Gravierend: Stadtgründung wirkt sich erheblich auf die Schifffahrt aus

Friedrichshafen gewinnt im Kampf um Handelsanteile – Leuchtturm hält nur 20 Jahre


Als der württembergische Staat im Zuge der napoleonischen Länderzuteilungen gegen Ende des Jahres 1805 das nördliche Bodenseeufer erreicht hatte, betrieb er eine zielstrebige Förderung der dortigen Bodenseehäfen, um den Kampf um die Handelsanteile auf dem Bodensee für sich zu entscheiden. Als erste Maßnahme wurde ab 1808 die Städe des ehemaligen Benediktinerklosters Hofen ausgebaut.

Anders als Hofen war Buchhorn im Jahr 1802 zunächst an Bayern übergegangen, das jedoch Lindau bevorzugte. Die Verhältnisse der Schifffahrt auf dem Obersee änderten sich aber schlagartig, als Buchhorn im Jahr 1810 an Württemberg überging. Im Rahmen der Stadtneugründung Friedrichshafens im Jahr 1811 wurden neue Handelsstatuten am württembergischen Nordufer beschlossen: Über Friedrichshafen, beziehungsweise Hofen durften nun sämtliche Speditionsgüter, über Langenargen nur landwirtschaftliche Güter und über die restlichen Schiffsstellen in Kressbronn, Eriskirch, Schwedi und Fischbach nur Ziegel, Holz und Feldprodukte verschifft werden.

Die Anlegestelle in Manzell wurde abgeschafft. Buchhorn besaß zwei für die Segelschifffahrt bestimmte Landestellen: eine Sommer- und eine Winterstäde, die im Bereich des heutigen Hafenbeckens lagen. Östlich der Sommerstäde befand sich Anfang des 19. Jahrhunderts ein Schiffsholm, also ein primitives Werftgelände zum Bau und zur Reparatur von Segelschiffen. An dieser Stelle wurden die ersten Dampfboote, „Wilhelm“ und „Max Joseph“, gebaut. Unzulänglich war der Zustand der Friedrichshafener Hafeneinfahrt noch in den 1840er-Jahren: Sie war mit nur 28 Metern zu schmal, das Wasser zu flach, und es gab Hindernisse wie herausragende Pfahlspitzen. Ende der 1850er-Jahre wurde eine Fahrrinne ausgebaggert. Die Anlage des heute noch bestehenden rechteckigen Hafenbeckens entstand ab 1847. Zwei Jahre später wurde die Südmole angelegt. 1851 war durch den Ausbau eine Fläche von 175 auf 125 Meter (knapp 2,2 Hektar) erreicht.

Nach beträchtlichen Landaufschüttungen östlich des neuen Hafens wurde das Hafenbecken Ende der 1850er-Jahre auf eine Gesamtlänge von 320 Metern erweitert und umfasste eine Fläche von vier Hektar. In den Jahren 1861 bis 1864 wurde der westliche, 1865 bis 1871 der südliche Pfahldamm durch Hafenmauern ersetzt, die bis heute bestehen. Im östlich gelegenen Hafenbereich entstand 1868 eine Landestelle für Trajekte. Die das Hafenbecken umgebende Pfahlwand wurde in den 1870er-Jahren durch eine Hafenmauer aus Sandsteinquadern ersetzt.

Seit 1862 zierte die Hafenanlage ein Leuchtturm, der jedoch wegen Baufälligkeit 20 Jahre später abgebrochen werden musste und durch einen gusseisernen Pavillon ersetzt wurde. Die letzte bis heute bestehende Verlängerung des Hafens nach Osten erfolgte in den 1890er-Jahren; damit hatte der Hafen eine Längenausdehnung von 460 Metern und eine Gesamtfläche von 5,7 Hektar erreicht. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dann der Molenkopf am südwestlichen Hafenbecken ausgebaut.

(Jürgen Oellers/Schwäbische Zeitung v. 29.01.11)

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