Seeschifffahrt geht gemeinsame Wege
Eine Lösung für eine gemeinsame
Werftengesellschaft am Bodensee wollen die Stadtwerke Konstanz, die Vorarlberg
Lines, die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt und die
Bodan-Werft-Entwicklungsgesellschaft erarbeiten. Dies wurde gestern mit einem
Kooperationsvertrag in Konstanz besiegelt.
"Das ist ein wichtiger Tag für uns
alle", kommentierte Hermann Hess, Präsident des Verwaltungsrates und
Aktionär der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft AG in
Romanshorn, die Vertragsunterzeichnung. Die Gespräche der Partner resultierten
aus der Einsicht, dass alle drei Reedereien keine volle Auslastung ihrer Werften
haben, die Verhältnisse in den Werften nicht optimal seien. Eine Zusammenlegung
der Werftaktivitäten liege also nahe, um wirtschaftlicher und sinnvoller zu
agieren.
Vor den Kooperationspartnern liege eine
arbeitsintensive Zeit. Denn in den nächsten Monaten müssen sie Lösungen für
die folgende Zielsetzung finden: Es soll geklärt werden, wie und wo künftig
die Schiffsflotten effizient gebaut, gewartet und instand gesetzt werden können.
Hess erklärte, entsprechende Voruntersuchungen eines unabhängigen Gutachters hätten
gezeigt, dass hierfür vor allem die Standorte Kressbronn und Romanshorn infrage
kommen, und dass zudem ein beachtliches Auftragsvolumen in den nächsten Jahren,
zu erwarten sei.
Wo bauen wir die Halle hin?
Kommerzialrat und Eigner der Vorarlberg Lines
Walter Klaus: "Es wird so viel über Synergieeffekte geredet. Wir haben
heute beschlossen, wirklich gemeinsam etwas zu schaffen. Und ich denke, dass wir
gemeinsam eine gute Sache auf den Weg bringen." Es sei wichtig die
Schifffahrt für alle attraktiv und bezahlbar zu halten. "Und ich bin
bereit, meine ganze Kraft für unser gemeinsames Ziel einzusetzen",
versprach der Schiffseigner.
Konrad Frommer, Geschäftsführer der
Stadtwerke Konstanz, sagte, wie froh er sei, dass sie gemeinsam ein zukunftsträchtiges
Konzept erarbeiten können. "Wir werden in den nächsten Monaten unsere
Belastbarkeit und unsere Leistungsfähigkeit auf den Prüfstand stellen und
dabei lernen, grenzenlos zu denken und grenzenlos zu handeln." Der Focus
liege dabei ganz klar auf Romanshorn und Kressbronn.
Die Werft in Friedrichshafen, mit deren Gelände
die Stadt seit langem liebäugle, um ihre Stadtentwicklung im Seebereich der
Altstadt fortzuführen, müsse sich allerdings gedulden. "Sie wird grundsätzlich
geschlossen. Aber, solange wir keine Alternative haben, bleibt sie
betriebsbereit." Für die Umsetzung des Werftenkonzepts sei der Neubau
einer größeren Halle, beziehungsweise die Erweiterung einer bestehenden
notwendig, weil die Schiffe auf dem Bodensee immer größer werden. Die Halle müsse
mindestens 40 Meter hoch und 100 Meter lang sein. Und sie sei das eigentliche
Problem, denn "wo bauen wir die hin?"
Der Geschäftsführer der
Bodan-Werftentwicklungsgesellschaft, Robert Dittmann, beteuerte, er sei zu allem
bereit, für alles offen, um das beste Konzept zu unterstützen. Die Bodan-Werft
blicke auf 90 Jahre Erfahrung im Schiffsbau zurück, und er wolle die Chance
nicht verpassen, die nächsten 90 Jahre gemeinsam mit der Bodensee-Schifffahrt
zu gestalten und ihr umfangreiches Wissen zur Verfügung zu stellen. Werften
seien wichtiger Teil der touristischen Infrastruktur am Bodensee; denn ohne sie
können die über 40 Passagierschiffe und Autofähren weder instand gehalten
noch repariert werden. Deshalb sei eine Lösung, von der alle Partner
profitieren, so wichtig. Der Wille sei da, die Lösung so zu legen, dass eine
Win-Win-Situation für alle entsteht.
