Die See um das Prunkschiff sei ruhiger, als es
den Anschein erwecke, versichert Klaus-Holding-Geschäftsführer Werner Netzer
gegenüber der Lindauer Zeitung. Vor einem Jahr war die Sonnenkönigin vom
Stapel gelaufen, um elitäre Großveranstaltungen zu beherbergen. Doch bald
hatte sie den Ruf weg: "Die Sonnenkönigin? Das ist doch das Schiff, das
immer im Hafen liegt." Und tatsächlich lief kaum etwas so, wie Walter
Klaus es sich erhofft hatte. Statt Promis und Glitzerwelt trafen sich zuletzt
auf der Sonnenkönigin vermehrt Vereinigungen und Charity-Leute. Wenn überhaupt,
denn wie gesagt, dies meiste Zeit lag sie im Bregenzer Hafen.
Auf die Frage, ob Walter Klaus denn falsch
beraten wurde, lacht Netzer: "Wer Walter Klaus kennt, weiß, dass ihn
niemand falsch beraten kann. Er weiß, was er will, und macht eh und immer das,
was er will und für richtig hält." Klaus sei damals einfach der Meinung
gewesen, mit der Sonnenkönigin eine Marktlücke zu füllen. "Das hat sich
eben nicht bestätigt, unser Konzept hat leider nicht funktioniert. Und deshalb
müssen wir jetzt den Mut haben, das auch einzugestehen", so Netzer. Natürlich
dürfe man nicht alles auf die Wirtschaftskrise schieben. Aber zum großen Teil
liege es wohl schon an ihr. Immerhin hätten noch über hundert Anfragen
vorgelegen, die aber größtenteils zurückgenommen wurden.
Die Gründe waren oft Kurzarbeit oder
Entlassungen in den Firmen. "Deshalb kam Absage auf Absage." Was
bleibe nun einem verantwortungsvollen Unternehmer und seiner Geschäftsführung
übrig? "Wir passen uns dem tatsächlichen, statt dem gewünschten Markt
an, strecken uns nach der Decke, statt einer idealisierten Vorstellung
nachzujagen."
Denn so ein großes Schiff koste, auch wenn es
nur im Hafen liege, einen Haufen Geld. Auch die eigene Marketing- und
Vertriebsfirma war teuer. Sie wurde deswegen aufgelöst. Eine neue Strategie
musste entwickelt werden. Eine Kursänderung, die für den Bodensee tauglich
ist, weil das 1100 Tonnen Schiff wegen seines Gewichts wohl den Bodensee nie
verlassen wird. Und wenn mit der Sonnenkönigin momentan schon kein Geld zu
verdienen sei, solle sie doch nicht zum Fass ohne Boden werden.
"Ich vergleiche die Situation gern mit
einem Bergsteiger, der 200 Meter vor dem Gipfel steht und es wird dunkel. Er
kann weitergehen und sein Leben riskieren. Oder aber er dreht um, wozu genauso
viel Mut notwendig ist. Wir sind umgekehrt." Klaus sei schon oft genug in
ähnlichen Situationen weitergegangen. Aber hier sei eine Situation erreicht,
die sich mit einem gut geführten Unternehmen nicht mehr vereinbaren lasse.
Die neue Strategie heißt Verabschiedung von
Elite-Events und Verpachtung an Mo Catering. Der Inhaber der Firma Mo Catering,
Harald Otti, sei ein junger und agiler Unternehmer, der hohe Qualität biete.
"Er macht mir einen sehr kompetenten Eindruck", sagt Netzer
zuversichtlich. Der Vertrag werde in Kürze unterschrieben.
Die Nautikmannschaft, sprich Kapitän, Steuermänner
und Matrosen wird Otti bei der Walter-Klaus-Bodenseeschifffahrt Vorarlberg Lines
und der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft SBS, bei der Klaus über
49 Prozent Anteile verfügt, zu festen Stundensätzen anmieten. Das komplette
Marketing wird Sache von Otti sein. Und die zuletzt von 40 000 Euro auf 18 000
Euro gesenkte Tagesmiete wird wohl abermals günstiger werden.
Mit aller Vehemenz möchte Netzer aber
klarstellen, dass zwischen der Sonnenkönigin und der Weißen Flotte vom
Bodensee keine Konkurrenzsituation entstehen soll. "Wir siedeln die Sonnenkönigin
in einem mittleren Preissegment an. Niedriger als ursprünglich geplant, aber höher
als das der Weiße Flotte." Trotz aller Turbulenzen: Schiffbruch habe die
Sonnenkönigin nicht erlitten, denn sie ist aus privaten Mitteln von Walter
Klaus finanziert. Aber als Kaufmann habe dieser die Sorgfaltspflicht, dass
unterm Strich Geld übrig bleibt.
Die MS Sonnenkönigin ist 69,16 Meter lang und
14,55 Meter breit. Das Schiff wiegt 950 Tonnen, hat 1.000 Sitzplätze und fährt
beladen mit 1,95 Meter Tiefgang. Angetrieben wird es von zwei 1230 PS starken
Motoren, die es bis zu 30 Stundenkilometer schnell machen. Der Bau der Sonnenkönigin
kostete rund 13 Millionen Euro. Gebaut wurde das Schiff von der Bodanwerft in
Kressbronn. Getauft wurde die Sonnenkönigin am 18. September von Gräfin
Bettina Bernadotte. 30 bis 40 Fahrten waren im Jahr geplant. Häufiger sollte
das Veranstaltungsschiff des Vorarlberger Unternehmers Walter Klaus nicht auf
dem See unterwegs sein.
(Schwäbische Zeitung v. 08.09.09)