Geste des guten Willens

Im Dauerstreit um die Hoheit über den Lindauer Bodenseehafen versuchen es die Konstanzer Stadtwerke mit einer versöhnliche Geste: Sie schleppten ein dümpelndes Ausflugsschiff aus dem Lindauer Hafen in den weniger frequentierten Hafen Fußach (Vorarlberg). Vertreter der Stadt Lindau hatten in Gesprächen über den Hafenstreit den Wunsch geäußert, das kaum vorzeigbare Schiff endlich zu entfernen - zumal auf dem rostigen Rumpf ausgerechnet der Name ihrer stolzen Stadt prangt. 

Die seit 2004 ausgemusterte MS Lindau soll nun noch einmal inspiziert und vielleicht wieder hergerichtet werden, erklärten die Bodensee-Schiffsbetriebe. Das würde sich hübsch fügen, weil das Schiff im nächsten Jahr 50 Jahre alt wird. Bislang vermutete mancher Lindauer wohl nicht ganz falsch, die Konstanzer hätten den wenig schmucken Kahn wegen des Hafenstreits liegen lassen, um die Lindauer zu ärgern. Nun könnte sich die Atmosphäre verbessern.

In den Gesprächen auf Arbeitsebene gehe es weit entspannter zu als bei den Verhandlungen durch die Stadtoberhäupter Horst Frank (Konstanz) und Petra Seidel (Lindau), hieß es. Frank und Seidel hatten sich jeweils festgelegt, der Hafen müsse im Eigentum ihrer Stadt bleiben. Die Konstanzer Stadtwerke hatten die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) 2003 von der Bahn gekauft und dabei auch Hafenanlagen übernommen. Lindau pocht aber auf ein historisches Vorkaufsrecht. Zuletzt hatte es bei einem Spitzentreffen Mitte April in Konstanz keine Einigung gegeben - dafür aber war das Medieninteresse weiter angeschwollen. Auf Fachebene soll mit weniger öffentlichem Druck verhandelt werden. Eine mögliche rechtliche Lösung sollte Lindau die städtebauliche Hoheit gewähren, zugleich aber der BSB alle Freiheit bei betrieblichen Erfordernissen - und vor allem müssen beide Stadtoberhäupter ihr Gesicht wahren können.

Die Entscheidung, ob die Konstanzer wenigstens die schwimmende Lindau aufpolieren, fällt dieses Jahr.

(Südkurier v. 18.06.07)

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