Aufrufe zum Vorwärtsmachen
bei der Stadtentwicklung und Kritik am geplanten Gebäude standen sich gegenüber.
Es kann noch länger diskutiert werden, weil die Abstimmung erneut vertagt
werden musste.
Das Hafenareal ist
einer der architektonisch sensibelsten Orte in Rorschach. Wie es aussehen soll,
ist auch nach vielen Anläufen umstritten. Einigkeit herrscht erst, dass es
umgestaltet und neu genutzt werden soll. An einem Ort, wo das gelang, im
gepflegt renovierten und neu von jungen Leuten als Kulturbeiz geführten «Mariaberg»,
ließen CVP und FDP über die Kreditvorlage fürs Hafengelände informieren und
diskutieren. Eine Stellungnahme dieser Parteien war aber nicht möglich: Stadtpräsident
Thomas Müller musste mitteilen, dass die Abstimmung auch am 25. November noch
nicht durchgeführt werden kann. Weil der Vertrag mit privaten Investoren kurz
vor Ablauf der Frist zur Ansetzung des Urnengangs scheitert.
Diskutiert wurde
trotzdem rege. Eine Gegnerin legte sich für jene ins Zeug, die den Platz am
Hafen ganz frei halten möchten. «Sie haben recht», sagte Kantonsbaumeister
Werner Binotto, «ein freier Platz wäre schön. Aber das ist nicht möglich,
weil es ein Gebäude mindestens für die Infrastruktur braucht.» Er hatte zuvor
dargelegt, dass ein kleines Technikgebäude schlecht wirken würde. Deshalb
unterstützt er das Projekt, zusätzlich ein Restaurant zu bauen. Und dieses so
zu platzieren, dass das Areal als Hafenplatz einerseits und als Teil des
Seeparks andererseits wirkt. Der Stadtpräsident teilte mit, dass neun
gleichlautende Einsprachen eingingen, auch mit der Forderung, die Parkplätze am
See zu erhalten. «Wenn wir das wollen, können wir aufhören, in Rorschach von
Tourismus und Stadtentwicklung zu sprechen.»
Weitere Kritik kam
wie aus der SP: Bestehende Restaurants nutzen und ins Kornhaus investieren,
statt in einen Neubau. Der Stadtpräsident erläuterte, der Stadtrat wolle
zuerst die Areale am See bis hinaus zum früheren Schlachthof erneuern – weil
für das Kornhaus eine Idee für einen Betrieb ohne Zuschüsse und das Geld
fehle.
Die Diskussion bewegte sich weg von diesen Streitpunkten. Ins Zentrum rückten Überlegungen zur Zukunft der Stadt und Aufrufe, dafür nun Projekte zu verwirklichen. Erfahrungen andernorts zeigten, dass mehr Restaurants am See allen mehr Umsatz brächten. Am Hafen gelte es, «Gäste zu empfangen mit ansprechenden Anlagen und einem gastronomischen Angebot, damit sie bleiben und auch Kunden von Geschäften in der Innenstadt werden.» Am meisten Applaus gab es für dieses Votum: «Das ist ein gutes Projekt, um mehr Leute nach Rorschach zu holen. Rorschach hat bereits große, freie Plätze am See, da ist ein einfaches Gebäude für ein Restaurant am Hafen das Minimum, was wir neu schaffen müssen. Die Opposition entspringt nur Verhinderer-Gedanken.»
(Fritz
Bichsel /St. Galler
Tagblatt v. 27.10.07)
Zum Scheitern des
Vertrags mit Investoren für ein Restaurant auf dem Hafengelände und zu einem
neuen Versuch ist der Mitteilung des Stadtrates zu entnehmen: «Mit der Brauerei
Schützengarten AG und der Seepark Korecki & Co. wurde ein Kaufvorvertrag
unterschriftsreif ausgehandelt. In den letzten Tagen äusserten die privaten
Partner wegen den Raumkosten Bedenken in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit des
Restaurantbetriebs, insbesondere auch wegen der Konkurrenzsituation zum
Biergarten beim Musikpavillon. Der Vertrag hätte unterschrieben werden können,
wenn der Stadtrat diesen Biergarten ebenfalls dem neuen Hafenrestaurant
zugeschlagen hätte. Dies hat er aus zwei Gründen abgelehnt: Zum einen will er
an der Verbindung des Biergartens mit dem Stadthof festhalten, um im Sommer
einen Umsatzausgleich sicherzustellen. Zum andern will er keine Monopolisierung
der Gastronomie am Ufer. Der Stadtpräsident führte sofort Verhandlungen mit
der Schweizerischen Bodenseeschifffahrtsgesellschaft SBS. Diese kann sich ein
Restaurationsgebäude am Hafen Rorschach grundsätzlich vorstellen. Der
Verwaltungsrat will jedoch erst entscheiden, nachdem er zusammen mit
Gastronomie-Sachverständigen ein Betriebskonzept erstellt hat.»
(St. Galler
Tagblatt v. 27.10.07)