Dass sich die Werftengesellschaften am
Bodensee zusammentun, lässt die Häfler hoffen: Werden die Schiffe nämlich künftig
nicht mehr in der Zeppelinstadt gewartet, kann die Häfler Werft dicht machen.
Wodurch der Weg für ein großes Stück Stadtentwicklung im Areal "Hinterer
Hafen" frei wird. Wann, ist noch unklar.
Den eben geschlossenen Kooperationsvertrag
zwischen Stadtwerken Konstanz, Vorarlberg Lines, Schweizerischer
Bodensee-Schifffahrt und Bodan-Werftentwicklungsgesellschaft "nehmen wir
zufrieden zur Kenntnis", sagt Friedrichshafens Erster Bürgermeister, Dr.
Stefan Köhler. Und hofft nun, dass möglichst flott geklärt wird, ob die rund
40 Bodenseeschiffe künftig effizient in Romanshorn und/oder Kressbronn
gewartet, saniert und instand gesetzt werden. Denn erst wenn raus ist, ob und
wann die Bodenseehafengesellschaft die Häfler Werft verkauft oder verpachtet
und ob diese abgerissen wird, kann die Stadt das ambitionierte Projekt der
Weiterentwicklung des Gebietes "Hinterer Hafen" konkret in Angriff
nehmen.
Die Konstanzer geben auf Nachfrage der SZ zu
verstehen, dass sie sich dem Vorhaben der Nachbarstadt nicht in den Weg stellen
wollen, im Gegenteil: "In Konstanz ist es politischer Wille,
Friedrichshafen zu unterstützen", versichert Konrad Frommer, Geschäftsführer
der Stadtwerke Konstanz. Deshalb sei man gewillt, "bis 2010 ein
realisierungsfähiges gemeinsames Werftkonzept" auf dem Tisch zu haben.
Noch sei freilich nicht entschieden, ob man dann das 30 000 Quadratmeter große
Gelände an die Stadt Friedrichshafen verkauft oder verpachtet. Bezüglich der
noch zu klärenden Werftenfrage sagt Frommer: "Wir haben die Werften ja
auch erst vor fünf Jahren von der Deutschen Bahn übernommen und müssen
erstmal die Standorte und den Bedarf am Bodensee untersuchen."
Hintergrund: Die drei bisherigen Werften
Friedrichshafen, Kressbronn und Romanshorn sind offenbar alle nicht optimal
ausgelastet - nicht zuletzt deshalb macht die Schifffahrt nun gemeinsame Sache.
Favorisiert wird, die Werft in Kressbronn und möglicherweise auch die in
Romanshorn beizubehalten. Zur Umsetzung des neuen Konzeptes allerdings
braucht"s mehr Platz.
Bodanwerft könnte wachsen
Robert Dittmann, geschäftsführender
Gesellschafter der Kressbronner Bodanwerft, hat sich auch schon Gedanken darüber
gemacht, wie dieses Problem zu lösen ist: Man könnte die Bodanwerft abbrechen
und 200 Meter weiter auf der anderen Seite der Bodanstraße eine neue - 40 Meter
breite und 25 Meter hohe - Halle hinstellen. Vorteil: Der Neubau läge nicht
direkt am See - wo sich die Kommune ohnehin eine natürliche Uferlinie wünscht.
Auf dem derzeitigen Werftgelände könnte man Dittmann zufolge ein Becken für
eine geschützte Hebeanlage bauen, die für Wartung und Sanierung der Großschiffe
nötig ist. Bei den für die Genehmigung eines solchen Vorhabens zuständigen
Behörden hat Dittmann bereits vorgefühlt und positive Signale bekommen. Auch
die für einen Neubau notwendigen Flächen "haben wir schon
gesichert", führt er aus. Sollte die Bodanwerft den Zuschlag erhalten,
rechnet Dittmann mit einer Genehmigungsphase von mindestens eineinhalb bis zwei
Jahren.
Zwei Jahre sind ein Zeitrahmen, den auch Köhler
für realistisch hält und mit dem er gut leben könnte: 2010 muss die Stadt
Friedrichshafen ohnehin erstmal kräftig sparen. Und abgesehen davon steht
aktuell ein anderes Stadtentwicklungsprojekt im Vordergrund: Man konzentriere
sich laut Köhler derzeit auf den Fallenbrunnen.
(Schwäbische Zeitung v.
26.08.09)