Samstagabend in Romanshorn am Quai. Es regnet,
geduldig warten die Gäste auf ihre Schiffe, die sie ans Seenachtsfest bringen
sollen. Darunter zwölf Personen aus Warth-Weiningen. Wie Jahre zuvor will die
Gruppe fern vom Lärm und ohne Rummel die Feuerwerke von Kreuzlingen und
Konstanz erleben. Nur schon der Einzug der Flotte in die Kreuzlinger Bucht ist
ein Spektakel und ihre Beleuchtung eine eindrückliche Kulisse.
Kurz vor acht, die MS
St. Gallen legt an. Die Wartenden strömen gesittet auf die Barca Italiana,
vorbei am reichhaltigen Spezialitäten-Buffet. Zwei Bedienstete in Uniform
fragen nach den Namen und weisen die Plätze zu. Auf der Liste ist für die
Gruppe der Dorfzeitung «Räblus» Tisch 29 reserviert. Doch, da sitzen bereits
Leute und auf dem Tischkärtchen steht ein anderer Name.
Die Verblüffung weicht dem Ärger. Der
Bedienstete vertröstet, weist darauf hin, dass die Crew neu sei. Versucht es
mit lockeren Sprüchen. Doch es bleibt dabei, kein Platz. Was nützt die
Buchungsbestätigung der SBS vom 30. Mai, mit der Schlussfloskel «wir wünschen
Ihnen eine angenehme Fahrt». Daraus wird nichts, das Personal legt am Steg
wieder an und die «Räblüsler» gehen von Bord.
Der Hafenmeister verweist auf die einfahrende MS Zürich, schüttelt dann den Kopf: nein, da sei doch kein Platz. Auch dort steigen mehrere Personen wieder aus. Einige der Gestrandeten treffen sich zufällig in einem Romanshorner Restaurant. Unter ihnen ein Paar aus Amriswil. Jennifer Schmidt ist entrüstet. Sie hat über Starticket gebucht und via Kreditkarte bezahlt. Auf dem Schiff habe man sie vertröstet, man habe mit besserem Wetter gerechnet, dann wären Außenplätze vorhanden gewesen. Man habe sie auf die Partyfähre Euregia geschickt. Die beiden eilten hin, aber die Fähre war schon weg. Sie gingen leer aus. Auch ihre geplante gemütliche Abendfahrt zum Feuerwerk fiel ins Wasser.
(Christine Luley/St. Galler Tagblatt v.
11.08.09)
Nicht wie im Flugzeug
Tatsächlich habe es
bei der Buchung für die MS St. Gallen einen Fehler gegeben, erklärt Andrea
Ruf, Leiterin Marketing und Verkauf bei der SBS Schifffahrt AG. Der
weggeschickten Gruppe würden als Entschuldigung Plätze für einen anderen
Anlass angeboten. Das 500-Personen-Schiff «MS Zürich» hingegen sei beim
Kreuzlinger Seenachtfest jeweils als Zuschauerschiff unterwegs. Klar werde
kommuniziert, dass es dort keine Sitzplatzgarantie gebe. Am Samstag war Andrea
Ruf selbst auf der «MS Zürich»: «Insgesamt stehen 370 Sitzplätze zur Verfügung.
Gebucht waren 250. Es hatte also auch im
Trockenen genügend Sitzplätze.»
Das Personal habe darauf aufmerksam gemacht,
dass es auf der Fähre noch mehr Plätze gebe, worauf sich eine Gruppe für die
Fähre entschieden habe. «Als wir feststellten, dass diese aber unterdessen
bereits abgelegt hatte, lief eine unserer Mitarbeiterinnen hinter den Fahrgästen
her und bot an, doch mit der <MS Zürich> zu fahren.» Davon hätten sie
aber keinen Gebrauch mehr machen wollen. Natürlich werde die SBS AG den bereits
bezahlten Fahrpreis zurückerstatten. Andrea Ruf betont: «Eine bewusste Überbuchung,
wie bei diversen Airlines üblich, gibt es bei uns ganz bestimmt nicht.»
(St. Galler Tagblatt v. 11.08.09)