Bei der Sitzung des Gemeinderats am Montag beschlossen die Ratsmitglieder einstimmig, Projektgruppen für die drei anstehenden Stadtentwicklungsprojekte zu gründen und die Entwicklung der Projekte voranzutreiben. So soll im Bereich Fallenbrunnen der Campus-Ausbau vorangetrieben, der Hintere Hafen soll grundsätzlich erneuert und verschiedene Neubauten im Sportpark geplant werden.
Die Entscheidung des Gemeinderats war einstimmig: Je zwei Vertreter der CDU, SPD sowie Freien Wähler und je ein Mitglied der Bürger Aktiv, Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktionsgemeinschaft werden Projektgruppen bilden, um die weitgehend vorbereiteten Ideen zur weiteren Stadtentwicklung voranzutreiben. Dabei geht es um drei große Projekte: Fallenbrunnen, Hinterer Hafen sowie Sportpark. Nun sollen im nächsten Schritt unter Hinzuziehung externer Projektberater Machbarkeitsstudien erstellt werden, um dann Realisierungs-Wettbewerbe ausschreiben zu können.
Der Bereich Fallenbrunnen soll nach dem Willen der Stadt künftig in drei verschiedene Bereiche gegliedert werden: Gewerbliche Nutzung im nord-östlichen Gelände, Campus mit Berufsakademie, Zeppelin-Universität und Studentenwohnheim im südlichen Bereich und schließlich im westlichen Teil des Areals eine gemischte Ansiedlung von Wohnungen, Kunst, Gastronomie und Gewerbe. Zudem ist vorgesehen, dass die Bernd-Blindow-Schulen aus Allmannsweiler ebenfalls in den Fallenbrunnen ziehen.
Auch für den Bereich Hinterer Hafen ist einiges geplant: Der gesamte Bereich soll grundlegend umstrukturiert werden. Die Leitidee dahinter heißt "Stadt am Wasser" und soll auch die touristische Attraktivität Friedrichshafens erhöhen. Die vielen Parkflächen sowie Brachen und Leerstände sollen eine neue Nutzung bekommen. Insgesamt erhofft sich die Stadt eine engere Anbindung an die Innenstadt. Das Problem des Werftgeländes, das zwischen Innenstadt und Hinterem Hafen eine "Störwirkung" hat, wie es im Papier der Stadt heißt, soll nun grundsätzlich geklärt werden. Die Werft gehört der Bodensee Hafen-Gesellschaft (BHG).
Dritter Komplex der ehrgeizigen Ziele, die sich Friedrichshafen gesetzt hat, ist das Areal des alten Messegeländes am Riedlewald. Neben der Arena will die Stadt einen Sportpark errichten, der ein Hallen-Sportbad sowie weitere Hallenflächen für Breiten-, Vereins- und Schulsport beinhaltet. Außerdem soll auf dem Gelände ein Parkhaus entstehen, die Entscheidung, das Jugendzentrum "Molke" dorthin zu verlagern und ein Taekwondo-Bundesleistungszentrum zu bauen, ist bereits gefallen. Für das gesamte Areal will die Stadt ein modernes Energiekonzept vorlegen, dabei sollen auch erneuerbare Energien genutzt werden.
Nun soll die Projektgruppe auch in diesem Fall in Zusammenarbeit mit einem externen Projektberater eine Machbarkeitsstudie erstellen und schließlich die geplanten Neu- und Umbauten ausschreiben.
(Kerstin Mommesen/Südkurier v. 09.04.08)
Nach
Messe, Nordstadt und Schulen wird die Stadtentwicklung der nächsten Jahre von
den drei Großprojekten Sportarena, Fallenbrunnen und Hinterer Hafen geprägt.
Geht's mit dem Umbau eines Traktes zum Studentenwohnheim voran, steht an der östlichen
Uferpromenade buchstäblich die Werft "im Weg".
So
wichtig schienen den Ausschüssen die drei anstehenden Großprojekte, dass man
sie ausführlich im Gemeinderat diskutieren wollte. Wollte dann aber doch
niemand - und so gab's am späten Montagabend weder Fraktionserklärungen dazu,
wie und in welchem Zeitrahmen die Verwaltung die Objekte Sportpark,
Fallenbrunnen und Hinteren Hafen in Angriff nehmen soll. Dabei hatte Erster Bürgermeister
Dieter Hornung im Technischen Ausschuss erläutert, dass alle drei Vorhaben
wichtig sind, weil "eine zukunftsfähige Stadt auch von weichen
Standortfaktoren abhängt". Zudem erfüllen sie alle das Kriterium, lieber
innerstädtische Flächen zu entwickeln als die grüne Wiese zu verbauen.
Umkrempeln
ist angesagt
Ein
Grundsatz, den sich die Stadt Friedrichshafen dezidiert auf die Fahnen schreibt:
"Bereits vorhandene, voll erschlossene Siedlungsbereiche werden im Sinn des
Stadtumbaus genutzt und erhalten neue, gesamtstädtisch wichtige
Funktionen", unterstreicht Stadtplanungsamtsleiter Norbert Schültke in der
entsprechenden Vorlage für den Gemeinderat.
