Große Hafenpläne
Bregenz soll sich zum See öffnen - Bürger signalisieren Zustimmung
Seit über 150 Jahren blieb der Bregenzer Hafen fast unverändert. Heutigen Ansprüchen genügt er schon lange nicht mehr. Die Seestadt-Gesellschaft als neue Besitzerin der wertvollen Ufer-Immobilie hat nun eine Studie zur gründlichen Umgestaltung vorgelegt.
Die zur Diskussion vorgelegte Machbarkeitsstudie zielt generell auf eine Öffnung des Hafengeländes für die Besucher und eine stärkere Anbindung an die Stadt ab. Pferdefuss sind allerdings die Bahngeleise entlang des Ufers. Alle paar Minuten senken sich die Barrieren und Züge donnern zwischen Stadt und See durch. Zwar konnten die Bregenzer noch im vergangenen Jahrhundert den Bau einer seenahen Autobahn verhindern, die ebenfalls geforderte Verbannung der Eisenbahn in einen Pfändertunnel gelang aber nicht.
Aufschüttungen für Seebad
Die jetzt vorgelegte Studie beginnt mit der Umgestaltung der Ostmole. Dort soll eine neue «Landschaft» entstehen, mit Seebad und einem Platz für Erholung und Gastronomie. Die bereits bröckelige Sandsteinmole wird saniert und verlängert, um den Wellenschlag von der hinter dem Wall vorgesehenen Marina abzuhalten, in der rund 180 Freizeitkapitäne ihre Schiffe anbinden könnten. Nach Osten soll der Freizeithafen durch eine neue Mole abgeschlossen und von der Passagierschifffahrt abgegrenzt werden. Für diese sollen neue Stege und ein neues Abfertigungsgebäude gebaut werden. Eine durch Aufschüttungen verbreiterte Uferpromenade sieht getrennte Wege für Fußgänger und Velofahrer vor. Der denkmalgeschützte uralte Baumbestand auf der Westmole wird nicht angetastet. Dafür sollen bis ans Wasser hinunterreichende Steinstufen Hunderte Sitzgelegenheiten schaffen.
Wer soll bezahlen?
Auch wenn von einer schrittweisen Verwirklichung des Hafenprojektes ausgegangen werden kann, «gegessen» sind die Pläne noch lange nicht. Über dem ganzen Vorhaben steht wie immer die Kardinalfrage, wer das teure Vorhaben bezahlen soll. Die Mehrheit der Seestadt-Gesellschaft hält der sich in Landesmehrheitsbesitz befindliche und finanziell potente Stromerzeuger Illwerke-VKW AG. Beteiligt sind aber auch die Hypobank Vorarlberg, der Schifffahrtseigner Walter Klaus und die Stadt Bregenz.
Mit Schiffen nichts zu verdienen
Flotteneigner Walter Klaus will zwar neue Abfertigungs- und Gastronomiegebäude errichten, sieht aber den Gesamtplan als wirtschaftlich nicht vertretbar an. «Mit der Bodenseeschifffahrt kann man bei den derzeitigen Tarifen nichts verdienen», sagt der erfahrene Touristiker, dem auch der Bau des neuen Superdampfers «Sonnenkönigin» auf die Kasse schlägt.
Bleibt abzuwarten, ob sich die in Landesmehrheit befindlichen Seestadt-Gesellschaft, Illwerke und Hypobank mit dem Segen der Vorarlberger Regierung zu einem Prestige-Umbau durchringen, der auch für die Landeshauptstadt touristischen Schub bedeuten sollte. Ansonsten droht die schrittweise Verwirklichung von Details und eine Bregenzer «Unvollendete».
(Gernot Grabher/St. Galler Tagblatt v. 25.10.07)