Besser hätte die Weiße Flotte kaum in die
Saison starten können. Rund 50.000 Passagiere nutzten die Osterfeiertage, um
mit einem der zehn Schiffe über den Bodensee zu schippern. Allein die MS
München brachte am Ostersonntag 2.500 Gäste zur Mainau. Diese rekordverdächtigen
Zahlen kann sich Silke Rockenstein, Pressesprecherin der Bodensee
Schiffsbetriebe (BSB) leicht erklären: "Diesmal war Ostern zwei Wochen später
als im Vorjahr. Entsprechend schön war das Wetter. Im Jahr zuvor fiel Ostern
auf Ende März. Bei trübem Wetter zählten die BSB damals gerade mal 13.000
Fahrgäste." Der Ansturm auf den See war auch anderswo kräftig zu spüren.
"Proppenvoll war es bei mir an Karfreitag", sagte beispielsweise
Roland Stärr aus Fischbach zum Andrang auf den beschaulichen Biergarten
unmittelbar am Ufer. Der Sonntag sei zwar etwas ruhiger verlaufen, weil die
Leute an diesem Tag offenbar lieber zu Hause geblieben seien. Dafür war beim Stärr-Schorsch
dann am Ostermontag wieder die Hütte voll.
Wer von Friedrichshafen aus dort hin wollte,
musste freilich den üblichen Osterverkehr in Kauf nehmen. Zeitweise ging es auf
der B 31 nur im Schritttempo Richtung Fischbach. Auch an der Häfler
Uferpromenade herrschte emsiges Gedränge. Bei Horst Steib, Betreiber des
Minigolfplatzes, etwa trudelten Gäste von weit her ein: "Am Ostermontag
kamen auf einen Schlag 48 Ministranten aus Köln, die sich in der Nacht auf
Ostermontag auf den Weg an den Bodensee gemacht haben", erzählt er. Dass
noch recht wenige Boote im Yachthafen liegen, wundert ihn nicht: "Der See
ist eben noch zu frisch", so Steib.
Doch was soll’s? "Die Sonne scheint, es
ist T-Shirt-Wetter. Zeit, um einen Tagesausflug an den Bodensee zu machen"
– das hat sich zum Beispiel Irmi Settele aus Ulm gedacht. Mit Kind und Kegel
fuhr sie spontan an den Bodensee, um sich bei Minigolf zu vergnügen. Das deckt
sich auch mit der Erfahrung von Horst Steib. "An Ostern sind es vor allem
Tagestouristen oder Kurzurlauber, die uns besuchen."
Unter anderem Familie Loewe aus der Eifel, die
über Ostern Opa und Oma in Berg bei Friedrichshafen einen Besuch abstattete und
am Ostermontag ebenfalls den Minigolfschläger schwangen. Beliebt waren auch die
Tretboote, wie Stefanie Betten von der Bootsvermietung Flucht am Gondelhafen
sagte. "Die Saison ist gut angelaufen. Seit vergangenem Dienstag haben wir
geöffnet. Wenn das Wasser wärmer ist, montieren wir auch die Rutschen auf die
Tretboote. Noch ist der See zum Baden aber zu kalt." Aber egal, für den
Anfang reicht auch, dass die Luft frühsommerlich warm gewesen ist. Dieser
Umstand lockte Tausende Menschen an den Bodensee.
Die Verantwortlichen der Konstanzer
Tourismusbetriebe haben allen Grund zum Jubeln. Von Karfreitag bis Ostermontag
erreichten sie ausgezeichnete Gästezahlen, die den durchwachsenen Saisonstart
vom letzten Jahr vergessen lassen.
„Die Bodensee Schiffsbetriebe (BSB) hatten
sehr, sehr gute Ostern“, freute sich Pressesprecherin Silke Rockenstein. Mit
rund 50.000 Fahrgästen seien dieses Mal rund drei Mal soviel mit den Schiffen
unterwegs gewesen wie im Jahr 2008. Viel Betrieb habe es auch an der Fähre
gegeben, berichtete Rockenstein weiter. Die Schiffsführer des Katamarans
meldeten, dass ebenfalls sehr viel los gewesen sei, sagte sie.
Das Hörnle sei voll, in der Therme seien über
4.000 Schwimmer gewesen, berichtete Georg Geiger, Geschäftsführer der Bädergesellschaft.
Seit Karfreitag ist in der Therme wieder das Freibad geöffnet.
Ganz begeistert präsentierte Manfred Haunz,
Finanzdirektor der Insel Mainau, die Zahlen. „Mit rund 40.000 Besuchern haben
wir das beste Ergebnis seit vielen Jahren erreicht“, freute er sich. Im Jahr
2007 kamen über 35.000 Gäste auf die Blumeninsel, im 10-Jahres-Durchschnitt
werden etwa 30.000 erreicht, fasste Haunz zusammen. „Unsere Erwartungen und
die der Besucher haben wir übertroffen“, ergänzte er. „Die hohe Gästezufriedenheit
im Park und der Gastronomie ist sehr wichtig für uns“, verdeutlichte der
Finanzdirektor. „Wenn ich durch den Park schlendere, lausche ich gerne den
begeisterten Kommentaren der Gäste“, erzählte er. Die vor Kurzem neu eröffnete
„Blumis Uferwelt“ faszinierten Kinder und Erwachsene gleichermaßen,
schilderte Haunz seine Beobachtung.
Mit über einer Million Frühlingsblumen habe
es wieder eine tolle Farbenpracht gegeben, über 2.500 Orchideen seien im
Palmenhaus zu sehen, zählte Manfred Haunz auf. Die Orchideenschau „Mit der
Kon-Tiki ins Paradies“ ist noch bis zum 3. Mai geöffnet. Die Kon-Tiki war ein
Floß aus Balsaholz mit dem der Norweger Thor Heyerdahl 1947 über den Pazifik
segelte.
„Wir hatten einen sehr guten Saisonstart“,
bestätigte Norbert Henneberger, Geschäftsführer der Tourist-Information (TI)
den Trend seiner Toristikkollegen. „Das Wetter hat mitgeholfen, dass die
Belegung in den Hotels in der Regel sehr gut war“, erklärte er. Über
absolute Zahlen verfüge er nicht, ergänzte Henneberger. Ostersamstag und
-sonntag seien traditionell die „stärksten Tage“, an denen die meisten Häuser
voll gewesen seien. Der Montag sei meist etwas schwächer. Es seien etliche
„walk ins“ zu verzeichnen gewesen, so der TI-Chef. Unter diesem
englischsprachigen Begriff verstehen die Touristiker die kurzfristige Buchung
eines Hotel am Tag der Anreise. Nach einer Befragung im Jahr 2008 reisten die
meisten Gäste mit dem Auto an, 16 Prozent mit der Bahn, so Henneberger.
Ostern sei auch für die Campingplätze nicht
ohne Bedeutung, führte der Touristikchef aus. Am TI-eigenen „Klausenhorn“
sei dank der tollen Witterung eine sehr gute Belegung zu verzeichnen gewesen.
Wegen des Umbaus seien nur zwei Drittel der Plätze verfügbar, diese jedoch
voll belegt gewesen, so Henneberger.