Die URh kann
auf ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr 2009 zurückblicken. Entsprechend
optimistisch beginnt die Schifffahrtsgesellschaft die neue Saison.
Die
Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) hat im letzten Jahr einen
Gewinn von fast 400.000 Franken eingefahren. «Wir hätten also auch ohne die
Beiträge der öffentlichen Hand von 225.000 Franken wirtschaftlich gearbeitet»,
verkündete URh-Direktor Walter Herrmann anlässlich der gestrigen
Medienkonferenz nicht ohne Stolz. Gleichwohl versuchte er die Euphorie zu
bremsen. Denn ermöglicht wurde der Gewinn vor allem deshalb, weil die URh die
dritthöchsten Fahrgastzahlen seit 1979 ausweisen konnte. Aus ökonomischer
Sicht ist und bleibt die Flussschifffahrt ein heikles Unterfangen, weil der
Betrieb vom Wasserstand abhängt. Führt der Fluss zu viel oder zu wenig Wasser,
können die Schiffe nur eingeschränkt oder mitunter gar nicht fahren. «Schlechtere
Jahre wird es deshalb immer wieder geben», so Herrmann. Aus diesem Grund seien
Beiträge der öffentlichen Hand unabdingbar, «zumal wir auch etwas auf die
hohe Kante legen müssen».
Bereits im
nächsten Winter stehen die umfassende Sanierung und die Modernisierung des 40-jährigen
MS Thurgau an, die rund 2,5
Millionen Franken kosten werden. Die URh verfügt über eine hohe Liquidität.
Das dient der sicheren Ausfinanzierung der Pensionskasse sowie der Erneuerung
des MS Thurgau. Für Letzteres reichen die Mittel aber noch nicht vollumfänglich
aus. Mit Zeichnungsscheinen, mit denen die URh vermehrt auch in der Öffentlichkeit
werben wird, will die Schifffahrtsgesellschaft die flüssigen Mittel weiter erhöhen.
Von total 560.000 Franken zusätzlichem Kapital wurden bereits für 100 000
Franken Anteilscheine gezeichnet. Die URh kann also durchaus zuversichtlich in
die neue Saison blicken, die bereits am Freitag (2. April) beginnt. Vorderhand
verkehren die Kursschiffe nur an Wochenenden und über die Feiertage. Bereits am
24. April beginnt jedoch der tägliche Schiffsbetrieb, und zwar mit der
traditionellen Flottensternfahrt. Auch andere bewährte Angebote wie die
Feuerwerksfahrt nach Stein am Rhein sowie ans Seenachtsfest oder die
Brunchfahrten bleiben Teil des Programms, wie URh-Geschäftsführer Thomas Rist
erklärte. Am Fahrplan gibt es indes einige Änderungen. Die Aufenthaltsdauer in
Kreuzlingen und Schaffhausen wird länger. Das hat allerdings auch zur Folge,
dass die Passagiere entsprechend später am Zielort ankommen, in Schaffhausen
sind es zum Beispiel 30 Minuten. Das Saisonende ist am 17. Oktober, doch da sind
wir noch lange nicht.
URh Die
wichtigsten Zahlen im Überblick
Saisonbeginn Die Saison startet am 2. April, anfangs noch mit reduziertem Fahrplan. Am 24. April findet dann mit der Flottensternfahrt der Auftakt zum täglichen Schiffsbetrieb statt. Gewinn 2009 Die URh hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von knapp 400.000 Franken eingefahren. Grund dafür waren die dritthöchsten Fahrgastzahlen seit 1979 mit 446.000 Fahrgästen. Landestellen Schaffhausen war 2009 mit knapp 200.000 Personen meistbenutzte Landestelle und konnte Stein am Rhein überholen. Ausflügler Die URh hat im Vergleich zu 2008 48 Prozent mehr Fahrräder transportiert.
(Jan
Hudec/Schaffhauser Nachrichten v. 31.03.10)
«Die Unterstützung lohnt sich für die
Ab Freitag ist die URh-Flotte wieder auf Rhein und Untersee unterwegs. Direktor Walter Herrmann spricht im Interview über die Neuerungen und die Zukunft der Schifffahrtsbetriebe.
Interview: Robin Blanck
Herr Herrmann, am kommenden Freitag beginnt die Schifffahrtssaison 2010 für die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh). Istder Wasserstand schon ausreichend?
Walter Herrmann: Der Wasserstand ist in den letzten Tagen deutlich gestiegen und hat heute die kritische Marke von 393,60 Metern über Meer in Rheinklingen erreicht. Wir können fahren!
Was ändert sich bei der URh auf die neue Saison hin?
