Vorwürfe wegen zu schnellen Fahrens werden geprüft

Die Arbeitsgruppe Bodenseeufer (Agbu) hat der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) in einem kürzlich publizierten Bericht vorgeworfen, dass die Kursschiffe aufgrund des zu engen Fahrplans im Seerhein regelmäßig zu schnell unterwegs seien. Michael Dienst und Wolfgang Ostendorp – beide Vorstandsmitglieder der Agbu – kamen zu diesem Schluss, nachdem sie während einer Fahrt auf der MS «Munot» und der MS «Schaffhausen» mittels GPS-Logger die Geschwindigkeit der Kursschiffe ermittelt hatten. Dabei maßen Dienst und Ostendorp statt der erlaubten 10 Kilometer pro Stunde (flussaufwärts) teilweise Geschwindigkeiten von bis zu 17 Kilometern pro Stunde. Ostendorp sagte auf Anfrage, dass die Kursschiffe der URh flussaufwärts den Fahrplan gar nicht einhalten könnten, wenn sich die Schiffsführer an die vorgeschriebenen 10 Kilometer pro Stunde hielten. Eine detaillierte Tabelle der Agbu zeigt weiter, auf welchen Abschnitten der Fahrplan – gemäß Dienst und Ostendorp – nicht eingehalten werden kann. Es ist das insbesondere die Strecke zwischen Ermatingen und Konstanz.

URh will heute informieren

Die URh wollte sich letzte Woche gegenüber den SN zu den Vorwürfen noch nicht äußern. Gestern bestätigte aber Geschäftsführer Thomas Rist, dass die URh die Vorwürfe der Agbu analysiere. «Wir überprüfen, ob der Fahrplan unter Berücksichtigung der geltenden Tempolimiten auf dem Seerhein eingehalten werden kann», so Rist. Heute will die URh in einer schriftlichen Stellungnahme die Ergebnisse dieser Abklärungen bekannt geben. Falls dabei herauskommen sollte, dass der Fahrplan auf einzelnen Abschnitten tatsächlich zu eng ist, dann werde dieser selbstverständlich angepasst, erklärte Rist. Sollten allfällige Anpassungen nötig werden, dann würden diese aber erst Anfang nächsten Jahres wirksam. «Es ist nicht möglich, am laufenden Fahrplan Änderungen vorzunehmen, weil wir wegen der Fahrplanpflicht den Fahrplan in der aktuellen Form einhalten müssen», so Rist.

(Schaffhauser Nachrichten v. 12.08.10)

 

Schifffahrtsgesellschaft prüft Vorwürfe

Wenn Passagierschiffe auf dem Konstanzer Seerhein zu schnell sind, will Unternehmen Konsequenzen ziehen

Fahren die Boote der Schweizer Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) auf der Passage durch den Konstanzer Seerhein zu schnell und fördern durch starken Wellenschlag die Ufererosion? Das behauptet die Arbeitsgemeinschaft Bodenseeufer. Die URh prüft derzeit diese Vorwürfe. „Wir waren bisher der Meinung, dass das Tempolimit eingehalten werden kann“, sagte Geschäftsführer Thomas Rist am Dienstag auf Anfrage dieser Zeitung. Nun sei man zunächst damit beschäftigt, die gesamte Fahrtstrecke zwischen Schaffhausen und Konstanz zu analysieren. Wenn mit dem Fahrplan die Einhaltung des Tempolimits von zehn Stundenkilometern im Seerhein nicht garantiert werden könne, müsse man den Fahrplan anpassen. Das sei allerdings in der Saison nicht möglich. Grundsätzlich stellte der URh-Geschäftsführer fest: „Dinge, die nicht stimmen, werden abgestellt.“ Beim Landkreis Konstanz ist das Amt für Baurecht und Umwelt mit den Vorwürfen der Arbeitsgruppe Bodenseeufer gegen die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein befasst. Nach Auskunft von Amtsleiter Hendrik Roggendorf liegen bisher aber „keine Anhaltspunkte für signifikante Verstöße“ gegen das Tempolimit vor. Er verwies auf Geschwindigkeitsmessungen der Wasserschutzpolizei. Man könne aber auch nicht auf jedes Boot einen Polizeibeamten setzen. Roggendorf sieht keinen Grund für ein sofortiges Handeln der Behörde. Die einfache Weg-Zeit-Rechnung reiche nicht aus. „Wir beurteilen das zurückhaltend“, so Roggendorf.

