Auf neuem
Kurs
Besitzer
der Bodenseeflotte haben große Pläne für den Hafen Romanshorn und das
deutsche Ufer im Visier
Die
Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS) bricht zu neuen Ufern auf
und investiert. Der Hafen Romanshorn soll für über 10 Millionen Franken
ausgebaut werden.
Die
neuen Besitzer der Bodenseeflotte (SBS) hatten vor der Übernahme in Aussicht
gestellt, sie würden den früheren Staatsbetrieb in Richtung eines
Tourismusunternehmens weiterentwickeln. Dieses Versprechen machen sie jetzt wahr
und haben dafür neues Personal auf die Brücke geholt. Seit Anfang Februar
leitet Marco Caluori die Geschäfte. Der 48jährige Bündner war zuletzt
Tourismusdirektor im Berner Oberland (Brienz-Meiringen-Hasliberg) und half früher
unter anderem bereits, die Rhätische Bahn aufs touristische Geleise zu bringen.
Charterverkehr forcieren
Die
Vorwärtsstrategie der SBS schlägt sich unter anderem in neuen Sonderfahrten
nieder, beispielsweise der Swiss Boat Tour mit Spezialitäten aus verschiedenen
Kantonen. «Die Gastronomie ist ein entscheidender Erfolgsfaktor», sagt
Verwaltungsratspräsident Hermann Hess.
Und
auch der neue Fahrplan ist vom Kurswechsel geprägt: Es gibt zwei neue
seequerende Verbindungen. Zum einen wird der Uferkurs nach Meersburg via
Unteruhldingen verlängert (dreimal täglich). Zum anderen bietet die SBS am
Mittag und Nachmittag Rundfahrten von Romanshorn und Rorschach nach Langenargen
an. Caluori und Hess wollen damit nicht nur den Schweizer Passagieren neue Ufer erschließen,
sondern auch deutsche Touristen an Bord holen. «Wir erhoffen uns einiges»,
sagt Hess.
Gleiches
gilt für den Charterverkehr. Die Zusammenarbeit mit dem Schiffsbetrieb
Rorschach soll in diesem Jahr erstmals Früchte tragen. «Wir können jetzt
praktisch jeden Wunsch erfüllen», sagt Caluori. Ganz große Gesellschaften
finden auf der MS «St. Gallen»
Platz mit 260 Bankettsitzplätzen, ganz kleine auf der MS
«Alte Rhy» mit 36. Die SBS will das Charter-Angebot künftig aktiv
vermarkten und gleichzeitig besser für die Kunden erreichbar sein. In der
Hauptsaison sind die Telefone und Schalter durchgehend von 8 bis 17 Uhr besetzt.
Und selbst am Sonntag ist das Büro (am Morgen) künftig besetzt.
Hafen attraktiver
gestalten
Grosse
Pläne haben die neuen Besitzer der SBS für den Hafen Romanshorn. In den nächsten
Wochen wollen sie die Gebäude der ehemaligen Transitpost kaufen und für über
5 Millionen Franken umbauen. Geplant ist im Fachwerkbau ein Restaurant mit 300
bis 400 Sitzplätzen und einer Art Luftraum im Stil der Hafenhalle Konstanz.
Neu
Platz finden sollen im denkmalgeschützten Komplex am Wasser außerdem die Küche
sowie eine Anlaufstelle mit Billettverkauf und Beratung. Der obere Stock ist für
Büros und Ausbildungsräume reserviert. Das Umbauprojekt soll gemäß Hess «so
schnell als möglich» umgesetzt werden.
Im
weiteren möchte die SBS 15 Meter breite Plattformen in den Hafen hineinbauen,
um mehr Platz zu gewinnen. Geplant sind auch neue Hafenplätze. «Wir wollen
eine Hafenatmosphäre schaffen», sagt Hess.
Insgesamt
belaufen sich die Investitionen in Romanshorn auf 10 bis 12 Millionen Franken.
Präsent
sein will die SBS künftig auch in Rorschach, wo am Hafen ein Restaurant gebaut
werden soll. «Die Stadt Rorschach ist sehr interessiert», sagt Hess.
Die
SBS machte im letzten Jahr einen Umsatzsprung von 40 Prozent auf 11,6 Millionen
Franken gegenüber 8,2 Millionen Franken im Jahr 2006. Gut die Hälfte ist auf
die Eingliederung des Schifffahrtsbetriebes Rorschach (SBR) zurückzuführen.
Der Rest ist eigenes Wachstum. «Die Erträge waren in allen Bereichen dank
gezielter Maßnahmen über Budget», sagt Verwaltungsratspräsident Hermann
Hess. In den Bereichen Charter- und Sonderfahrten etwa legte die SBS um fast 50
Prozent zu. Dafür ist die Ufer-Kursschifffahrt weiter stark negativ (mehrere
hunderttausend Franken). Für dieses Jahr ist ein Umsatz von 12,5 Millionen
budgetiert. Das Betriebsergebnis war sowohl 2006 (minus 300 000 Franken) als
auch 2007 (minus 400 000 Franken) negativ. Zu Buche geschlagen haben im letzten
Jahr insbesondere Unterhalts- und Renovationskosten, die rund 800 000 Franken höher
waren als budgetiert. 2008 soll die SBS schwarze Zahlen schreiben mit einem
Betriebsergebnis von plus 200 000 Franken. Die Zeichen stehen gut. Allein in der
Gastronomie liegen die Ergebnisse der Monate Januar und Februar um 35 über dem
Vorjahreswert, unter anderem dank neuen kulinarischen Angeboten. Der Cashflow
war die letzten beiden Jahre positiv (2006: 200 000 Franken, 2007: 300 000
Franken), für 2008 ist ein Betrag von plus 800 000 Franken veranschlagt. 2006
beschäftigte die SBS 72 Personen, jetzt sind es 87. Mit einer Ausnahme haben
die neuen Besitzer niemandem gekündigt. Dem Personal wurde per 2008 ein
Teuerungsausgleich gewährt. «Ich bin sehr befriedigt, dass wir schon so weit
sind», freut sich Hess.
(Markus Schoch/St. Galler Tagblatt v. 12.03.08)