Walter Klaus hatte das Schlusswort: "Es ist ein Zeichen von unternehmerischer Reife, wenn nicht jeder allein vor sich hinpaddelt, sondern alle Schiffsbetriebe am Bodensee gemeinsam in die gleiche Richtung rudern."
(Schwäbische Zeitung v. 21.08.09)
Gestern unterzeichneten in Konstanz Vertreter
der Schweizerischen Bodensee- Schifffahrt (SBS), der Vorarlberg Lines und der
deutschen Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) einen Kooperationsvertrag mit dem Ziel,
das Werftgeschäft in einer einzigen Gesellschaft zusammenzuführen. Mit im Boot
ist auch die Bodanwerft in Kressbronn. Die drei Reedereien betreiben zusammen 34
Schiffe und beschäftigen als Kernteam etwas über 30 Werftmitarbeiter, in
Kressbronn sind es 47.
Eine Arbeitsgruppe klärt jetzt ab, wie und wo
künftig Schiffe gebaut, gewartet und instand gesetzt werden können. Bereits
Anfang des nächsten Jahres soll der Grundsatzentscheid fallen, wie es konkret
weitergehen soll. Klar ist schon heute aufgrund von Vorabklärungen: Es braucht
eine neue Halle, die etwa 100 Meter lang, 40 Meter breit und 25 Meter hoch ist
und zwei Schiffen Platz bietet. Als Standort im Vordergrund stehen Kressbronn
(Bodanwerft) und Romanshorn.
Wie auch immer die Lösung aussehen wird: Die
beiden Werften dürften in einer neuen Gesellschaft eine zentrale Rolle spielen,
deutete SBS-Verwaltungsratspräsident Hermann Hess gestern an.
Romanshorn kann nicht geschlossen werden, weil
sich die neuen Besitzer der SBS vertraglich verpflichtet haben, die Werft zu
erhalten. «Die Frage ist nicht, ob Romanshorn im neuen Konzept eine Rolle
spielt, sondern nur wie groß sie ist», sagte Hess. Die Bodanwerft auf der
anderen Seite ist unverzichtbar: Sie baut als einzige im Verbund neue Schiffe.
Die ganze Schweizer Flotte beispielsweise ist in Kressbronn vom Stapel gelaufen.
Die anderen Standorte dürften – wenn überhaupt – nur eine Nebenrolle
spielen. Die Werften in Konstanz und Staad sind klein. Diejenige in
Friedrichshafen ist der Stadt ein Dorn im Auge. Sie würde das Gebiet lieber
anders nutzen. Und die Werft in Fussach verfüge nicht über die notwendige Größe.
Zudem liege sie schlecht, sagte Walter Klaus, der Besitzer der Vorarlberg Lines.
An der jetzt ins Auge gefassten Zusammenarbeit
führt gemäß Hess nicht zuletzt aus finanziellen Gründen kein Weg vorbei.
Zumindest bei der SBS sei das Werftgeschäft bis jetzt nicht rentabel gewesen.
Alle drei Schifffahrtsgesellschaften kämpften mit den gleichen Problemen: ungenügende
Auslastung, mangelnde Ausstattung und beschränkte Platzverhältnisse.
Hess kann sich vorstellen, dass die
Kooperation im Werftbereich nur ein erster Schritt ist. «Es ist einiges
denkbar, beispielsweise bei den Fahrplänen oder in der Preispolitik, die wir
gemeinsam gestalten könnten.» Selbst die vollständige Integration der
Schifffahrtsgesellschaften will Hess nicht ausschließen. Doch bis dahin sei es
noch ein weiter Weg. Zuerst einmal müssten sie jetzt beweisen, dass sie tatsächlich
willens und fähig seien, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten.
Wenn es gelinge, sei das «eine gute Botschaft», sagte der Rorschacher Stadtpräsident Thomas Müller, der Mitglied des SBS-Verwaltungsrats ist. «Am Bodensee erreichen wir nur gemeinsam etwas.»
Die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) sehe im Moment die Notwendigkeit nicht, am Werftkonzept mitzuarbeiten, sagte Kuno Werner, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz. «Wir werden aber schauen, dass sie ins Boot kommt.» Die URh hat eine eigene kleine Werft.
