Wer bietet mehr? An Bord der "Sonnenkönigin" war die meistgestellte Frage: "Was hat sie denn eigentlich gekostet?" Der offiziellen Sprachregelung des Unternehmens Sonnenkönigin AG in St.Gallen wollte so recht niemand Glauben schenken: 13 Millionen Euro sollte das aufwändige, riesige Schiff nur gekostet haben, wenn bereits die Neubaufähre der Stadtwerke Konstanz mit elf Millionen Euro veranschlagt ist? Etliche tippten für die "Sonnenkönigin" auf um die 20 Millionen Euro, konkret sogar auf 24 Millionen Euro. Allein die Verglasung und Verspiegelung habe bereits zehn Millionen Euro gekostet, hieß es. Rund 35 Millionen, eine Summe, die man auch hörte, erschien allerdings fast allen zu hoch. Bedeckt hielt sich der Geschäftsführer der Bodan-Werft, Robert Dittmann - kurz und bündig gab er nur die Auskunft: "Dazu sage ich nix!"
Aus Anlass des Tauffestes am Donnerstag hatten sich viele Gäste an Bord aufgebrezelt. Besonders die Damenwelt machte mit dem berühmten kleinen Schwarzen Furore. Renate Moser, Geschäftsführerin der Fluggesellschaft "Intersky" bestätigte schelmisch: "Ich habe mir extra meinen Nerz angezogen". Der "Nerz" entpuppte sich aber nur als ein zehn Zentimeter breiter Halskragen. A propos aufgebrezelt: Die Besatzung trat in schneeweißen Uniformen auf, fast fühlte man sich in eine Operetteninszenierung versetzt.
Die Stimmung an Bord hätte nicht besser sein können. Jeder schwätzte mit jedem. Kressbronns Bürgermeister Edwin Weiß sonnte sich ganz in dem Ruhm, Oberhaupt der Gemeinde zu sein, in der die "Sonnenkönigin" geboren wurde. Als Gäste sah man unter anderen den Friedrichshafener Stadtrat Eberhard Ortlieb, die Chefin des Zeppelin-Museums, Ursula Zeller, und den Leiter der Bodensee-Schiffsbetriebe aus Konstanz, Jörg Handreke.
Weniger harmonisch war es vorher im Bregenzer Hafen zugegangen. Dort belegten die Bürger das neue Schiff mit Ausdrücken wie "Walfisch" und "Panzerkreuzer" - aber auch "ganz toll", "bombastisch", "wahnsinnig".
(Volker Geiling/Südkurier v. 20.09.08)