«Die Anlegestelle ist Gesprächsthema Nr. 1
in der Gemeinde und ich erlebe Reaktionen von Freude und Begeisterung bis zur
fundamentalen Ablehnung», stellte Frau Gemeindeammann Brigitte Kaufmann-Arn
einleitend fest. Das Lieblingsprojekt des Gemeinderates wurde zwar seit geraumer
Zeit, zuletzt am Tag des Steges, ausführlich der Öffentlichkeit vorgestellt,
doch, so Kaufmann, sei man unsicher, ob sich die Uttwiler Stimmbürgerschaft der
historischen und einmaligen Chance eines Wiederaufbaus bewusst ist.
«Wir wollen als Gemeinde am See ohne Hafen
die letzte Möglichkeit nutzen, durch eine Anlegestelle einen öffentlichen
Zugang zum See und zur Kursschifffahrt zu erhalten», begründete Frau
Gemeindeammann die Vorlage des Gemeinderates. Der Kantonale Richtplan beinhalte
nach Altnau den Bau von maximal zwei weiteren Stegen am oberen Bodensee. Uttwil
habe schnell reagiert und sei aufgrund günstiger Bedingungen als weiterer
Standort ausgewählt worden.
Der Kanton garantiere eine 50prozentige
Kostenbeteiligung. Mit Netto-Investitionen von 550 000 Franken könne das Dorf
belebt werden, ohne mit einem Tourismusboom rechnen zu müssen. Bei 2,3
Kilometern Seeanstoß seien lediglich 200 Meter öffentlich zugänglich. Der
Steg mit einer Gesamtlänge von 90 Metern verlängere diesen Anteil beträchtlich.
Wesentlich sei vor allem der Gewinn an
Sicherheit, so Brigitte Kaufmann: Mit dem Bau des Steges werde die heute gültige
rechtliche Situation umgekehrt: das nur geduldete Baden könne offiziell
gestattet werden, da gleichzeitig ein Anlegeverbot für Schiffe am Damm in Kraft
treten werde. Während der Bauphase sei nur mit geringen, vorübergehenden
Beeinträchtigungen zu rechnen, versicherten die Ingenieure der mit der Planung
beauftragten Wälli AG.
Aus ökologischer Sicht wurde das Projekt als
unbedenklich eingestuft. Die Strömung im Flachwasserbereich werde nicht
unterbunden, eine dauernde Beschattung im Stegbereich aufgrund der speziellen
Bauweise vermieden. Die Neuauflage des historischen Steges werte Uferbereich und
Ortsbild entscheidend auf.
Man solle nicht von Nachtbuben reden, wenn man
– aus welchem Grund auch immer – den Steg nicht wolle, wehrte sich Brigitte
Kaufmann gegen die Angst vor Jugendvandalismus. Auch wenn der Steg komme, werde
weiter in Zusammenarbeit mit den Nachbardörfern für Sicherheit im öffentlichen
Raum gesorgt. Beherrscht wurde die lebhafte Diskussion am Informationsabend vom
Donnerstag zunächst von Neu-Uttwilern, die um ihr neu entdecktes Paradies fürchten.
Auch ein Zugang für Behinderte an der Badestelle wurde angemahnt; umstritten,
da es zwar ein legaler, aber nicht offizieller Badeplatz sein wird. Die
Schifffahrt werde den beschaulichen Verhältnissen ein Ende machen, befürchtete
eine Anliegerin.
Alte Uttwiler wachten erst gegen Ende der
Veranstaltung auf und forderten deutlich die Umsetzung des Projektes, nachdem
vor sieben Jahren eine gute Chance vertan worden sei. Hermann Hess versicherte
auf Anfrage, dass die Kursschifffahrt Uttwil drei Mal täglich anlaufen werde
(Alois Degenhardt/St. Galler Tagblatt v.
12.09.09)