee. Da Diesel-Treibstoff immer knapper wird, werden die Motorschiffe der Deutschen Reichsbahn nach und nach stillgelegt. 1943/1944 wird MS Baden mit weiteren Konstanzer Motorschiffen (MS Höri, MS Schienerberg) in Ludwigshafen zum Schutz vor Fliegerangriffen verankert. Dennoch werden die Schiffe am 24.07.1944 von britischen Fliegern entdeckt und beschossen. Später zählt man mehr als vierhundert Treffer. Nur dem mutigen Einsatz einiger Berufsfischer, die die Einschusslöcher unterhalb der Wasserlinie abdichteten, ist es zu verdanken, dass die "Baden" schwimmfähig blieb. Spuren dieses Luftangriffes kann man noch heute an den Informationstafeln im Einstiegsdeck sehen.


(Bild: Die Informationstafel im Einstiegsdeck mit der "Kriegsnarbe" links)

1946 wird MS Baden provisorisch repariert und als schwimmendes Casino für die französischen Besatzungstruppen vor dem Konstanzer Insel-Hotel verankert.
Erst nach der Freigabe werden die letzten Kriegsschäden 1949 im Rahmen einer Generalüberholung beseitigt
Endlich kann MS Baden wieder seine Kursfahrten im Obersee aufnehmen.
Am 22. Januar 1955 erneut ein schwarzer Tag für MS Baden. Nachdem die beiden Voith-Schneider-Propeller zwecks Reparaturen ausgebaut worden sind, dringt Wasser in die Schiffsschale ein. MS Baden sinkt mit dem Heck voraus auf den Grund des Konstanzer Werfthafens und kann erst zwei Tage später mit Hilfe der Feuerwehr gehoben werden.
Nach der Indienststellung des neuen Konstanzer Flaggschiffs MS München 1962 verkehrt MS Baden vermehrt im Überlinger See.


(Bild: MS Baden am 18.09.2003 im Hafen Konstanz)

Heute ist MS Baden fast ausschließlich auf seinen Stammkursen im Überlinger See unterwegs. Während der Hauptsaison ist die "Baden" gegen 21.15 Uhr meistens das letzte Kursschiff, das nach einem arbeitsreichen Tag den Hafen Konstanz erreicht.
Während der 70 jährigen Dienstzeit wurde das MS Baden immer wieder überholt und auf dem Stand der Technik gehalten,
zuletzt im Winterhalbjahr 1997/1998, in dem eine große Generalüberholung und Modernisierung stattfand.
Auch im vergangenen Winter erhielt das Schiff in der Werft Friedrichshafen einen neuen Unterwasseranstrich und eine neue Lüftungsanlage. 

Damit ist das heute älteste Schiff der deutschen Bodenseeflotte auch für viele weitere, hoffentlich glückliche Jahre gerüstet und wir wünschen ihm weiterhin eine unfallfreie Fahrt und immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel! 

(Bodenseeschifffahrt.de v. 28.05.05)

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