Eine Handbreit Geld unter dem URh-Kiel
Die Kapitalerhöhung um 2,2 Millionen Franken wurde gestern von den Aktionären der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) einstimmig gutgeheißen. Damit ist die URh nun mehrheitlich im Besitz der öffentlichen Hand.
Der Ort war gut gewählt: Im Güterhof, unmittelbar an der Schiffländi, trafen sich gestern die Aktionäre der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) zur außerordentlichen Generalversammlung. 149 Personen – knapp die Hälfte der Aktienstimmen – waren vertreten: «Wir schätzen Ihr Interesse und Ihre Verbundenheit», begrüßte URh-Verwaltungsratspräsident Walter Sommer die Aktionäre. Auf dem Programm stand vor allem ein Geschäft, das Traktandum 2: «Kapitalerhöhung». Konkret: Das Aktienkapital der Schifffahrtsgesellschaft sollte von 1,2 Millionen Franken auf neu 3,4 Millionen Franken erhöht werden. Weil sich an der Erhöhung im Umfang von 2,2 Millionen Franken vorab die öffentliche Hand beteiligt, wurden die entsprechenden politischen Weichenstellungen aber bereits früher vorgenommen: Mit Entscheid der Exekutive, wo nötig der kommunalen und kantonalen Parlamente, wurden die Beteiligungen an der Kapitalerhöhung vorgängig legitimiert, deshalb war an der gestrigen Generalversammlung kaum mit Überraschungen zu rechnen. Und: Der Betrag war bereits vor der Versammlung voll liberiert, will heißen: das versprochene Geld eingezahlt.
«Wir haben ein rechtes Stück Arbeit hinter uns», blickte Sommer auf die seit mehreren Jahren laufenden Bestrebungen zurück, die Schifffahrtsbetriebe für die Zukunft flottzumachen. Dazu gehörten etwa die Sanierung der Pensionskasse respektive der Ausstieg aus der in Schieflage geratenen Pensionskasse des öffentlichen Verkehrs (Ascoop): «Per 30. Juli des Jahres haben wir bei der Ascoop gekündigt und werden uns der Pensionskasse des Kantons Thurgau anschließen», sagte Sommer. Damit habe man «ein leides Kapital in der URh-Geschichte» erfolgreich hinter sich gebracht. Mit der neuen Kapitalerhöhung werde der zweite Teil des Sanierungsplanes angepackt: Die zusätzlichen Mittel sollen in die Erneuerung der Schiffsflotte fließen, «wenn möglich soll schon im nächsten Winter mit der Sanierung der MS Thurgau begonnen werden», sagte Sommer. Weitere Investitionen werden bei der «Arenenberg» notwendig, zwischen 2015 und 2020 ist auch der Ersatz der «Stein am Rhein» geplant.
Als neue Aktionäre konnte Sommer gestern auch die Gemeinde Büsingen und die Kraftwerk Schaffhausen AG (KWS) begrüßen. Der KWS, die im Besitz von Stadt, Axpo und Kanton ist, obliegt auch der Uferunterhalt zwischen Kraftwerk und Schupfen: Mit ihrer Beteiligung wolle die KWS laut Sommer das gemeinsame Interesse am Rhein und an einer naturbelassenen Landschaft dokumentieren: «Das darf, soll und kann auch im Sinne der URh sein», erläutert der VR-Präsident. Dann war es so weit: Einstimmig wurde der Kapitalerhöhung gutgeheißen. Zählt man die KWS zu den privaten Aktionären, so hat sich die Aktienmehrheit von den Privaten hin zur öffentlichen Hand verschoben, die nun 65 Prozent der Aktien besitzt. Das sei nach Ansicht des Verwaltungsrates «nicht optimal», deshalb will der Verwaltungsrat wieder vermehrt private Geldgeber suchen. Ein Anfang wurde 2009 mit dem Beschluss, Kapital in Höhe von 560 000 Franken zu beschaffen, gemacht. Bereits hätten 290 Private Aktien für rund 100 000 Franken gezeichnet. Über eine Werbeoffensive sollen in den kommenden Wochen noch weitere Aktionäre gewonnen werden. Wichtiges Detail: Künftig werden keine gedruckten URh-Aktien mehr ausgegeben. Damit Aktionäre trotzdem noch von reduzierten Fahrpreisen profitieren können, erhalten sie eine entsprechende Bestätigung.
URh-Sanierung: Zwei-Stufen-Plan soll die Gesellschaft fit machen
Die Sanierung der URh soll in zwei Schritten erfolgen: Nach einem Schuldenerlass durch die Kantone Schaffhausen und Thurgau (jeweils 1,125 Mio. Franken) im Jahr 2008 wurde im Juni 2009 das Aktienkapital der URh von damals 2,24 Millionen Franken um die Hälfte herabgesetzt. Mit weiteren Anstrengungen konnten so Rückstellungen für Sanierung des Vorsorgewerks gemacht werden. Der zweite Schritt wurde gestern von der Generalversammlung gutgeheißen: Mit der Erhöhung des Aktienkapitals von 1,2 auf 3,36 Millionen Franken wurde die notwendige Liquidität beschafft, um die anstehenden Investitionen in die URh-Flotte zu tätigen. Damit sind rund 65 Prozent der URh-Aktien im Besitz der öffentlichen Hand.
Kapitalerhöhung 2010 Die Liste der Zahler
Körperschaft / Anzahl Aktien / in Fr.
Kanton Schaffhausen / 5750 / 575.000
Stadt Schaffhausen / 3000 / 300.000
Stein am Rhein / 824 / 82.400
Neuhausen / 680 / 68.000
Feuerthalen / 92 / 9.200
Büsingen / 100 / 10.000
Gailingen / 28 / 2.800
Kraftwerke Schaffhausen / 3360 / 336.000
Kanton Thurgau / 5000 / 500.000
Kreuzlingen / 1280 / 128.000
Ermatingen / 366 / 36.600
Steckborn / 323 / 32.300
Gottlieben / 296 / 29.600
Diessenhofen / 280 / 28.000
Mammern / 240 / 24.000
Berlingen / 220 / 22.000
Salenstein / 136 / 13.600
Tägerwilen / 27 / 2.700
Eschenz / 4 / 400
Total / 22 006 / 2.200.600
(Robin Blanck/Schaffhauser Nachrichten v. 25.02.10)