In der Werft in Langwiesen wird gegenwärtig
mit Hochdruck gearbeitet. Denn nach Saisonende im Oktober tauschen die 21
Nautiker der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) ihre schmucken
Uniformen zügig gegen Übergwändli. Alle packen mit an, von der Kassierin bis
zum Kapitän. Dies nach Vorgabe von Werftchef Willy Lirgg und– wenn immer möglich
– gemäß individueller Ausbildung und Fertigkeiten.
Wer zur URh-Crew gehört,
der entwickelt sich im Laufe der Jahre unweigerlich zum Allrounder, denn es ist
längst nicht so, dass man im Winter den Kapitän und gelernten Mechaniker nur
mit dem Schraubenschlüssel und den gelernten Maler nur mit dem Pinsel antrifft.
Sechs Schiffe sind es, vom 86jährigen «Konstanzerli»
bis hin zur erst 1998 gebauten «Munot»,
dazwischen die «Stein am Rhein»
(1956), die «Thurgau» (1965), die «Schaffhausen»
(1970) und die «Arenenberg»
(1983).
So unterschiedlich die
Jahrgänge, so unterschiedlich auch die Technik der Schiffe, wobei sich dank
Nachrüstungen inzwischen auch hinter den ältesten Schalen modernste Technik
verbirgt.
Diese beinhaltet unter anderem Dieselmaschinen
samt Antrieb, Generatoren, hydraulische Pumpen, Verkabelungen, Steuerstände,
Generatoren und Radar, die alle gewartet und revidiert sein wollen.
Jede Menge Arbeit
steckt aber auch im stets makellosen Inneren und Äußeren der Einheiten: Dafür
wird geschreinert und gestrichen, geputzt und aufgemöbelt. Ein Teil der
Arbeiten wird auf und in den Schiffen geleistet, während sie vor der Werft vertäut
sind, für andere wird in jedem Winter die Helling belegt: Die 50 Meter lange
Konstruktion wird aus der Werfthalle in den Unterwasserbereich gefahren, wo das
Schiff millimetergenau auf dem Schlitten platziert wird.
Willy Lirgg betätigt die Winde, und das
aufgedockte Schiff taucht aus dem Wasser. Während die Winde mit der «Konstanz»
im Herbst nur gerade 38 Tonnen in die Halle zu hieven hatte, so waren es mit der
«Schaffhausen» im Dezember immerhin 180 Tonnen. Als einzige fehlte die «Thurgau»
in diesem Winter in Langwiesen. Sie befindet sich in der Kressbronner Wert und
erhält dort für 2,6 Millionen Franken eine umfassende Um- und Aufrüstung.
Bis zum Sonntag, 10. April, wird aber auch sie
wieder in ihren Heimatgewässern angelangt sein. Denn dann heißt es: «Leinen
los!» für die Saison 2011.
(Ernst Hunkelerr/St. Galler Tagblatt v. 21.02.11)