Eisbrecher Delphin
Der Kreuzlinger Großschifffahrtshafen ist praktisch zugefroren. Das sei ganz
normal in kalten Wintern, sagt Werkhofchef Werner Stiefel. Und es störe auch
niemanden, da zurzeit ja kein Verkehr sei. – Außer der Delphin
natürlich, «diä macht e chli dä Isbrächer». Werner Stiefel findet die
Stimmung wunderbar. Aber da hinab auf das Eis zu steigen, das möchte er
niemandem empfehlen. «Das ist genauso verboten wie das Schwimmen im Hafenbecken»,
warnt er. Schiffskapitän Roland Neuenschwander ist am Sonntag zum letzten Mal
losgefahren. Jetzt komme die Delphin in die Romanshorner SBB-Werft. Und dann
fliegen er und seine Frau Erika nach Gran Canaria in die Wärme. Seit der Hafen
zugefroren ist, hat Neuenschwander mit der Delphin achtmal Fondue-, Raclette-
und Frühstücksfahrten durchgeführt und sein Schiff wie einen Eisbrecher aus
dem Hafen gefahren. Dazu machte er den Weg zuerst mit dem Propreller frei. «Nur
mit em Füdle» gehe das nicht, das sei nämlich zu breit, klärt er auf. «E
chli wüäle» müsse man schon. Fährt er dann los, dann chlöpfts. Aber das
halte die Delphin gut aus. Neuenschwander schätzt die Eisdicke auf zwischen 2
bis 5 Zentimeter. Bis die Delphin Mitte Februar wieder zurück ist, wird das Eis
wohl geschmolzen sein. Denn mit der Seegfrörni ist es dann vorbei. Hierzu
brauche es einen sehr kalten November und Dezember und eine hohe Frostsumme
(Summe aller negativen Tagesmittel), erklärt Christoph Frauenfelder von
Meteotop in Niederuzwil. Diese Summe müsse rund minus 240 Grad erreichen. Bis
Sonntag waren's aber nur minus 75.
(St. Galler Tagblatt v.
13.01.09)