Ein Taxifahrer, eine Touristikerin, der
Therme-Chef und Überlingens Stadtplaner nehmen Stellung zum Vorschlag der SPD,
ein Seetaxi zwischen Überlingen und Nußdorf verkehren zu lassen.
Der Überlinger SPD-Ortsverein hat
vorgeschlagen, ein Wassertaxi („Vaporetto“) zwischen Nußdorf und Überlingen
verkehren zu lassen, um die Altstadt vom Verkehr zu entlasten. In Überlingen
wird dieser Vorschlag der SPD eifrig diskutiert und auch Fachleute aus den
Bereichen Touristik und Verkehr geben dem SÜDKURIER auf Nachfrage eine Einschätzung.
Tanja Kranz von der Kur- und Touristik GmbH
findet es „natürlich schön“, wenn die Möglichkeit besteht, von Nußdorf
auf dem Wasser direkt ins Zentrum von Überlingen zu fahren. „Dann kann man
die Uferpromenade auch von dieser Seite kennen lernen.“ Dass sich der Betrieb
des Wassertaxis rechnen könnte, glaubt Kranz allerdings nicht. „Es mag eine
Attraktion mehr sein. Dass das Wassertaxi aber wirklich gut angenommen wird,
glaube ich nicht“, sagt Kranz. Denn das Angebot des ÖPNV (Öffentlicher
Personen Nahverkehr) sei sehr gut. „Die Gäste können mit der Gästekarte
kostenfrei fahren und das nutzen sehr viele. Außerdem, so Kranz, könne man Überlingen
von Nußdorf aus auch bequem mit dem Zug erreichen.
Thomas Nöken, Leiter des Stadtplanungsamtes,
findet die Idee der SPD „auf jeden Fall sehr interessant und wert, dass man
sie untersucht“. Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit könne zum jetzigen
Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. „Jetzt muss ein Konzept entwickelt,
einen Fahrplan gestaltet und entschieden werden, ob das Vaporetto nur im Sommer
oder auch im Winter verkehren könnte.“ Nöken sieht das Vaporetto aber eher
als eine touristische Attraktion „die die Highlights verbindet“, denn als Lösung
für das Überlinger Verkehrsproblem an. Ein Lob für die SPD hat Nöken parat:
„Ich finde es prima, dass eine Fraktion einmal so einen Gedanken entwickelt,
vertieft und untersucht.“
Taxifahrer Helmut Ehrlinspiel berechnet für
eine Fahrt vom Überlinger Landungsplatz nach Nußdorf je nach Verkehr knapp
zehn Euro. Von Nußdorf zum Landungsplatz wird die Taxifahrt wegen der Verkehrsführung
teurer und erhöht sich auf rund 15 Euro. Für ein Wassertaxi, so fürchtet
Ehrlinspiel, gebe es in Überlingen keinen Markt. „Es ist zu aufwändig für
den Gast. Ein Taxi fährt normalerweise von Haus zu Haus.“ Um das Wassertaxi
zu nutzen, so Ehrlinspiel, müssten die Menschen aber erst zur Anlegestelle
gehen. Wie Nöken kann sich auch Ehrlinspiel das Vaporetto als
Touristenattraktion vorstellen, aber: „Dass das eine feste Verbindung wird, da
glaube ich nicht dran.“
Der Chef der Überlinger Bodensee-Therme,
Oliver Sternagel, erklärt: „Ich glaube, dass ein Vaporetto touristisch auf
jeden Fall gut angenommen wird zumal es etwas wäre, das wir exklusiv haben und
das es nirgendwo anders gibt. Das sei eine gute Stadtmarketingaktion, findet
Sternagel, der aber nicht glaubt, durch das Vaporetto mehr Gäste in die Therme
zu bekommen. „Vielleicht bleibt der eine oder andere hängen, aber die großen
Schlangen werden sich durch das Vaporetto nicht bilden.“ Wichtig für einen
Erfolg des Vaporetto sei, so Sternagel, einen langen Atem zu haben und Standvermögen
zu beweisen. „Das dauert eine Weile, bis sich das durchsetzt“, sagt
Sternagel. Und: „Wenn man das man das kurzfristig anlegt, dann wird das
nichts.“ Karikatur, oben
(Südkurier v. 30.10.08)