Schiffe werden kommen, aber leider kein Dampfschiff

Trotz weniger Fahrgästen als im Vorjahr kann die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) auf ein gutes Jahr zurückblicken .

Der Mai war schlecht und der August total verregnet . Trotzdem waren die Verantwortlichen der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) an der gestrigen Bilanzmedienkonferenz mit dem vergangenen Jahr zufrieden . Er blicke «mit Freuden» auf das letzte Jahr zurück, erklärte Walter Sommer, Präsident des URh-Verwaltungsrats . Diese Freude hatte weniger mit den leicht gesunkenen Passagierzahlen als mit einer erfolgreichen Entschuldungsaktion zu tun . Die Kantone Thurgau und Schaffhausen, die Stadt Schaffhausen sowie drei weitere Gemeinden erließen der URh Schulden in Höhe von insgesamt 660.000 Franken . Damit konnte die URh einen wesentlichen Schritt in Richtung einer Gesundung ihrer Finanzen machen . Zudem konnte die Leistungsvereinbarung auf die deutschen Stationen an der Fahrtroute der URh erweitert werden, was ab diesem Jahr eine Erhöhung der Leistungsabgeltungen um 15 Prozent bringen wird . Für 2006 schaute bei Ausgaben und Einnahmen von je 4,5 Millionen Franken ein kleiner Gewinn von 7.000 Franken und damit eine schwarze Null in der Rechnung heraus . Zu verantworten haben dieses Resultat die Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH), die im vergangenen Jahr zum ersten Mal für die Geschäftsführung der URh verantwortlich waren . VBSH-Chef Walter Herrmann zog aus den Erfahrungen in diesem ersten Jahr folgendes Fazit: «In Normaljahren ohne Unterbrüche sollte es uns möglich sein, schwarze Zahlen zu schreiben . » Allerdings müssten, so Herrmann, der Schuldenabbau und die Sanierung der Pensionskasse weitergehen . Zudem habe er verschiedene Baustellen . Eine betrifft das Personal: Die URh hat zu wenige Schiffsführer . Erst wenn diejenigen, die zurzeit noch in Ausbildung sind, voll eingesetzt werden können, kann die URh mehr Kurse fahren .

Saison dauert länger

Was dieses Jahr erweitert wird, ist die Fahrzeit . Die Saison beginnt bereits am 1 . April und wird bis zum 21 . Oktober verlängert . Vom 2 . bis zum 13 . April bietet die URh viermal täglich eine Unterseerundfahrt zwischen dem Schweizer Ufer, der Halbinsel Höri und der Insel Reichenau an . Damit werden vor allem Bedürfnisse von deutschen Feriengästen erfüllt . Neben den bisherigen Spezialangeboten (Rheinfallkombi, Schiff und Fisch, Brunchfahrten und Kantonalbank-Schiff) gibt es auch Sonderfahrten, so am 28 . April zur Flottensternfahrt nach Meersburg, am 1 . August zum Feuerwerk in Stein am Rhein und am 11 . August zum Feuerwerk in der Konstanzer Bucht .

Verkaufsstelle am Freien Platz

Was die URh auf ihrer Strecke nicht bieten kann, ist ein Dampfschiff . Seit dem unseligen Tag, als die alte «Schaffhausen» verschrottet wurde, fehlt ein solches Schiff auf dem Rhein . Das ist auch den URh-Verantwortlichen bewusst: «Ich werde oft darauf angesprochen», erklärte Walter Herrmann, und Walter Sommer meinte: «Der Trend geht in diese Richtung . » Allerdings könne die URh ein solches Schiff nicht aus eigener Kraft finanzieren . Um die Millionenbeträge aufzubringen, die dafür nötig wären, bräuchte es einen Verein oder eine Stiftung . «Vielleicht könnte hier die Windler-Stiftung aus Stein am Rhein einspringen», so die nicht ganz ernst gemeinte Bemerkung von Walter Herrmann . Ernst war es ihm aber mit der Verbesserung der URh-Infrastruktur: An der Schiffländi in Schaffhausen wird ein Container für den Billettverkauf aufgestellt, längerfristig ist eine fixe Verkaufsstelle am neu gestalteten Freien Platz geplant .  

