Die
Kulisse mit gleißendem Licht auf dem See und vielen Seglern vor den großen
Schiffen weit draußen hätte nicht schöner sein können zur Eröffnung der
Ausstellung "Schnelle Communication - Friedrichshafen und die
Dampfschifffahrt". Sie ist bis 25. Oktober im Foyer des
Graf-Zeppelin-Hauses zu sehen.
Fetzig
jazzig begrüßte eine Band der Musikschule unter Thomas Lutz die zahlreichen
Vernissagegäste im Freien. "Der See ist das, was Friedrichshafen prägt",
sagte Oberbürgermeister Josef Büchelmeier, und daher sei die Eröffnung der
Ausstellung am Interboot-Sonntagmorgen vor dem GZH am idealen Platz. "Wir
brauchen unsere Geschichte nicht hinter dem Grafen Zeppelin zu verstecken",
denn Friedrichshafen sei in den letzten zweihundert Jahren immer eine Stadt
gewesen, die alles nach vorne gebracht habe. Natürlich nutzte er die
Gelegenheit, kurz an T-City zu erinnern, um dann festzustellen, dass es zu
schade wäre, wenn die Ausstellung später nur im Archiv verschwinden würde,
sie sollte auch schriftlich festgehalten werden. Ein Satz, der leichte
Verwunderung auslöste, ist doch gleichzeitig der erste Band des "Friedrichshafener
Jahrbuchs für Geschichte und Kultur" erschienen, das sich ganz dem Thema
Schifffahrt widmet. En passant stellte Archivar Jürgen Oellers später den Band
vor, indem er eigentlich nur erwähnte, dass es so etwas schon lange hätte
geben sollen und dass er nicht wegen eines Jubiläums erschienen sei.
"Bequemlichkeit, Schnelligkeit, Sicherheit, Wohlfeilheit" seien die
Vorzüge der Dampfschifffahrt im 19. Jahrhundert gewesen, und das gelte
gleichermaßen für den Personen- wie den Warenverkehr. Die Länder am See seien
sehr an der Peripherie gelegen, sagte Eröffnungsrednerin Dr. Gerda
Leipold-Schneider vom Schweizer Eisenbahnmuseum "Locorama" in
Romanshorn, um dann sofort zu relativieren, dass dies eigentlich nur für
Vorarlberg gelte. In Württemberg war die Lage anders: 1824 stieß von hier aus
das erste regelmäßig verkehrende Dampfschiff in den See, 1859 erreichte die württembergische
Eisenbahn mit deutlichem zeitlichem Vorsprung den See. Die in England geborene
Idee des Trajektverkehrs kam 1869 von Friedrichshafen nach Romanshorn zum
Tragen, es folgten Verbindungen von Lindau nach Romanshorn und von Konstanz nach
Bregenz, obwohl es damals bereits ein Eisenbahnnetz um den See gab. Im Gegensatz
zu anderen Gegenden hätten Bahn und Schiff am Bodensee gut zusammengearbeitet
und einander nicht als Konkurrenz gesehen. Der Trajektverkehr sei erst 1976 endgültig
eingestellt worden. Leipold-Schneider erwähnte Getreide und Salz als Hauptgüter,
wohl kaum anders als anderswo bei der Bahn. Die rege Bodenseeschifffahrt habe
aber doch die Entwicklung der Eisenbahn etwas behindert. Vieles gebe es noch zu
erforschen, war zwischen den Zeilen zu hören.
Nur
wenige Besucher nutzten anschließend die Gelegenheit, durch die sehenswerte
Ausstellung mit Infotafeln und Modellen zu gehen. Eigentlich schade, so war zu hören,
dass so eine Ausstellung nicht im Museum gezeigt werde, und zwar am besten zur
Haupturlaubszeit. Man höre nur immer die Klage, dass so wenige Häfler in ihr
Museum gingen - bei dieser Ausstellung würden sie kommen.
(Schwäbische Zeitung v. 24.09.07)