So
schön und plausibel das klingt - so schwierig und langwierig dürfte sich die
Umsetzung gestalten. Zumindest was das als "Hinteren Hafen"
bezeichnete, drei Hektar umfassende Areal zwischen Eckenerstraße, Romanshorner
Platz, Bodensee und östlichem Uferpark anbelangt. Dieses Gebiet könnte man
enorm aufpeppen, indem man es komplett umkrempelt: Den Stadtplanern schwebt ein
Mix aus urbanem Wohnen am Wasser, Einzelhandel, Kultur, Gastronomie,
Dienstleistung und öffentlichen Einrichtungen vor, der von einem umgestalteten
Hafenbecken, ausgebauten Wegen, mehr und aufregend gestalteten Freiflächen und
einer "gestalterisch aufgewerteten" Seepromenade garniert werden könnte.
Auf
diese Weise könnte man Hinteren Hafen und Innenstadt besser miteinander
verbinden, vor sich hindümpelnde Brachflächen überbauen und die Qualitäten
der Top-Lage direkt am Seeufer optimal ausschöpfen. Voraussetzung dafür ist
allerdings, dass außer Park- und Brachflächen auch die Werft der
Bodenseeschiffsbetriebe (BSB) weicht - birgt sie laut Stadtplanungsamt doch
"nicht nur im Zusammenhang mit der touristischen Nutzung des Quartiers um
den Hinteren Hafen ein großes Konfliktpotenzial". Warum? Weil sie als
"Querriegel" wirkt und "die Durchgängigkeit von der
Uferpromenade zum Hinteren Hafen stark einengt", so Schültke.
Obschon
für das Sanierungsprojekt Fördermittel von Land oder Bund in Aussicht stehen,
könnte es sein, dass sich die vielversprechenden Pläne niemals umsetzen lassen
- beziehungsweise an der Werftfrage scheitern, denn: "Wir haben derzeit
keine Alternativen - dies ist unsere einzige Werft", sagt Silke
Rockenstein, Pressesprecherin der Stadtwerke Konstanz GmbH, auf Anfrage der SZ.
Frage
soll 2008 geklärt werden
Könnte
man, der Häfler Stadtentwicklung zuliebe, die zwölf Fahrgastschiffe und zwei Fähren
im Winter nicht auch in der Kressbronner Bodanwerft auf Vordermann bringen
lassen? "Dazu kann ich nichts sagen", so Rockenstein. Man versuche,
mit der Stadt Friedrichshafen zu kooperieren, was aus den genannten Gründen
aber "sehr schwierig" sei. Zudem gäbe es ja auch Planungsvarianten,
in der das Werftgebäude am jetzigen Standort bleibt.
Davon
wiederum weiß man im Stadtplanungsamt nichts. Stattdessen wird in der
Ratsvorlage unmissverständlich ausgeführt, dass "für den nachhaltigen
Erfolg einer ganzheitlich ausgerichteten städtebaulichen Erneuerung die
Beseitigung der großvolumigen Werft sowie der sie umgebenden Nebengebäude und
Lagerflächen von ausschlaggebender Bedeutung ist". Wie's weitergeht, darüber
machen sich alsbald Projektgruppen - besetzt mit Verwaltungsmitarbeitern, Stadträten
und externen Beratern - Gedanken. Die erste Sitzung ist noch unter dem Vorsitz
von Dieter Hornung geplant. Zum zeitlichen Fahrplan sagt Norbert Schültke:
"Wir wollen versuchen, für den Hinteren Hafen noch 2008 eine grundsätzliche
Klärung der Werftfrage hinzubekommen."
Studentenwohnheim
kommt
Schneller
könnte man mit der Umsetzung des Sportparks auf dem alten Messegelände in die
Pötte kommen. Der Stadtplanungsamtsleiter hofft, dass Machbarkeitsstudie und
Ausschreibung so zügig auf den Weg gebracht werden, dass man in zwei bis drei
Jahren mit dem Neubau von Hallenbad, Jugendhaus, Taek-wondo-Zentrum und Parkhaus
(inklusive einer als Eislaufbahn nutzbaren Ebene) loslegen kann. Wobei offen
ist, an welcher Stelle des vier Hektar großen Areals was stehen muss.
Im
Fallenbrunnen tut sich schon jetzt was: Hier hat eine Projektgruppe, in der auch
Studenten sitzen, den Bedarf von 180 bis 200 sogenannten "Bettplätzen"
für ein Studentenwohnheim ermittelt. Nun kam bei einer Untersuchung des
Stadtbauamtes heraus: Die Bausubstanz des im Nordwesten des 30 Hektar großen
Geländes gelegene Gebäudetraktes erlaubt einen Umbau - der Umnutzung zu einem
Studentenwohnheim steht also nichts mehr im Wege, die Ausschreibung wird
vorbereitet. Bekanntlich hatte unter anderem bereits das Studentenwerk Konstanz
Interesse an Umbau und Betrieb dieser Studentenwohnungen signalisiert. Für das
Gesamtareal wünscht man sich Schültke zufolge bis Ende 2008 das Ergebnis einer
Machbarkeitsstudie.
(Schwäbische
Zeitung v. 09.04.08)