Bodenseeflotte nimmt Fahrt auf

Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt (SBS) hat finanziell die Trendwende geschafft. Das Betriebsergebnis war im letzten Jahr erstmals positiv.

SBS-Verwaltungsratspräsident Hermann Hess sieht endlich Licht am Horizont. Die Ende 2006 übernommene Bodenseeflotte hat im letzten Jahr bei leicht steigenden Passagierzahlen die Trendwende geschafft. Bei einem um 0,5 Prozent rückläufigen Umsatz von 11,7 Millionen Franken schließt die Rechnung mit einem Betriebsergebnis von 270 000 Franken ab. Zum Vergleich: Im letzten Jahr betrug das Minus 1,4 Millionen Franken.

Der Bruttogewinn stieg um 8,2 Prozent. Der Cashflow beträgt 1 Million. «Wir kommen jetzt finanziell in einen Bereich, wo wir wie ein normales mittelständisches Unternehmen arbeiten können», freut sich Hess. Wesentlich dazu beigetragen hat ein substanzieller Personalabbau: 120 Mitarbeiter sind jetzt während der Saison noch an Bord, 25 weniger als vor einem Jahr

Wechsel der Pensionskasse

Die Rechnung sieht allerdings nur so gut aus, weil die Darlehen der Aktionäre im Umfang von 8,5 Millionen Franken noch immer nicht verzinst werden. Würde man einen Satz von drei Prozent anlegen, hätte die SBS im letzten Jahr mit einer schwarzen Null abgeschlossen. Tatsächlich schreibt das Unternehmen unter dem Strich sogar einen Verlust wegen (weiterer) Rückstellungen im Umfang von rund 600.000 Franken, die dazu verwendet werden, die Unterdeckung der Pensionskasse zu finanzieren. Nötig ist das, weil die SBS- Mitarbeiter nicht länger bei der angeschlagenen Ascoop bleiben wollen, sondern zu einem Konkurrenten wechseln werden. Welcher es sein wird, ist noch nicht entschieden.

Insgesamt muss die SBS bis im Sommer 2 Millionen überweisen, um die Ascoop verlassen zu können. Die Besitzer der Bodenseeflotte begleichen die Rechnung aus dem eigenen Sack. Die Arbeitnehmer müssen dafür als Gegenleistung gemäß Hess leicht sinkende Sparbeiträge und Abstriche bei den Leistungen hinnehmen. Zudem zahlen sie neu die Hälfte Pensionskassenbeiträge; bis jetzt war es weniger. „Wir sind mit dieser Lösung immer noch deutlich über dem gesetzlichen Minimum“, betont Hess.

Ertragskraft steigern

Die Pensionskasse ist nach den Worten des Verwaltungsratspräsidenten „die letzte Altlast“. Jetzt könne sich die Firma ganz auf die Zukunft konzentrieren. „Am Ziel unserer Wünsche sind wir noch längst nicht.“ Die Ertragskraft des Unternehmens müsse weiter gesteigert werden, sagt Hess. So werde der Kauf eines neuen Schiffes früher oder später ein Thema. Das Sparpotenzial ist weitgehend ausgereizt. „Wir haben alles über Bord geworfen, was nicht unbedingt nötig war.“ Ansetzen will man bei der SBS deshalb auf der Einnahmenseite. Denkbar sei beispielsweise, von den GA-Abonnenten etwas zu verlangen, wenn sie mit dem Schiff fahren.

Offen ist auch noch das Werftgeschäft. Die SBS, die Stadtwerke Konstanz, die Vorarlberg Lines und die Bodan-Werft in Kressbronn wollen das Werftgeschäft in einer gemeinsamen Gesellschaft zusammenlegen. Das Konzept wurde allerdings noch nicht wie geplant verabschiedet.

(Markus Schoch/St. Galler Tagblatt v. 23.04.10)  

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