Herrmann: Beibehalten werden wir die bewährten Angebote wie etwa «Schiff und Fisch» oder die Brunch-, Feuerwerks- und Seenachtsfest-Fahrten. Eine Veränderung gibt es beim Fahrplan. Dieser wird bereits vom Saisonstart weg verdichtet – oder konkret: An den Sonntagen verkehren jeweils vier Kurse, bisher war das erst ab Mai der Fall. Verbessert werden auch die Umsteigeverbindungen mit den Schifffahrtsbetrieben auf dem Bodensee, zudem werden die Aufenthaltszeiten in Kreuzlingen und Schaffhausen verlängert: Die Schiffe haben in Kreuzlingen und Schaffhausen eine Pause. Das hat positive und negative Auswirkungen, ist aber nötig wegen der Vorschriften des Arbeitszeitgesetzes. Negativ ist, dass das letzte Schiff erst kurz nach 20 Uhr in Schaffhausen ankommt. Bisher reichte es noch für den 8-Uhr-Zug nach Zürich.
Welchen Vorteil hat diese Anpassung?
Herrmann: Positiv: Die Passagiere können in der halben Stunde, die sie in Schaffhausen oder in Kreuzlingen Aufenthalt haben, einkehren oder kurz durch die Stadt schweifen, ehe das Schiff wieder ablegt.
Und aus welchem Grund hat man das gemacht?
Herrmann: Das Arbeitszeitgesetz schreibt zwingend eine Pause vor, die wir einhalten müssen. Betriebswirtschaftlich führt das zu Mehrkosten, und das Personal war wegen der gesamthaft gesehen längeren Arbeitszeiten auch nicht begeistert, aber wir müssen uns an das Gesetz halten. Wir mussten den Personalbestand um zwei Mitarbeiter erhöhen. Vier Mann auf dem Schiff bringen allerdings Vorteile bei der Ausbildung, denn das ist nach wie vor ein schwieriges Kapitel für uns …
Wieso?
Herrmann: Wir haben zu wenig Kapitäne. Als wir die Geschäftsführung übernommen haben, standen wir diesbezüglich ziemlich schlecht, aber auch wir haben die anvisierten Ziele bisher noch nicht erreicht. Deshalb ist die Ausbildung neuer Mitarbeiter ein vordringliches Ziel bei der URh.
Aber strukturell ist man ja kürzlich ein Stück weitergekommen: Man hat die angeschlagene Ascoop-Pensionskasse verlassen und sich per 1. Juli bei der Kasse des Kantons Thurgau angehängt.
Herrmann: Richtig, das ist jetzt geregelt. Auch die nächsten Schritte sind bereits klar: Wir werden die Flotte sanieren, angefangen bei der MS Thurgau, die im nächsten Winter für 2,5 Millionen Franken erneuert werden soll. Wir versuchen jetzt, die URh noch stärker in der Bevölkerung zu verankern.
Sie meinen die Zeichnungsscheine für zusätzliches Kapital?
Herrmann: Genau, mit diesen werden wir nun vermehrt in der Öffentlichkeit werben. In dieser nicht immer einfachen Zeit, welche die URh hinter sich hat, haben wir eine echte Sympathiewelle erlebt. Von total 560.000 Franken zusätzlichem Kapital wurden bereits für 100.000 Franken Anteilscheine ge- zeichnet, wir hoffen, dass wir den ganzen Betrag erreichen.
Wie viele Fahrgäste benötigen die URh, um schwarze Zahlen zu schreiben?
Herrmann: Derzeit etwa 400.000 Fahrgäste – ein hoher Wert, der nicht einfach zu erreichen ist. In den letzten Jahren hat die URh aber jeweils Gewinn erzielt.
Aber die URh wird mit 300.000 Franken jährlich von der öffentlichen Hand unterstützt. Braucht es dieses Geld angesichts der Gewinne?
Herrmann: Ja, damit wir die schlechten Jahre ausgleichen können, sind wir zwingend auf diese Beiträge angewiesen.
An der letzten Generalversammlung vom 24. Februar wurde einer Kapitalerhöhung von 2,2 Millionen Franken zugestimmt. Wird dieses Geld nicht gleich wieder für den Betrieb verbraucht, wenn jetzt fünf oder zehn schlechte Saisons kommen?
Herrmann: Es kommen jetzt nicht gleich die sieben schlechten Jahre … Ernsthaft: Am Ende ist es die Frage, ob man die Schifffahrt will oder nicht. Generell ist die Lage der Schifffahrtsbetriebe in der Schweiz nicht rosig. Aber die anderen Schifffahrtsbetriebe haben neben den wirtschaftlichen Problemen nicht auch noch mit den Unsicherheiten der Flussschifffahrt zu kämpfen: Sie haben keine Einschränkungen des Fahrplans durch Hoch- und Niedrigwasser oder eine durch den tiefen Wasserstand im Winter beschränkte Saison.
Dann ist der Betrieb der URh eine Art Luxus?
Herrmann: Nein, denn man darf nicht vergessen: Unsere rund 400.000 Fahrgäste bringen Verdienst in die Region, denn sie konsumieren und kaufen ein. Gemäß einer Studie der Universität St. Gallen werden auf diesem Weg mehrere Millionen Franken generiert. Außerdem trägt die Rheinschifffahrt zur Attraktivität der Region bei. Ich glaube, die Unterstützung durch die öffentliche Hand lohnt sich für die Region, solange nicht riesige Beträge aufgebracht werden müssen.
