Das
Land Baden-Württemberg erleichtert nun die standesamtliche Heirat im Grünen.
Eine Hochzeit mitten auf dem See bleibt jedoch auch in Zukunft unmöglich: Die
Schiffe müssen vertäut im Hafen liegen.
Das Land erleichtert das
standesamtliche Heiraten im Freien. Doch die Traumschiff-Hochzeit mitten auf dem
Bodensee wird auch künftig nicht möglich sein. SPD-Stadtrat Herbert Werber
hatte beim Innenministerium nachgehakt und von dort eine eindeutige Antwort
bekommen: Der Ort der Eheschließung müsse innerhalb des Standesamtsbezirks
einer Gemeinde liegen. Das Wasser des Bodensees aber sei gemeindefreies Gebiet.
Für die Zeremonie müssten die Schiffe also im Hafen fest vertäut sein oder am
Anlegeplatz ankern. Auch bei anderen Orten im Freien gelten strenge Auflagen. Zu
den wichtigsten gehört: Es muss die Möglichkeit geben, bei schlechtem Wetter
in ein nahegelegenes, ausgewiesenes Trauzimmer auszuweichen, sagt Hans-Rudi
Fischer, Leiter des Bürgeramts in Konstanz.
Die
Stadt sei noch dabei, zu prüfen, welche Orte im Freien sich für eine Hochzeit
im Grünen eignen. Der Innenhof des Rathauses gehört möglicherweise nicht
dazu. Denn es könnte Platzprobleme und Störungen durch Passanten oder andere
Hochzeitsgesellschaften geben, gibt Fischer zu bedenken. Schon heute sei es im
Hof oft sehr laut. Er fürchtet, das Wichtigste könnte in der Geräuschkulisse
untergehen: „Das Ja-Wort muss hörbar sein.“
Einen
ruhigen Platz für die Hochzeit im Grünen könnte eventuell die Mainau bieten.
Die Stadt will dazu Kontakt mit der Insel aufnehmen. Ausgeschlossen für die
Freilufthochzeit seien dagegen Privatgärten und auch Orte, die nur in
Verbindung mit anschließendem Konsum gebucht werden können, etwa Gaststätten
mit Innenhöfen. Die Eheschließung dürfe nicht mit der Hochzeitsfeier
verquickt werden, sagt Fischer. Bei Booten der Bodenseeschiffsbetriebe müsse
geklärt werden, unter welchen Umständen eine Trennung dort möglich sei.
Sprecherin Silke
Rockenstein signalisiert ein hohes Interesse. „Wir würden uns freuen, wenn
das funktionieren würde.“ Schon heute stechen die Schiffe jährlich mit rund
20 Hochzeitsgesellschaften in den See. Die kleinsten Boote fassen 250 Personen.
Fischer fragt sich, ob tatsächlich viele
Paare, die Konstanz als Trau-Ort gewählt haben, ins Freie wollen. Denn mit dem
Trauzimmer im Rathaus und dem weißen oder den roten Saal im Schloss der Insel
Mainau habe die Stadt außergewöhnliche Räume für die Eheschließung. Sie
seien auch bei Menschen begehrt, die gar nicht in Konstanz wohnen. Im Jahr 2009
kamen 170 Paare von auswärts zum Heiraten in die Stadt. „Konstanz ist eine
Hochburg für Trauungen“, sagt Fischer. Die standesamtliche Zeremonie habe an
Bedeutung gewonnen. Viele heirateten nicht mehr kirchlich. Die Ansprüche an die
Feierlichkeit beim Ja-Wort vor dem Standesbeamten seien deshalb enorm gestiegen.
„Es ist die eigentliche Hochzeit.“
(Südkurier v. 10.09.11)