High Noon mit Walter Klaus in der Bodanwerft

High Noon ist normalerweise um 12 Uhr mittags. Doch ein Mann wie Walter Klaus hat seine eigenen Vorstellungen. Der 72-jährige Montafoner Touristik-Tycoon, der vor zweieinhalb Jahren die sieben unter österreichischer Flagge fahrenden Schiffe der Weißen Flotte erwarb, bestellt Prominenzen und Presse kommenden Samstag, dem 7.7.07, auf 7.07 Uhr in die Bodanwerft Kressbronn ein, und zwar zur Vorstellung der „Sonnenkönigin“. So heißt der „Luxusliner“ (Klaus), der vor zwei Jahren in Auftrag gegeben wurde und von Konstanz als ernst zu nehmende Konkurrenz betrachtet wird.

Hat der Österreicher die Bodanwerft schon im Sack?

Der Luxusliner von Klaus soll mit seinen 1000 Sitzplätzen auch als schwimmendes Konzerthaus und als Kongressschiff dienen. Und eigentlich sollte es als das neue Flaggschiff der „Vorarlberg Lines“ bereits seit dem vergangenen Monat unterwegs sein. Tatsächlich wird das Motorschiff namens „Sonnenkönigin“ wohl frühestens zum Saisonbeginn 2008 restlos flott gemacht werden können. Davon abgesehen kommt das neue Schiff wesentlich teurer als vor zwei Jahren vereinbart. Kein Wunder, dass nun Prominenzen und Journalisten sehr gespannt sind, was Walter Klaus am 7.7.07 um 7.07 Uhr beim Stapellauf bekannt geben wird. Möglicherweise hat Walter Klaus inzwischen die ganze Bodanwerft, das mit Abstand bedeutendste Schiffsbauunternehmen am Bodensee, schon im Sack.

Striktes Stillschweigen vereinbart

Im Vorfeld von High Noon am frühen Samstagmorgen ist nichts Genaues zu erfahren. Denn die Partner haben, wie versichert wird, striktes Stillschweigen vereinbart, das frühestens kommenden Samstag wohldosiert gelockert werde. Durchgesickert ist allerdings, dass das neue Schiff, die „Sonnenkönigin“, mehr als doppelt so teuer kommen dürfte wie abgemacht, und in der fraglichen Vereinbarung seien die Baukosten mit immerhin 6,5 Millionen Euro festgeschrieben worden. Wer kommt nun für die Mehrkosten auf?

Unter den Beschäftigten der Werft geht die Angst um

Kein Geheimnis ist außerdem, dass die Bodanwerft Kressbronn verschuldet ist. Deshalb rechnen sich Beobachter aus, dass sich Walter Klaus für die enorme Kostenüberschreitung und für die Verzögerung der Herstellung des Luxusliners in Naturalien entschädigen lässt und die Bodanwerft maßgeblich übernimmt. Die 90 Mitarbeiter des Werftbetriebs, unter denen derzeit teilweise die nackte Existenzangst umgeht, wären dafür jedenfalls dankbar.

Es droht ein Monopol

Interessiert an der vor 88 Jahren gegründeten Bodanwerft sind sehr wahrscheinlich auch die BSB, die den Konstanzer Stadtwerken gehörenden Bodensee-Schiffsbetriebe, die mit insgesamt 19 Motorschiffen und Fähren die mit Abstand größte Bodenseeflotte unterhalten. Die BSB hätten sich auch gerne mit der Schweizerischen Bodensee-Schiffahrtsgesellschaft (SBG) Romanshorn zusammen getan. Doch da kam, neben einer Thurgauer Investorengruppe, der Österreicher Walter Klaus zum Zuge. Über die Vorarlberg Lines gehören der Holding von Klaus 49 Prozent der Romanshorner Flotte und der dazu gehörenden Werft. Hinzu kommen rund 50 Prozent an der Werft im österreichischen Fussach. Mit der Bodanwerft hätte Walter Klaus fast so etwas wie ein Monopol am Bodensee.

(Dornroeschen.nu v. 04.07.07)

Bitte beachten Sie dazu auch die Gegendarstellung "Mit der Sonnenkönigin geht es planmäßig voran" vom 06.07.07

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