Das beste Jahresergebnis
seit sechs Jahren
Mehr Passagiere zählte
die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) im letzten
Jahr. Daraus resultierte ein Gewinn von 306 000 Franken.
Das außerordentlich gute
Ergebnis will die URh-Führungsriege nicht überbewerten. Für ein
ausgeglichenes Ergebnis benötige man jährlich 365. 000 Fahrgäste. Kein
leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die Gesellschaft immer wieder von
schlechten Jahren betroffen ist, sei es witterungsbedingt oder infolge von
Betriebsunterbrüchen wegen Niedrig- oder Hochwasser. «Wäre der Pegelstand im
frequenzstarken April 2007 um zwei Zentimeter tiefer gelegen, hätten wir nicht
mehr fahren können», gab Walter Herrmann gestern zu bedenken. Die aus den
Leistungsvereinbarungen stammenden Gelder seien für den Betrieb der
Schifffahrtsgesellschaft vor diesem Hintergrund essentiell.
Zahlreiche «offene
Baustellen»
Die hohen Frequenzen lassen
sich nicht zuletzt auf die verlängerte Saison zurückführen. Erstmals wurden während
der Frühlingsferien während acht Tagen Rundfahrten auf dem Untersee angeboten;
zudem fuhren die Kursschiffe auch während der Herbstferien. Die Saison endete
erst nach 195 Betriebstagen am 21. Oktober. Auch für dieses Jahr sind neue
Angebote eingeplant. Wie VBSH-Direktionsassistent Thomas Rist erklärte, sieht
der Sommerfahrplan (5. Juli bis 7. September) zwischen 9.10 und 15.10 Uhr vier
durchgehende Kurse von Schaffhausen bis Konstanz vor, was einem Zweistundentakt
ab Schaffhausen entspricht. Zudem soll die Zahl an Brunchfahrten auf zehn
ausgebaut werden.
Auch neben dem Wasser wartet auf das Unternehmen in naher Zukunft ein gerüttelt
Maß an Arbeit. Sorgen bereitet weiterhin die große Unterdeckung der
Pensionskasse. Deren Sanierung wird in den kommenden Jahren große und wohl auch
zusätzliche finanzielle Anstrengungen erfordern, schätzt Walter Herrmann. Dazu
kommen weitere Investitionen ins Personal sowie in die Flotte. Mittlerweile verfüge
die URh zwar über neun Schiffsführer, doch seien personelle Engpässe aufgrund
der äußerst unterschiedlichen Schiffe nach wie vor möglich. Der
Verwaltungsrat befasst sich zudem mit der Modernisierung der Flotte. Im Zentrum
steht die Frage, ob und, wenn ja, was für ein Schiff in den nächsten Jahren
beschafft werden soll.
Nachgefragt
«Kein Dampfschiff ohne
Investoren»
Der Verwaltungsrat der URh
fasst die Modernisierung der Flotte ins Auge. Wie viele andere auch wünscht
sich URh-Direktor Walter Herrmann ein Dampfschiff auf dem Rhein. Die Aussichten
jedoch, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht, stuft er als gering ein.
Ist die Anschaffung eines
Dampfschiffs für die Führungscrew der URh überhaupt ein Thema?
Walter Herrmann: Der
Verwaltungsrat trifft sich am 23. April zu einem Strategie-Workshop. Man kann
davon ausgehen, dass dort unter anderem eine entsprechende Machbarkeitsstudie in
Auftrag gegeben wird. Bevor man den Bau eines Dampfschiffs ins Auge fasst, muss
man wissen, ob es sich auch rentabel bewirtschaften lässt.
Welche Grundbedingungen müssen
Ihrer Ansicht nach erfüllt sein?
Herrmann: Fest steht,
dass es der URh an den Finanzen fehlt, um ein Dampfschiff zu bauen. Daher gilt
der Grundsatz: «Kein Dampfschiff ohne Investoren». Dazu kommt, dass ein
Dampfer in Unterhalt und Betrieb teurer ist als ein Motorschiff. Natürlich würde
ein Dampfschiff auf dem Rhein eine große touristische Attraktion verkörpern
und zahlreiche neue Fahrgäste anlocken. Ob diese allerdings den höheren
finanziellen Aufwand decken würden, steht auf einem anderen Blatt.
(Adrian Schumacher/Schaffhauser Nachrichten v. 09.04.08)