Kriminalitätsvorbeugung: Spezialeinsatzkommando übt Geiselbefreiung auf See



Das Spezialeinsatzkommando (SEK) der baden-württembergischen Polizei hat auf dem Bodensee mit Kollegen aus mehreren Ländern die Befreiung von Geiseln auf Ausflugsschiffen geübt. Die Beamten seilten sich dazu gestern vor Radolfzell und Konstanz von einem Hubschrauber auf zwei bereitgestellte Schiffe der Weißen Flotte ab. Auch Taucher und Boote waren im Einsatz, um die Schiffe zu entern.

„Hintergrund der Übung sind Geisel- und Bedrohungslagen durch psychisch gestörte und kriminelle Täter, aber auch die weltweite terroristische Bedrohung“, sagte Landespolizeipräsident Erwin Hetger. Er verglich die Situation mit einer Flugzeugentführung.

SEK-Kommandoführer Alex Fuchs sprach von einem „durchaus realistischen Szenario“.

An der größten und spektakulärsten SEK-Übung des Jahres, die am Dienstag begann und heute endet, beteiligten sich 65 der 86 SEK-Beamten des Landes. Insgesamt waren 260 Polizisten und Helfer im Einsatz, darunter Beamte aus Bayern, Österreich, der Schweiz und vier weiteren europäischen Ländern.

Die Europäische Union trägt zwei Drittel der Kosten der Übung von rund 75 000 Euro.

Polizeipräsident Hetger gab außerdem den bevorstehenden Abschluss eines deutsch-österreichischen Polizeivertrages bekannt. Dieser werde, wie bereits in einem solchen Vertrag mit der Schweiz geregelt, grenzüberschreitende Einsätze ermöglichen.

Hetger betonte die wachsende Bedeutung des SEK. Es kann bei Gewalttaten und Geiselnahmen jeden Ort des Landes per Hubschrauber in einer Stunde erreichen. Seit 1977 hatte das in Göppingen stationierte SEK 5000 Einsätze und setzte dabei nur in drei Fällen Waffen ein.

Im vergangenen Jahr bewältigte das SEK 270 Einsätze, in diesem Jahr bereits rund 160. Im Vorfeld der Bodensee-Übung hatten sich SEK und Umweltschützer auf einen die Natur schonenden Ablauf geeinigt.

(Schwäbische Zeitung v. 18.09.03)

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