Wenige Minuten später verlässt die MS
Euregia den Romanshorner Hafen. Ein langes Hupen ertönt. «Das
Ausfahrtssignal», erklärt Kapitän Ruedi Wirz.
«Das gleiche Signal
benutzen wir auch bei einer Brücke oder wenn ein Schiff den Weg versperrt.»
Denn die Fähre habe Vortritt. Nur falls die Feuerwehr oder die Polizei mit
Blaulicht unterwegs sei, werde der Vortritt aufgehoben.
«Jetzt am Mittag kommen langsam die Segler.
Vorher war der See noch fast leer», bemerkt Ruedi Wirz, der bereits seit 5.30
Uhr immer wieder die Landesgrenze überquert. «Am schönsten ist es frühmorgens,
wenn nur wenig Boote unterwegs sind und die Sonne aufgeht. » Wer ist denn um
diese Zeit bereits auf der Fähre? «Das sind vor allem Grenzgänger, die täglich
hin und her pendeln», antwortet der Kapitän.
Die MS Euregia befindet sich inzwischen mitten
auf dem Bodensee und tuckert ruhig vor sich hin. Das Romanshorner Ufer rückt
immer weiter weg, während Friedrichshafen mit jeder Minute deutlicher zu sehen
ist.
Ruedi Wirz ist um seinen Arbeitsplatz zu
beneiden. Auch er selber schätzt seinen Beruf, trotz der unregelmäßigen
Arbeitszeiten. «Es ist schön, den ganzen Tag weg vom Büro auf dem See zu
sein, wo ich die verschiedensten Wetterstimmungen erlebe.»
In Friedrichshafen angekommen, wartet die Fähre
20 Minuten, bevor sie wieder ablegt. Im untersten Deck stehen nun drei riesige
Lastwagen, die der Kapitän in die Schweiz transportiert. Kurz bevor er
Romanshorn erreicht, hupt er drei Mal. «Das Signal für die Hafen-Einfahrt»,
erklärt Ruedi Wirz, verlässt das Schiff und schwingt sich auf sein Velo
Richtung Feierabend.
(Andrea Kern/St. Galler Tagblatt v. 15.08.09)