(Markus Schoch/St. Galler Tagblatt v. 21.08.09)
Reedereien planen Großwerft
Die Werftlandschaft am Bodensee steht vor
dem Umbruch. Die See-Reedereien aus Konstanz, Vorarlberg und der Schweiz sowie
die Bodan-Werft aus Kressbronn planen den Aufbau einer Großwerft. Als Standorte
kommen Kressbronn und Romanshorn in Frage. Ein Umzug des Schiffbaus von
Kressbronn nach Romanshorn ist denkbar.
Die drei Bodensee-Reedereien stehen vor einem
Problem: Die eigenen Werften sind nicht ausgelastet. Die Bodan-Werft in
Kressbronn, die viele der Fahrgastschiffe und Fähren auf dem See gebaut hat,
steht ebenfalls vor einer großen Herausforderung. Die Reedereien am See fordern
immer größere Schiffe, für die aber die aktuellen Hallen und Liegeplätze zu
klein sind. Der Neubau einer Großhalle steht im Raum. Gemeinsam, so hoffen die
Schifffahrt-Unternehmen und der Schiffbauer, ließe sich eine Lösung finden,
von der alle Beteiligten wirtschaftlich profitieren. Einen ersten
Kooperationsvertrag unterzeichneten Vertreter der Konstanzer Stadtwerke, der die
Bodenseeschiffsbetriebe (BSB) gehören, der Schweizerischen
Bodenseeschifffahrtsgesellschaft (SBS), der österreichischen Vorarlberg Lines
und der Bodan-Werft.
Wie die Kooperation tatsächlich aussehen könnte,
ist bisher noch völlig offen. Klar ist bisher nur: Romanshorn muss
Werftstandort bleiben. Dies war Bedingung bei der Übernahme der Schweizer
Flotte von der Schweizer Bahn durch private Investoren, sagt Herrmann Hess vom
Verwaltungsrat der SBS. Nun sind mehrere Lösungen denkbar: So könnten sich die
Partner an einer Gesellschaft beteiligen, die zwei Standorte hat, etwa eine
Reparaturwerft in Romanshorn und eine Neubauwerft in Kressbronn. Aber auch der
Umzug des Schiffbaus von Kressbronn nach Romanshorn ist offenbar eine Option.
„Ich will das zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen“, sagt Robert
Dittmann, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft der Bodan-Werft. Die
Stadtwerke Konstanz lassen offen, ob sie ihre Werften in Konstanz und
Friedrichshafen eventuell komplett aufgeben.
Dann könnten wertvolle Hafenflächen für
eine neue Nutzung frei werden. Was mit den bisherigen Niederlassungen und dem
Personal geschieht, werde erst entschieden, wenn die Neukonzeption vorliege,
betonte Konrad Frommer, Geschäftsführer der Stadtwerke. Die Werft im österreichischen
Fußach spielt in den Überlegungen der Partner keine Rolle. Sie hat wegen eines
nahegelegenen Naturschutzgebiets keine Möglichkeit, zu expandieren und will
sich auf das Geschäft mit kleinen Freizeitbooten spezialisieren.
Der Bau der geplanten Großwerft könnte
Folgen für die Werften der Bodenseeschiffsbetriebe in Konstanz und
Friedrichshafen haben. Die Stadtwerke Konstanz lassen es offen, ob neben der
anvisierten Großwerft Raum für andere Reparaturwerkstätten ist. Ein
Fortbestand erscheint am ehesten in Konstanz-Staad wahrscheinlich. Die
Reparaturanlage für die zwischen Konstanz und Meersburg pendelnden Fähren
wurde erst vor wenigen Jahren modernisiert.
Sollten die Werften in den Häfen von Konstanz
und Friedrichshafen überflüssig werden, würden Filetstücke am See für eine
neue Nutzung frei. Friedrichshafen hätten dann die Möglichkeit, das Hafenareal
weiter zu entwickeln. Konrad Frommer, Geschäftsführer der Stadtwerke, sagt
dazu: Die Stadtwerke seien „zu vielem bereit“, aber erst, wenn es eine
Ersatzlösung geben sollte. „Wir müssen sehen, welche Ressourcen wir dann
noch vorhalten.“ Zur Stammmannschaft der Friedsrichshafener Werft gehören 10
Mitarbeiter. Mit einer Entscheidung über das weitere Vorgehen der
Bodensee-Reedereien im ersten Halbjahr 2010 zu rechnen.
