„Schminken“ oder sanieren?

Die letzten Besucher an Bord haben den großen Salon mit Bierdeckeln gepflastert, einen Feuerlöscher ausprobiert und das Glas des alten Kompasses eingeschlagen. „Ich weiß auch nicht, was in solchen Leuten vorgeht“, schüttelt Heinrich Panhofer den Kopf. 

Über eine schwankende Planke hat er das MS Österreich geentert, das seit fast zwei Jahren in der Fußacher Werft liegt. Der Werftleiter steigt zu den Schiffsdieseln hinab, die noch fahrbereit wären. Er weiß von der desolaten Elektrik und will zu den Sanierungskosten lieber nichts sagen. Auch Jakob Netzer spricht seitens des Dreiviertel-Eigentümers Vorarlberger Illwerke nur kryptisch von einem „größeren Vorhaben“.

MS Österreich landet nicht auf Schiffsfriedhof. Aber Sanierung wird teuer.

Klar ist lediglich: „Das Motorschiff Österreich soll wieder Kursschiff werden.“ Dafür müssen zumindest Schiffsrumpf und Elektrik saniert werden. Korrosionsschäden und Scheuerstellen an der Außenhaut hat Ing. Manfred Gehrer von der Landesregierung in einem Gutachten beschrieben. „Machbar“ sei eine Sanierung. Aber die „Österreich“ ist ein genietetes Schiff. „Da fallen Schweißarbeiten schwieriger aus.“ Einen Blechaustausch der Außenhaut habe man schon am MS Vorarlberg im großen Stil bewerkstelligt. Entscheidend wird sein, ob man sich für eine echte Sanierung oder kosmetische Maßnahmen entscheidet. „Schminken“ nennt das der Werftleiter. In ein paar Wochen soll die Entscheidung fallen.

MS Österreich

Indienststellung: 29.7.1928
Erbauer: Schiffswerft Korneuburg
Länge: 54,40 m
Breite: 9,80 m
Tonnage: 366 t
Tiefgang: 1,75 m
Maschinenleistung: 2 x 300 PS
Geschwindigkeit: 29,0 km/h
Tragkraft: 600 Personen

(Thomas Matt/Vorarlberger Nachrichten v. 10.05.11)

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