Seewasser steigt leicht nach Rekordtief

Regenfälle zwischen der monatelangen Trockenperiode bis vor einer Woche und der Rückkehr des blauen Himmels gestern bewirkten einen Anstieg des Seepegels um zwanzig Zentimeter. Die Rorschacher Schiffe können aber noch immer nicht auf dem Alten Rhein nach Rheineck fahren. Mit 395.20 Metern über Meer fehlen dafür – bald drei Wochen nach dem geplanten Saisonstart – noch dreißig Zentimeter. Diese sind vorerst nicht in Sicht. Soweit Meteorologen das Wetter vorhersagen können, ist von Schneeschmelze und Gewittern nicht mehr Wasser zu erwarten als gleichzeitig aus dem See abfließt. So können Schiffe auch in Langenargen und Bad Schachen weiterhin nicht anlegen.

Derzeit steht das Seewasser vierzig Zentimeter tiefer als vor einem Jahr und siebzig Zentimeter unter dem langjährigen Durchschnitt. Vor dem Anstieg lag der Pegel gemäß Aufzeichnungen des Bundesamtes für Umwelt am 9./10. Mai mit 395.00 genau auf dem tiefsten Stand, der auf Schweizer Seite in 130 Jahren je gemessen wurde an diesem Tag. Dieses Rekordtief hatte er aber nicht in historischer, sondern in neuerer Zeit erstmals erreicht. So tief wie jetzt stand das Seewasser Mitte Mai einzig vor fünfzehn Jahren. Umgekehrt liegt der höchste Stand im Mai – 2,7 Meter höher als jetzt – erst zwölf Jahre zurück. Und der tiefste im Sommer nur acht Jahre. Über das ganze Frühjahr bewegte sich der Seepegel vor dreißig Jahren am tiefsten.

Die Häufung von Extremwerten in jüngerer Zeit aufgrund längerer Trockenperioden einerseits und häufigerer Starkregen andererseits ist ein starkes Indiz, dass sich das Klima auch in unserer Gegend wandelt. Ebenso, dass auch im Einzugsgebiet des Bodensees Temperatur und Schneefallgrenze steigen und die Schneeschmelze früher einsetzt.

(St. Galler Tagblatt v. 19.05.11)

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