Fähre über den Bodensee leidet an Kundenschwund

Die Fähre zwischen Romanshorn und Friedrichshafen hat immer weniger Kunden. Eine Studie soll nun aufzeigen, warum Fußgänger, Autos und Lastwagen wegbleiben. Ziel ist ein Ausbau des Fahrplans. Denkbar ist auch eine Personen-Schnellverbindung mit Katamaran.

Im Jahr 2000 haben die drei Fährschiffe zwischen Romanshorn und Friedrichshafen 644'000 Passagiere befördert. Zehn Jahre später waren es 11,5 Prozent weniger. Etwa gleich hohe Verluste erlitt der Autotransport: Von 68'000 Fahrzeugen im Jahr 2000 sank die Zahl der Personenwagen auf 59'000 im Jahr 2010.

Drastisch eingebrochen sind die Lastwagen-Transporte. Wurden 2000 noch 24'000 Lastwagen über den See geschifft, waren es zehn Jahre später nur noch 9'000 (-64 Prozent). Schuld am starken Rückgang der Lastwagen war die Öffnung des Schweizer Straßennetzes für 40-Tönner. Dank dem 10-Kilometer-Radius hatte die Fährverbindung bis dahin vom «Brummi»-Verbot profitiert.

«Warum die Personen- und Autotransporte stetig abnehmen, wissen wir nicht», sagt Werner Müller, Leiter Öffentlicher Verkehr beim Thurgauer Volkswirtschaftsdepartement, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Dies soll jetzt eine Studie aufzeigen, welche die neu geschaffene Arbeitsgruppe zur Attraktivierung der Fährverbindung Friedrichshafen-Romanshorn demnächst in Auftrag geben wird.

Mehr Fähren oder Katamaran
Ziel sei, das Marktpotential auszuloten und Maßnahmen aufzuzeigen. Wie die Fähre attraktiver gemacht werden kann, sei noch völlig offen, sagt Müller. Möglich wäre eine Verdichtung des Fahrplans der Fährschiffe.
Je nach Studienergebnis sei aber auch eine Personen-Schnellverbindung denkbar - analog zum Bodensee-Katamaran, der seit 2005 die deutschen Städte Friedrichshafen und Konstanz miteinander verbindet.
Ein Ausbau der seequerenden Verbindungen sei volkswirtschaftlich wünschbar, sagt Müller. «Der Bodensee ist eine Barriere, der die Wirtschaft behindert». Diese Wirkung abzumildern sei eine Aufgabe des kantonalen Richtplans.

Subventionen für Fährbetrieb

Dass die Verbindung wichtig sei, belegten auch die Subventionen, sagt Müller. Der Bund und der Kanton Thurgau bezahlen jährlich 700'000 Franken. Das Geld fließt an die Schweizerische Bodensee Schifffahrt (SBS), die nach dem Verkauf durch die SBB in privaten Händen ist und den Fährbetrieb zusammen mit der deutschen Bodensee- Schifffahrtsgesellschaft (BSB) betreibt.

Finanziert wird die Studie vom Kanton Thurgau, dem Land Baden- Württemberg, den Gemeinden Romanshorn und Friedrichshafen und der Internationalen Bodensee Konferenz (IBK), die Ende Juni dafür 50'000 Euro bewilligt hat. Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2012 vorliegen.

(St. Galler Tagblatt v. 07.07.11)

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