Wie steht es eigentlich mit dem Dampfschiff?
Herrmann: Diese Frage stellt sich erst 2011, wenn die von den Kantonen angekündigte Studie erfolgen soll. Sicher ist, die URh selber ist nicht in der Lage, diese Investition zu tätigen. Am Schluss ist es eine Frage der Machbarkeit.
Aber im Grundsatz würden Sie ein solches Schiff begrüßen?
Herrmann: Aus touristischer Sicht ist klar, dass das ein Publikumsmagnet wäre. Aber natürlich muss auch die betriebswirtschaftliche Seite stimmen.
Die Klimaerwärmung ist seit Jahren ein Dauerthema in der Berichterstattung: schmelzende Gletscher und weniger Eis an den Polen. Denkt man bei der URh über die Auswirkungen solcher Szenarien nach?
Herrmann: Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass mir diese Gedanken nicht auch schon durch den Kopf gegangen sind: Mehr Niedrigwasser wäre für uns fatal. Die Frage bezüglich Anpassung der Flottenpolitik muss man sich aber vertieft erst stellen, wenn man auch ein neues Schiff anschafft, bei uns also etwa um 2020.
Anlässlich der letzten GV wurde auch bekannt, dass die Kraftwerk Schaffhausen (KWS) AG, die sich an der Kapitalerhöhung beteiligt hat, einen Sitz im Verwaltungsrat der URh anstrebt …
Herrmann: Dem muss die GV zuerst zustimmen. Ich würde das begrüßen, denn die URh teilt mit der KWS die Sorge um den Rhein. Der KWS-Vertreter würde das ökologische Element im Verwaltungsrat noch stärker vertreten.
Die KWS ist für den Unterhalt eines Teils des Rheinufers verantwortlich und hat deshalb ein Interesse an wenig Wellen. Werden die URh-Schiffe deshalb künftig langsamer fahren?
Herrmann: Dass die Schiffe langsamer verkehren, ist nicht nur ein Anliegen der KWS, sondern auch der Fischer. Aber man muss sich im Klaren sein: Wir müssen auch den Fahrplan einhalten – deshalb sind klare Grenzen gesetzt.
Für Diskussionen sorgt derzeit wieder die Bestimmung, die einen Ausgleich von motorlosen und motorbetriebenen Booten an den städtischen Liegeplätzen fordert. Diese Regelung soll aufgehoben werden. Wie ist die Haltung der URh?
Herrmann: Ich bin froh, dass wir 2009 wieder eine unfallfreie Saison hatten, aber das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer auf dem Rhein an heißen Sonntagen ist ein Riesenproblem. Wir würden uns mehr Unterstützung von der Seepolizei erwarten. Grundsätzlich ist es so, dass Weidlingsfahrer, die den Rhein und seine Gefahren kennen, weniger ein Problem darstellen als Personen mit aufblasbaren Schwimmgeräten oder auch Motorbootbesitzer aus Friedrichshafen, Lindau und Vorarlberg, die während der Sommerferien – teilweise wohl ohne entsprechende Prüfung – den Rhein befahren.
(Schaffhauser Nachrichten v. 30.03.10)
Unterseeschiffe fahren 2009 Gewinn ein
Die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft
Untersee und Rhein (URh) blickt auf eine äußerst erfolgreiche Saison 2009 zurück.
Dies zeigt sich auch im Jahresergebnis. Die URh kann einen Gewinn in der Höhe
von 396.234 Franken ausweisen. Am Karfreitag startet die URh in die Saison 2010.
Die URh zählte 2009 mit 446.000 Passagieren
die dritthöchste Fahrgastzahl seit 1979. Das bisherige Rekordjahr in der
Geschichte der URh war das Jahr 1970 mit 479.000 Passagieren.
Viel zu den guten
Zahlen von 2009 beigetragen haben die warmen, trockenen und überdurchschnittlich
sonnigen Monate August und September. Der Unternehmensgewinn bewegt sich auf dem
gleichen Niveau wie der Gewinn des Geschäftsjahres 2008. Im Gegensatz zum Jahr
2008 waren 2009 die Erträge pro Fahrgast aber tiefer, bei 10.24 statt 10.88
Franken.
Die Saison 2010 startet am 2. April. Die
Schiffe der URh verkehren bis zum 17. Oktober. Die neue Saison bringt einige Änderungen
im Fahrplan. Bereits an den Sonn- und Feiertagen im April verkehren dieses Jahr
vier Schiffe. Im Hochsommer bietet die URh gemeinsam mit der deutschen
Bodenseeschifffahrtsgesellschaft, der BSB, mehr Verbindungen im Untersee an.
(St. Galler Tagblatt v. 30.03.10)