Mit einem halben Jahr Verspätung startet die "Sonnenkönigin" zur Jungfernfahrt auf dem Bodensee. "Am 18. September wird Mainau-Gräfin Bettina Bernadotte das Schiff offiziell taufen, die Einladungen sind bereits gedruckt", sagte gestern im schweizerischen St. Gallen der deutsche Privatunternehmer Walter Klaus (74), der in den Bau des größten Bodenseeschiffs 13 Millionen Euro investiert hat.
Der heute in Österreich lebende deutsche Unternehmer informierte gestern über den aktuellen Sachstand des Projekts. Für Klaus, von Beruf Hochbauarchitekt und Diplom-Ingenieur, ist die Schifffahrt der dritte unternehmerische Lebensabschnitt. Seit 15 Jahren habe er ein Faible für die Schifffahrt. Vor vier Jahren habe er gesehen, "Jetzt können wir es packen" und die Planungen für die "Sonnenkönigin" in Auftrag gegeben, erzählte er gestern. Mit diesem nicht für Linienschifffahrt eingesetzten Konzert- und Eventschiff sollen den Gästen höchste Qualitäts- und Technikstandards geboten werden. Im Juni 2006 begann die Bodan-Werft in Kressbronn mit dem Bau. Verzögerungen ließen den ersten Einsatztermin zu Beginn der Sommersaison 2008 verstreichen.
"Im technischen Bereich gab es Verzögerungen, weil das Schiff ein Prototyp ist und in dieser Dimension noch nie auf der Bodan-Werft gebaut wurde", erklärte Alexandro Rupp, der Geschäftsführer der für Betrieb und Vermarktung des bisher größten Event-Schiff auf einem europäischen Binnengewässer im schweizerischen St. Gallen gegründeten Sonnenkönigin AG. Auch im Design mit verschiedenen Details an Bord habe es Veränderungen gegeben, die immer wieder vom Eigentümer persönlich abgesegnet wurden.
Trotz der außergewöhnlichen Dimensionen haben es die Ingenieure geschafft, dass der allseits gefürchtete Wellenschlag minimal bleibt, wie der Film der ersten Testfahrt vor zwei Monaten beweist. Selbst das Schaukeln soll gering, der Lärm des Motors erst gar nicht zu hören sein. Die Wirtschaftlichkeit indes ist noch Neuland: "Bei so einem Objekt gibt es noch keine Erfahrungswerte", sagte Klaus. Bei dieser Größe sei ein Risiko nicht auszuschließen. Doch der Wille und die Kraft, ein derartiges Projekt durchzuziehen, seien Gründe dafür, dass es eine "Sonnenkönigin" bisher noch nicht gegeben habe. Er habe seine "Ideen und Visionen verwirklichen wollen, die sich aber rechnen müssen", betonte Klaus. Vermarktet wird das von einem Schweizer Eventexperten und einem Vorarlberger Top-Caterer betreute Schiff als Eventplattform und als "Schwimmender Saal" auf dem Bodensee. Um Kunden geworben wird in einem Umkreis von rund 300 Kilometern. Mit eingeschlossen sei dabei auch Norditalien, Süddeutschland und Teile Österreichs, so Geschäftsführer Rupp. Es gebe aber bereits Anfragen aus der ganzen Welt. Die erste offizielle Fahrt ist für Anfang Oktober vom Heimathafen Bregenz aus geplant. Unternehmer Walter Klaus betont allerdings, dass in den letzten Jahrzehnten in die Veranstaltungsplattform Bodensee und deren Anziehungskraft aus den Wirtschaftsräumen Zürich oder Stuttgart zu wenig investiert worden sei.
Auch ein Privatunternehmer sei nicht in der Lage, die Infrastruktur zu verbessern. Dazu brauche er fremde Mittel und die Kooperation der Kommunen in der Anfangsphase. Die "Sonnenkönigin" soll schließlich alle wichtigen Häfen anlaufen können. Hierfür werde das Unternehmen selbst noch kleine Umbauten vornehmen.
Steckbrief
Die "Sonnenkönigin" ist 69,15 Meter lang, 14,55 Meter breit und 13 Meter hoch. Das Schiff kann 1000 Passagiere aufnehmen. Der Motor leistet 2466 PS und hat ein Gewicht von 950 Tonnen. Das neue Bodenseeschiff kostet 13 Millionen Euro und ist laut Investor um 30 Prozent größer als das bisher größte Bodenseeschiff.
(Gerhard Herr/Südkurier v.
04.07.08)
"Die Sonnenkönigin wird neue Dimensionen
für exklusive Events eröffnen", ist Alexandro Rupp, Geschäftsführer der
Sonnenkönigin AG, überzeugt. Die Kundschaft sieht er bei Großunternehmen, die
eine spezielle Plattform für Events, Tagungen, Präsentationen, Konzerte
suchen. Hauptzielmarkt sei Europa mit dem Schwerpunkt 300 Kilometer rund um den
See.
Walter Klaus, Eigentümer der Walter Klaus
Gruppe und "geistiger Vater" der "Sonnenkönigin", schwärmt
von der medialen Eventtechnik des Schiffes: Neben fest installierter Licht-,
Ton- und Präsentationstechnik können Veranstalter demnach entsprechende
professionelle Zusatzinfrastruktur in Anspruch nehmen. In der Bodanwerft hat
indes die Endphase der zweijährigen Bauzeit begonnen.
Der Innenausbau steht noch an, ehe am 18.
September die Schiffstaufe mit großem Fest gefeiert wird. Im Zentrum stehe die
Schiffstaufe mit Taufpatin Gräfin Bettina Bernadotte (Insel Mainau). Gefeiert
wird das Schiff mit einer Dreiländerfahrt von Bregenz über Friedrichshafen und
Romanshorn nach Rorschach.
(Schwäbische Zeitung v. 04.07.08)