(Erwin Künzi/Schaffhausener Nachrichten v. 23.03.07)  

 

Weiße Flotte fährt öfters und länger

Die Weiße Flotte von Untersee und Rhein verlängert ihre Saison. Mit einer neuen Unterseerundfahrt in den Osterferien will man deutsche Urlaubsgäste aufs Schiff locken. Die Jahresrechnung 2006 der Schifffahrtsgesellschaft schließt mit einer schwarzen Null.

Der Osterhase bringt dieses Jahr eine neue Schiffsrundfahrt zwischen Hemmenhofen und Ermatingen. Vom 2. bis 5. April und vom 10. bis 13. April wird ein Schiff mehrmals täglich diese Rundfahrt machen. «Das ist ein Versuch. Wir wollen deutsche Urlauber als Fahrgäste gewinnen», sagte Walter Sommer gestern an einer Medienkonferenz. Der Diessenhofer Stadtammann ist seit letztem Jahr neuer Verwaltungsratspräsident der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (Urh). Sommer erwartet von dem zusätzlichen Kursangebot keinen Riesenerfolg. «Wenn es ein paar Franken mehr in unserer Kasse sind, dann stimmts.» Durch die erweiterte Leistung fließen nun mehr Beiträge von den deutschen Gemeinden mit einer Anlegestelle. Für die eigenen Urlauber fährt die Weiße Flotte neu auch in den Herbstferien, also bis zum 21. Oktober.

Finanziell schwieriges Gewässer

Die Weiße Flotte von Untersee und Rhein musste letztes Jahr durch finanziell schwieriges Gewässer navigieren. Fehlbeträge in der Pensionskasse waren zu decken (die TZ berichtete). Das gelang, weil die Kantone Schaffhausen und Thurgau sowie die Gemeinden Mammern, Büsingen und Gaienhofen der Schifffahrtsgesellschaft im vergangenen Jahr insgesamt 660 000 Franken Schulden erließen. «Das war eine harte Geschichte, aber nun stehen wir auf einer guten Basis», sagte gestern Walter Herrmann, Direktor der Verkehrsbetriebe Schaffhausen. Unter ihrer Leitung befindet sich die Urh-Flotte seit ungefähr einem Jahr. Schaffhausen gehört neben Stein am Rhein zu den Anlegestellen mit den höchsten Fahrgastfrequenzen.

23 000 Fahrgäste weniger

Das erste Betriebsjahr war ein schwieriges Jahr für die Verantwortlichen. Der verregnete August machte einen Strich durch die Gesamtrechnung: 23 000 Gäste weniger fuhren mit der Weißen Flotte als im Vorjahr. Dennoch schloss die Rechnung bei einem Umsatz von rund 4,6 Millionen Franken mit einem kleinen Plus von 6500 Franken. Und das trotz gestiegener Dieselpreise. Etwas gnädiger als das Wetter zeigte sich der Wasserstand: «Wir haben zwar die ganze Saison über gebibbert, aber wir konnten immer fahren. Auch heute liegt der Pegel 2 Zentimeter unter dem, was wir brauchen», sagte Herrmann gestern. Könnte er frei träumen, würde er sich noch ein altes Dampfschiff wünschen. «Wir reden da von einer Investition über 10 Millionen Franken. Das ginge nur über Drittgelder.» Als Baustelle sieht Herrmann die Engpässe beim Personal, insbesondere bei den Schiffsführern. «Zwei werden in diesem Jahr die Prüfung ablegen.» Zwei Anwärter sollen 2008 die Ausbildung zum Schiffsführer beginnen.

(Gudrun Enders/Thurgauer Zeitung v. 23.03.07)

zurück