Schifffahrtssaison
2010 ins Wasser gefallen
Mit 363 302
Passagieren fällt die Saisonbilanz der Untersee- und Rheinschifffahrt eher
mager aus. Gründe für den Rückgang gibt es laut URh-Direktor Walter Herrmann
mehrere, vor allem aber das schlechte Wetter.
Am letzten
Sonntag brachten die Schiffe der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft
Untersee und Rhein (URh) zum letzten Mal in dieser Saison Fahrgäste an die
Schifflände; jetzt hat die Winterpause begonnen, nur im Dezember und Januar
stehen noch drei Brunchfahrten an. Zeit für eine Bilanz, und die fällt diesmal
nicht eben positiv aus: Zwischen dem 13. Mai und dem letzten Sonntag wurden auf
den URh-Schiffen total 363 302 Passagiere gezählt – das sind über 80 000
weniger als noch im Vorjahr, das allerdings mit einem außerordentlich guten
Resultat aufwarten konnte. Besser einzuordnen ist das diesjährige Ergebnis,
wenn man den langjährigen Durchschnittswert zum Vergleich heranzieht: 394 000
Passagieren wurden in den letzten 20 Jahren (bis 2009) im Schnitt pro Saison von
der URh befördert, also immer noch 30 000 mehr als in der Saison 2010. «Es war
sicher kein gutes Jahr für uns», sagt denn auch Walter Herrmann, URh-Direktor.
Die URh haben ihre Saison seit 2007 jeweils verlängert, was zu höheren
Passagierzahlen führen sollte: Weil in den Zusatzwochen teilweise starker Nebel
die Sicht behinderte, ist man aber bereits früh dazu übergegangen, die letzten
beiden Wochen jeweils nur ein Schiff pro Tag verkehren zu lassen.
Verschiedene
Faktoren
Was aber
hat zu diesem Passagierrückgang geführt? Für den URh-Direktor haben
verschiedene Faktoren zusammengespielt. Zwar gab es einige wenige Tage mit
Niedrigwasser, und mehrmals verhinderte ein zu hoher Wasserstand ein Durchkommen
unter der Diessenhofer Brücke, das habe das Resultat mitbeeinflusst, dennoch:
«Das Hauptgewicht lag schon beim schlechten Wetter.» Dass zudem der Eurokurs
die Fahrten auf den URh-Schiffen für Gäste aus Deutschland deutlich
verteuerte, habe sicher zusätzlich auf die Passagierzahlen gedrückt.
Budgetiert wird von der URh jeweils mit dem 10-Jahres-Schnitt von zwischen 390
000 und 395 000 Passagieren, deshalb «wird das Betriebsergebnis in der Summe
deutlich negativ sein», sagt Herrmann.
Reserven
oder Rückstellungen
Ob das
Gesamtergebnis 2010 der URh aber negativ ausfällt, wird sich aber erst noch
zeigen: Die Schifffahrtsbetriebe haben wie bereits mehrfach gemeldet per Mitte
Jahr zur Kantonalen Pensionskasse Thurgau gewechselt, die entsprechenden Rückstellungen
für den Wechsel wurden bereits gebildet. Nun ist aber davon auszugehen, dass
diese Mittel nicht vollumfänglich aufgebraucht werden müssen. Herrmann: «Ob
wir damit den Betriebsverlust decken können, bleibt abzuwarten.» Und auch wenn
am Ende ein Verlust resultiert, gehört das für Herrmann zum Schifffahrtsgeschäft
dazu, das er als «Gratwanderung» bezeichnet: «Genau dafür haben wir in den
guten Jahren Reserven gebildet, auf die wir in einem schlechten zurückgreifen können.»
Erfreuliche Signale sieht Herrmann auch aus der Bevölkerung: Neben der öffentlichen
Hand haben Private im laufenden Jahr bereits Aktien für 350 000 Franken
gezeichnet – «ich werte das als Zeichen einer positiven Grundstimmung gegenüber
der Schifffahrt», sagt er. Bereits seit dem 1. Oktober ist die MS
Thurgau in der Werft und wird dort überholt, sodass sie für den
Saisonstart 2011 am 10. April bereit ist. Und im kommenden Jahr will man auch
dem Problem der Tempolimiten begegnen, das bereits in diesem Sommer für
reichlich Schlagzeilen gesorgt hat. «Wir werden den Fahrplan zwischen
Ermatingen und Konstanz ausdehnen; wo es aber keine Einschränkungen gibt, werde
wir entsprechend schneller unterwegs sein», erklärt Herrmann, der «nicht glücklich»
über diese Maßnahme sei, zumal es schwieriger werden dürfte, die Anschlüsse
in Konstanz zu erreichen. Erst gestern hat man sich mit der Arbeitsgruppe
Bodenseeufer getroffen, welche auf die Einhaltung der Tempolimiten gepocht
hatte. «Das Treffen hat zum Verständnis auf beiden Seiten beigetragen», sagt
Herrmann. Vereinbart worden sei, dass man weiter im Gespräch bleiben und sich
bei Problemen miteinander an einen Tisch setzen wolle.
(Robin
Blanck/Schaffhauser Nachrichten v. 19.10.10)