Caluori
freigestellt
Die Schweizerische
Bodensee-Schiffahrtsgesellschaft (SBS) hat den Geschäftsführer nach nur vier
Monaten im Amt per Ende Mai freigestellt.
«Man hat sich
gegenseitig nicht verstanden in Bezug auf Führungsgrundsätze in der Firma»,
begründete SBS-Verwaltungsratspräsident Hermann Hess gestern auf Anfrage die
abrupte Trennung von Marco Caluori, der erst im Februar die Geschäftsführung
übernommen hatte. Es habe große Spannungen gegeben, so dass der Verwaltungsrat
zum Handeln gezwungen gewesen sei.
Hess bedauerte,
dass es so weit kommen musste. «Ich hätte es auch lieber anders gehabt.»
Schlaflose Nächte verbringe er deswegen aber nicht. Das Schiff gehe nicht
unter. «Wir haben ein gut besetztes Management, wo jeder genau weiß, was er zu
tun hat.» Die Stimmung beim Personal sei nach wie vor gut. «Das Vertrauen in
den Verwaltungsrat ist weiter da.» Und auch die Zahlen würden trotz des
schlechten Wetters diesen Frühling stimmen. «Wir sind auf Kurs.»
Der Verwaltungsrat
wird Ende Juni über das weitere Vorgehen befinden.
Bis jetzt hatte er
keine glückliche Hand bei der Wahl der Geschäftsführer. Ende November des
letzten Jahres entschied er sich nach fünfmonatiger Suche aus rund 150
Bewerbern für Lucio Gastaldi, der zehn Jahre lang an der Spitze des
Bahnunternehmens Cisalpino gestanden hatte. Doch der studierte Ökonom und
Ingenieur machte im letzten Moment einen Rückzieher, nachdem er bereits
schriftlich zugesagt hatte, das Ruder bei der SBS zu übernehmen. Es tauchten plötzlich
Differenzen auf, die sich als unüberwindbar erwiesen.
Nur zwei Wochen
nach Gastaldis überraschender Absage präsentierte die SBS einen Nachfolger in
der Person des damals 48jährigen Marco Caluori, der sein Amt am 1. Februar
antrat. Der Bündner war zuletzt Tourismusdirektor im Berner Oberland (Brienz-Meiringen-Hasliberg).
Davor entwickelte er als Geschäftsführer einer eigenen Agentur
Kommunikations-, Marketing- und Verkaufsstrategien vor allem für Unternehmungen
aus Tourismus und Hotellerie. Der Verwaltungsrat erwartete, dass die SBS mit
Caluori «bald zum zentralen Impulsgeber für die touristische Entwicklung des
Schweizer Bodenseeufers wird», wie es in der Medienmitteilung nach der Wahl hieß.
Und Caluori schien
sich wohl zu fühlen in seiner neuen Aufgabe am Bodensee. Mitte März schwärmte
er an einer Medienorientierung: «Ich habe einen der interessantesten Jobs im
Tourismus in der Ostschweiz.» Die Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat sei
sehr eng. Er fühle sich deswegen aber nicht eingeschränkt, sondern gestützt,
betonte Caluori damals. Er könne «einiges bewirken», war er sich sicher.
(Markus Schoch/St. Galler Tagblatt v. 13.06.08)