Als die Schiffe noch die Hälfte
ihrer Ladung selbst aufbrauchten
Tag des
offenen Denkmals erinnert an die Geschichte der Häfen
Oellers’ erste Führung fand 35
Interessenten, zur 12-Uhr-Führung kamen ein gutes Dutzend meist ältere
Geschichtsfreunde, einige mit Fahrrad. Der Tag war auch zu schön, ein richtig
heißer Sommertag, der letzte Ferientag im Ländle.
Manfred Ertle hat einen Packen eingeschweißter
Repros unter den Arm geklemmt und beginnt zu erzählen, wie sich der Hafen und
die Stadt am See mit der Entwicklung des Hafens, der Dampfschifffahrt und der
Trajektschifffahrt verändert hat: „Nicht Stadtplaner, sondern
Wirtschaftsfaktoren haben sie geprägt.“ Romanhorn hatte ein Interesse an
einer Eisenbahnverbindung über den See, ein Engländer konstruierte die
Eisenbahnfähre – willkommenes Versuchsobjekt für eine Fährverbindung vom
Festland nach Dover. Die Zuhörer staunen, wenn sie hören, dass das erste hier
gebaute Dampfschiff die Hälfte seiner Ladung für den Brennstoff benötigte, um
ans andere Ufer zu gelangen. Auch der später gebaute „Kohlenfresser“ war
nicht viel besser, wie sein Spitzname zeigt. Zwei lange Molen, die in den See
hineinragten, gab es anfangs, keinen Hafen. Im Hinteren Hafen künden eine Reihe
von Tafeln von den Veränderungen. An die Vergangenheit der Trajektfähren
erinert auch die „Schussen“, die heute am Hafenrand als Vereinslokal dient.
Die schöne Uferpromenade, die an diesem Sonntag von Besuchern wimmelt, entstand
durch spätere Aufschüttungen – ursprünglich waren die Häuser der Freien
Reichsstadt Buchhorn bis an den See gebaut. Man kann sich gut vorstellen, wie
sich die Bewohner bei einem heftigen Föhnsturm fühlten. Manfred Ertle macht
Halt beim historischen Lastkran von 1830, der 1993 vorbildlich restauriert
wurde, und wenig später bei der Tafel, die an die „Schwabenkinder“
erinnert, die seit der Einrichtung der Dampferlinien mit dem Schiff zum Hütekindermarkt
nach Friedrichshafen kamen. Viel gibt es zu erzählen, bis die Gruppe zum
erneuerten Schlosssteg kommt. Das kann schon eineinhalb Stunden dauern, ohne
dass der Führer zu sehr ins Erzählen kommt. Oellers und Ertle haben einen
anstrengenden Tag vor sich, aber auch viele interessante Fragen.
(Helmut Voith/Schwäbische Zeitung v. 12.09.11)