Vier sind dabei
Vor wenigen Jahren standen sich die
Stadtwerke Konstanz, der Privatunternehmer Walter Klaus und andere Investoren
als Konkurrenten um die Übernahme der Schweizer Bodensee-Flotte gegenüber. Nun
kooperieren sie für den Aufbau einer gemeinsamen Großwerft in Kressbronn oder
Romanshorn. Mit dabei ist auch die Bodan-Wert in Kressbronn.
Stadtwerke Konstanz: Sie haben vor
sechs Jahren die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) von der Deutschen Bahn übernommen.
In ihrer Flotte fahren 14 Schiffe. Zusammen mit der Schweizerischen
Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS) betreiben sie die Fährverbindung
zwischen Romanshorn und Friedrichshafen. Die BSB haben 170 Mitarbeiter und
setzen im Jahr rund 11 Millionen Euro um. Die Stadtwerke unterhalten drei
Reparatur-Werften am See, eine im Hafen von Konstanz, eine im Hafen von
Konstanz-Staad und eine recht große in Friedrichshafen. Zur Kernmannschaft des
Werftbetriebs in Friedrichshafen gehören rund zehn Mitarbeiter.
Vorarlberg Lines: Sie sind seit vier
Jahren Teil des Flottenimperiums des Tourismusunternehmers Walter Klaus. Er gilt
als der „Flottenkönig am See“. Er hält auch 49 Prozent an der Schweizer
Schifffahrtsgesellschaft. Walter Klaus machte Furore, als er die „Sonnenkönigin“
in Auftrag gab, den ersten Luxusliner am Bodensee. Unter Flagge der Vorarlberg
Lines fahren sieben Schiffe. Sie beschäftigen 35 Mitarbeiter und setzen im Jahr
rund drei Millionen Euro um.
Schweizerische
Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS): Eine private Käufergruppe übernahm
vor drei Jahren die SBS von der Schweizer Bahn. Die Stadtwerke Konstanz, die
sich auch um den Kauf bemüht hatten, gingen leer aus. Die SBS hat acht Schiffe,
100 Angestellte und setzt im Jahr rund 12 Millionen Franken um. Zur
Schifffahrtsgesellschaft gehört eine Reparaturwerft in Romanshorn.
Bodan-Werft: Das Unternehmen hat seinen
Sitz in Kressbronn. Es wurde vor 90 Jahren gegründet und ist auf die
Entwicklung neuer Fahrgastschiffe und Fähren spezialisiert. In der
Schiffbauabteilung arbeiten 48 Menschen, im Gesamtunternehmen rund 100. In der
Werft wurden viele Schiffe für den Bodensee gebaut, unter anderem die
„Sonnenkönigin“ und die Katamarane, die zwischen Konstanz und
Friedrichshafen pendeln. Der Jahresumsatz liegt bei 20 bis 25 Millionen Euro.
Schifffahrtsgesellschaft Untersee und
Rhein: Sie beteiligt sich derzeit nicht an der Kooperation.
Der Bau der geplanten Großwerft könnte
Folgen für die Werften der Bodenseeschiffsbetriebe in Konstanz und
Friedrichshafen haben. Die Stadtwerke Konstanz lassen es offen, ob neben der
anvisierten Großwerft Raum für andere Reparaturwerkstätten ist. Ein
Fortbestand erscheint am ehesten in Konstanz-Staad wahrscheinlich. Die
Reparaturanlage für die zwischen Konstanz und Meersburg pendelnden Fähren
wurde erst vor wenigen Jahren modernisiert.
Sollten die Werften in den Häfen von Konstanz
und Friedrichshafen überflüssig werden, würden Filetstücke am See für eine
neue Nutzung frei. Friedrichshafen hätten dann die Möglichkeit, das Hafenareal
weiter zu entwickeln. Konrad Frommer, Geschäftsführer der Stadtwerke, sagt
dazu: Die Stadtwerke seien „zu vielem bereit“, aber erst, wenn es eine
Ersatzlösung geben sollte. „Wir müssen sehen, welche Ressourcen wir dann
noch vorhalten.“ Zur Stammmannschaft der Friedsrichshafener Werft gehören 10
Mitarbeiter. Mit einer Entscheidung über das weitere Vorgehen der
Bodensee-Reedereien im ersten Halbjahr 2010 zu rechnen.
(Südkurier v.
21.08.2009)