In der Arbeitsgruppe Bodenseeufer (AGBU) arbeiten Wissenschaftler und Ingenieure zusammen. Ziele sind Schutz und umweltgerechte Nutzung des Bodenseeufers. Die AGBU hatte selbst Geschwindigkeitsmessungen auf den Passagierschiffen der URh vorgenommen. Fazit der Stichproben: Die Bootsführer fahren deutlich schneller als die erlaubten zehn Stundenkilometer. Der Fahrplan sei auf dem Streckenabschnitt so getaktet, dass er ohne Tempoüberschreitungen gar nicht einzuhalten sei.

(Südkurier v. 11.08.10)

 

Schweizer zu schnell auf Seerhein unterwegs

Forscher kritisieren die Schweizer Schifffahrtsgesellschaft: Ihre Fahrgastschiffe sind deutlich zu schnell unterwegs. Die Arbeitsgruppe vermutet Schäden am Ufer. Schiffe, die starke Wellen verursachen gelten mit als Auslöser.

Die Abtragung von Erde am Bodenseeufer durch das Wasser ist ein ernstes Thema. Auch wenn die Ursachen der sich verstärkenden Erosion bislang wenig erforscht sind, gelten Schiffe mit als Auslöser von Schäden, weil sie Wellen verursachen.

Und je schneller die Schiffe fahren, desto kraftvoller schlagen die Wellen an Land. „Vor diesem Hintergrund, aber auch aus Sicherheitsgründen“ beschränkt die Bodensee-Schifffahrts-Ordnung auf dem Streckenabschnitt Ermatingen-Konstanz durch den Seerhein die Höchstgeschwindigkeit stromaufwärts fahrender Schiffe auf zehn Stundenkilometer, wie die Arbeitsgruppe Bodenseeufer (AGBU) jetzt erinnert.

Den aktuellen Anlass lieferten die Forscher selbst, indem sie Geschwindigkeitsmessungen auf Fahrgastschiffen durchführten, die zwischen Konstanz und Schaffhausen verkehren. Fazit der Aktion: „Schaffhausen“ und „Munot“, die Linienschiffe der Schweizer Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein, sind stromaufwärts auf dem Seerhein deutlich zu schnell.

Nach Aussagen des AGBU-Vorsitzenden Michael Dienst lag die Geschwindigkeit der Schiffe auf dem Streckenabschnitt zwischen Ermatingen und Konstanz-Paradies, für den das Tempolimit gilt, meist deutlich über 15 km/h. Als Höchstwert wurden 18 Stundenkilometer dokumentiert. Diplom-Biologe Dienst hält die mit einem satellitengesteuerten Messgerät festgehaltenen Tempodaten für beweiskräftig. Die Arbeitsgruppe Bodensee hat ihre Erkenntnisse weitergeleitet an Behörden und Politiker und hofft auf Reaktionen. „Wir wollen keinen deutsch-schweizerischen Krieg hervorrufen, aber wir wollen, dass sich etwas ändert“, sagt Dienst, dessen Arbeitsgruppe von Konstanz aus agiert. Der Kritik müssen sich nach Einschätzung der AGBU in erster Linie nicht die Schiffsführer stellen, sondern deren Arbeitgeber, die Schweizer Schifffahrtsgesellschaft.

Denn die Fahrpläne seien so getaktet, dass die Zeiten nur eingehalten werden könnten, wenn die Schiffe schneller führen als die erlaubten zehn Stundenkilometer. Von Seiten der Schifffahrtsgesellschaft Untersee- und Rhein gibt es noch keine Stellungnahme zur den Vorwürfen der Bodenseeufer-Forscher. Geschäftsführer und Verwaltungsratspräsident seien in den Ferien, so hieß es auf Anfrage dieser Zeitung. Jörg Handreke, Vorsitzender des Verbands der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für den Bodensee, wollte sich zum Fall nicht äußern. Dies sei zunächst Sache des direkt betroffenen Unternehmens.

(Südkurier v. 06.08.10)

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