Tiefer
Bodensee-Pegelstand macht immer mehr Probleme
Am 1. Mai sollte die
Kurs-Schifffahrt auf dem Alten Rhein beginnen. Doch der Wasserstand ist zu tief.
Deshalb fällt der Vorsaison-Fahrplan auf der Strecke Rorschach - Staad -
Altenrhein - Rheineck aus. Auch Segler haben Probleme.
Dass die Schifffahrt auf dem
Alten Rhein nicht planmäßig aufgenommen werden kann, ist nicht außergewöhnlich.
«Bereits letztes Jahr startete die Schifffahrt wegen des tiefen Wasserstandes
eine Woche später als geplant», sagt Antonia Kirtz, Mediensprecherin der
Bodensee Schifffahrt. Außergewöhnlich sei jedoch der tiefe Wasserstand. «Derzeit
fehlen uns 46 Zentimeter.» Regnet es aber nur ein bis zwei Tage heftig, ist es
möglich, dass der Wasserstand genügend stark ansteigt, so dass die Schiffe
ihre Fahrt auf dem Alten Rhein aufnehmen könnten.
Langenargen und Bad Schachen werden nicht angefahren
Wegen des tiefen Wasserstandes werden auch die deutschen Landestellen
Langenargen sowie Bad Schachen nicht angefahren. Die Kursschiffe verkehren zwar gemäß
Fahrplan, legen an den beiden Häfen jedoch nicht an, wie die Schweizerische
Bodensee Schifffahrt mitteilt. Die Kurs-Schifffahrt auf der Strecke Romanshorn -
Arbon - Langenargen - Rorschach sowie auf der Strecke Rorschach - Wasserburg -
Bad Schachen - Lindau beginnt am 1. Mai an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen.
Dass Bad Schachen problematisch für die Schiffe sei, sei normal, sagt Antonia
Kirtz. Das gleiche gilt für Langenargen: «Der Hafen ist nicht tief genug.»
Auch die Schifffahrt zwischen den Anlegestellen Diessenhofen und Stein am Rhein
ist seit geraumer Zeit wegen Niedrigwasser eingestellt. Keine Probleme gibt es
derzeit auf dem Obersee. «Der Pegel müsste noch ordentlich sinken, bis die
Schiffe dort nicht mehr fahren können», sagt die Mediensprecherin.
Segler können nicht einwassern
Der tiefe Wasserstand macht jedoch auch den Seglern zu schaffen. Einige Segler können
ihre Boote nicht einwassern, weil es zu wenig Wasser hat. Laut Rolf Niederer, Präsident
des Yachtclubs Arbon, stehen manche Boote zwar bereits im Hafen, können diesen
aber nicht verlassen. Dies sei etwa im Hafen von Steinach der Fall. Auch im
Wasser hat es teilweise auffallend wenig Schiffe, wie Niederer festgestellt hat:
«Im Hafen Arbon habe ich bisher nur wenige Segler gesehen.» Im Hafen Horn
Mitte hätten sogar Motorboote Probleme, so tief ist dort der Pegel.
Gemäß der Webseite www.tiefgang-bodensee.ch
war der Pegel des Bodensees um diese Jahreszeit seit zehn Jahren nicht mehr so
tief wie jetzt. «Mit meinem Boot kann ich derzeit über die Hälfte der Häfen
am Bodensee nicht anfahren», sagt Niederer.
«So etwas noch nie erlebt»
Noch keine Probleme hat der Gemeindehafen Romanshorn, dort gibt es genügend
Wasser. Bisher noch Glück hatte auch der Hafen Güttingen. «Wir haben letztes
Jahr die Fahrrinne ausgebaggert», sagt Max Wicker, Gemeinderat und Präsident
der Hafenkommission. Somit kommt es zu einem speziellen Phänomen: Die Boote können
zwar bis zum Hafen fahren, aber nicht hinein. Am Eingang des Hafens steht
deshalb auch eine Tafel mit einer entsprechenden Warnung, damit Schiffe mit
tieferem Kiel rechtzeitig wenden können. Die Schiffe, die derzeit aber im Hafen
stehen, können diesen auch verlassen. Denn die Besitzer von Booten mit tieferem
Kiel haben diese noch gar nicht einwassern können, sagt Wicker.
Bisher blieb Güttingen also noch verschont. Fällt der Wasserstand weiter, wird
es aber auch in diesem Hafen problematisch. «So etwas habe ich im April noch
nie erlebt», sagt Wicker. Und fügt schmunzelnd an: «Ich suche noch jemanden,
der es regnen lässt!»
(Yvonne Bugmann/St. Galler Tagblatt v. 28.04.11)