Das beste Jahresergebnis seit sechs Jahren

Mehr Passagiere zählte die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) im letzten Jahr. Daraus resultierte ein Gewinn von 306 000 Franken.

Insgesamt hat die URh im vergangenen Jahr zwischen Schaffhausen und Konstanz 391.295 Fahrgäste befördert. Im Vergleich mit dem Vorjahr entspricht dies einem satten Plus von 11,1 Prozent. Der Zuwachs findet auch in den Kennzahlen seinen Niederschlag: Bei einem Umsatz von 4,69 Millionen Franken erzielte die URh einen Cash-Flow von 713.400 Franken (2006: 413.300 Franken) sowie einen Jahresgewinn von 306.200 Franken (2006: 6.500 Franken). Damit kann nicht nur der Verlustvortrag aus den vergangenen Jahren auf einen Schlag getilgt, sondern auch eine Reserve von 106.500 Franken gebildet werden. Der Betriebserfolg nach Abschreibungen - hierbei handelt es sich um den erzielten Gewinn ohne die aus den Leistungsvereinbarungen mit den Kantonen Schaffhausen und Thurgau sowie den Ufergemeinden stammenden Zuschüsse - belief sich im vergangenen Jahr auf 81.500 Franken. Entsprechend zufrieden traten der Verwaltungsratspräsident Walter Sommer sowie URh-Direktor Walter Herrmann anlässlich der gestrigen Bilanzmedienkonferenz vor die Medien. «Das ist das beste Jahresergebnis seit 2001», erklärte Herrmann. Die Zahlen würden beweisen, «dass die URh eigenwirtschaftlich arbeiten kann», doppelte Sommer nach.

Das außerordentlich gute Ergebnis will die URh-Führungsriege nicht überbewerten. Für ein ausgeglichenes Ergebnis benötige man jährlich 365. 000 Fahrgäste. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die Gesellschaft immer wieder von schlechten Jahren betroffen ist, sei es witterungsbedingt oder infolge von Betriebsunterbrüchen wegen Niedrig- oder Hochwasser. «Wäre der Pegelstand im frequenzstarken April 2007 um zwei Zentimeter tiefer gelegen, hätten wir nicht mehr fahren können», gab Walter Herrmann gestern zu bedenken. Die aus den Leistungsvereinbarungen stammenden Gelder seien für den Betrieb der Schifffahrtsgesellschaft vor diesem Hintergrund essentiell.

Zahlreiche «offene Baustellen»

Die hohen Frequenzen lassen sich nicht zuletzt auf die verlängerte Saison zurückführen. Erstmals wurden während der Frühlingsferien während acht Tagen Rundfahrten auf dem Untersee angeboten; zudem fuhren die Kursschiffe auch während der Herbstferien. Die Saison endete erst nach 195 Betriebstagen am 21. Oktober. Auch für dieses Jahr sind neue Angebote eingeplant. Wie VBSH-Direktionsassistent Thomas Rist erklärte, sieht der Sommerfahrplan (5. Juli bis 7. September) zwischen 9.10 und 15.10 Uhr vier durchgehende Kurse von Schaffhausen bis Konstanz vor, was einem Zweistundentakt ab Schaffhausen entspricht. Zudem soll die Zahl an Brunchfahrten auf zehn ausgebaut werden.
Auch neben dem Wasser wartet auf das Unternehmen in naher Zukunft ein gerüttelt Maß an Arbeit. Sorgen bereitet weiterhin die große Unterdeckung der Pensionskasse. Deren Sanierung wird in den kommenden Jahren große und wohl auch zusätzliche finanzielle Anstrengungen erfordern, schätzt Walter Herrmann. Dazu kommen weitere Investitionen ins Personal sowie in die Flotte. Mittlerweile verfüge die URh zwar über neun Schiffsführer, doch seien personelle Engpässe aufgrund der äußerst unterschiedlichen Schiffe nach wie vor möglich. Der Verwaltungsrat befasst sich zudem mit der Modernisierung der Flotte. Im Zentrum steht die Frage, ob und, wenn ja, was für ein Schiff in den nächsten Jahren beschafft werden soll.

Nachgefragt

«Kein Dampfschiff ohne Investoren»

Der Verwaltungsrat der URh fasst die Modernisierung der Flotte ins Auge. Wie viele andere auch wünscht sich URh-Direktor Walter Herrmann ein Dampfschiff auf dem Rhein. Die Aussichten jedoch, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht, stuft er als gering ein.

Ist die Anschaffung eines Dampfschiffs für die Führungscrew der URh überhaupt ein Thema?

Walter Herrmann: Der Verwaltungsrat trifft sich am 23. April zu einem Strategie-Workshop. Man kann davon ausgehen, dass dort unter anderem eine entsprechende Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wird. Bevor man den Bau eines Dampfschiffs ins Auge fasst, muss man wissen, ob es sich auch rentabel bewirtschaften lässt.

Welche Grundbedingungen müssen Ihrer Ansicht nach erfüllt sein?

Herrmann: Fest steht, dass es der URh an den Finanzen fehlt, um ein Dampfschiff zu bauen. Daher gilt der Grundsatz: «Kein Dampfschiff ohne Investoren». Dazu kommt, dass ein Dampfer in Unterhalt und Betrieb teurer ist als ein Motorschiff. Natürlich würde ein Dampfschiff auf dem Rhein eine große touristische Attraktion verkörpern und zahlreiche neue Fahrgäste anlocken. Ob diese allerdings den höheren finanziellen Aufwand decken würden, steht auf einem anderen Blatt.

(Adrian Schumacher/Schaffhauser Nachrichten v. 09.04.08)

 

URh: Bestes Ergebnis seit 2001

Die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) hat im vergangenen Jahr 11,1 Prozent Passagiere mehr befördert als 2006, total 391 000 Personen. Der Umsatz erreichte 4,69 Mio. Franken. Das ist das beste Ergebnis seit 2001. Der Gewinn lag bei 306.200 Franken; 2006 waren es noch 6.500 Franken. 106.000 Franken sollen in die Reserven fließen.

(St. Galler Tagblatt v. 09.04.08)

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