Der
Hafenstreit geht in eine neue Runde
Der
Streit um den Lindauer Hafen geht weiter. Nachdem Lindau und Konstanz sich nicht
einig werden, wem der Hafen gehören soll, kommt nun ein Streit um Gestalt und
Nutzung des Hafens hinzu. In manchen Fragen sind sich beide Seiten einig, der
Streit dreht sich um Eilguthalle, Tankstelle und Liegeplätze. Im September
kommt das Thema in den Stadtrat.
Beide
Städte haben Studien in Auftrag gegeben, aus denen hervorgeht, was Lindau und
Konstanz mit dem wichtigsten Hafen am Bodensee vorhaben. "Ziel unter
anderem ist es, die Hafenpromenade als gute Stube der Stadt herzurichten",
berichtet Lindaus Bauamtsleiter Georg Speth. Es gehe beispielsweise nicht an,
dass der Platz um den Mangturm herum "als Lager" genutzt werde. Seit
den 60er-Jahren sei dort "nichts passiert", was man auch an den alten
Lampen erkennen könne. Auch die Geländer an der Hafenmauer müssten dringend
erneuert werden.
Lindaus
Stadtjurist Achim Frey, der auch als Leiter des Hafenprojekts fungiert, spricht
diesbezüglich von einem "angestaubten" Image. Nicht nur Lampen und
Geländer, auch Bänke, Blumentröge, das alte Pflaster, die Gehwege und vieles
andere mehr müssten dringend erneuert werden. Die Promenade am Mangturm könnte
als Freifläche für Konzerte oder Festivitäten gestaltet werden, ergänzt
Speth. Das Cafe Graf könnte erneuert oder versetzt werden, wobei der Kiosk dort
fehl am Platz sei. Für das Gebiet um die Eilguthalle ("eine der
attraktivsten Stellen") sei ein "Kunst- und Kulturpark"
angedacht, was aber mit der nahen Dieseltankstelle der Bodenseeschiffsbetriebe
(BSB) nicht zu vereinbaren sei, sagt der Bauamtsleiter weiter. Zudem will die
Stadt die Schräge beim Sportboothafen auf der Ostseite des Hafenbeckens
sanieren und dort Sitzstufen einbauen. Spätestens bis zur Internationalen
Gartenschau (IGA) 2017 soll der Hafen fertig sein.
Stadtrat
redet im September
Für
die Konstanzer steht dagegen der Schifffahrtsbetrieb im Mittelpunkt. "Für
die Unternehmensentwicklung der BSB ist der Hafen Lindau von entscheidender
Bedeutung", sagt Konrad Frommer, Geschäftsführer der
Bodensee-Hafengesellschaft (BHG) und der Konstanzer Stadtwerke. In Lindau seien
vier große Fahrgastschiffe beheimatet, dazu gehörten Ver- und
Entsorgungsanschlüsse mit Tankanlagen, Werkstätten, Hafenmeisterbüro,
Verkaufs- sowie Sanitär- und Umkleideräumen für Mitarbeiter. All das seien
"betriebsnotwendige Einrichtungen, auf welche die BSB uneingeschränkten
Zugriff benötigt", sagt Frommer.
Die
Planungshoheit im Hafen liegt aber in Lindau. Deshalb habe Konstanz "keine
zementierten Pläne", sondern wolle den Hafen gemeinsam mit Lindau
entwickeln, sagt Frommer: "Von Anfang an haben wir einen städtebaulichen
Kooperationsvertrag angestrebt, verbunden mit dem gemeinsamen Ziel, den Hafen
noch attraktiver zu machen." Damit könnten Lindau und die BSB weitere
touristische Märkte erschließen. Welche Pläne genau die Konstanzer im Hafen
haben, will Frommer erst sagen, wenn Lindau seine Vorstellungen konkretisiert
hat.
So
bleibt unklar, ob Lindau und Konstanz ihren Streit über das Eigentumsrecht
dadurch lösen, dass sie sich bei der künftigen Nutzung einig werden. Davon hängt
wohl ab, sich die Städte doch noch einigen oder vor Gericht ziehen. Die
Lindauer Stadträte sollen in September die Weichen stellen und sagen, wie sie
sich den Hafen in ein paar Jahren vorstellen. Dann geht es in eine neue Gesprächsrunde
mit den Konstanzern.
Vier
Jahre Streit im Rückblick
Ende
2002 haben die Stadtwerke Konstanz von der Bahn AG die Bodenseeschiffsbetriebe
(BSB) einschließlich der deutschen Bodensee-Häfen für 12,5 Millionen Euro
erworben – darunter auch den Lindauer Hafen. Da sah die Stadt Lindau die
Chance, endlich Herr im eigenen Wohnzimmer zu werden und hat ihr Vorkaufsrecht
geltend gemacht. Auf der Suche nach einer gütlichen Einigung wird seit vier
Jahren verhandelt – bisher ohne Ergebnis.
Die
Fronten sind festgefahren, weil beide Seiten auf den Eigentumsrechten beharren:
Lindau beansprucht das Hafengelände, weil es die Planungshoheit für den ganzen
Hafen behalten und bei der Stadtentwicklung ungebunden sein will. Konstanz
wiederum begründet seinen Eigentumsanspruch damit, dass nur so die "höchstmögliche
Sicherheit für die betriebsnotwendige Nutzung" durch die BSB gewährleistet
sei.
Die
Säbel für einen Rechtsstreit sind gewetzt, Lindaus Oberbürgermeisterin Petra
Seidl setzte ein Ultimatum für diesen Sommer. Jetzt hat sie die Frist bis zum
Herbst verlängert, um nochmals die Meinung des Lindauer Stadtrates einzuholen.
Ein neues Mandat mit neuem Inhalt könnte den Verhandlungen einen Impuls geben
– schließlich fürchten beide Seiten einen teuren und jahrelangen Prozess,
dessen Ausgang keiner kennt.
(Lindauer
Zeitung v. 06.07.07)